Sowohl Napoli-Coach Luciano Spalletti (0:0 gegen Hellas Verona) als auch sein Gegenüber Stefano Pioli (1:1 in Bologna) hatten bei der Generalprobe vor dem entscheidenden Rückspiel in diesem Champions-League-Viertelfinale national nur ein Remis notiert - waren darüber hinaus aber mit unterschiedlichen personellen Vorzeichen in dieses große Duell gestartet.
Denn während der Milan-Trainer auf dieselben elf Akteure setzen konnte wie beim 1:0-Erfolg im Hinspiel vor einer Woche, musste Spalletti umbauen. Sowohl Abwehrchef Kim (3. Gelbe) als auch Mittelfeldmotor Zambo Anguissa (Gelb-Rot) fehlten gesperrt, dafür rückten Juan Jesus und Ndombelé frisch rein. Und, das die beste Nachricht im Vorfeld aus SSC-Sicht: Torgarant Osimhen - auch beobachtet von Bayern München - war nach Adduktorenverletzung wieder dabei.
Eingekesseltes Milan
CL-Viertelfinale, Rückspiele
Mit dem Zielspieler an vorderster Front kannten die Neapolitaner auch vom Start weg nichts anderes als Vollgas. Kvaratskhelia suchte immer wieder das Eins-gegen-eins mit Calabria, Politano dribbelte auch drauf los - und Akteure wie Zielinski sowie Lobotka forcierten Gegenpressing samt schnellen Rückeroberungen.
Es fehlte aber die große Idee gegen den defensiven AC-Riegel, der sich teilweise erst am eigenen Fünfmeterraum aufbaute. Lediglich Mario Rui bei einem aussichtsreichen Standard (5. Minute), Kvaratskhelia mit einem zu harmlosen Flachschuss (9.) und Politano (13.) wussten sich etwas anzunähern.
Giroud verzweifelt und lacht doch noch
Von den Mailändern war lange Zeit einfach nichts offensiv zu sehen. Dann ging es aber erstmals nach vorn - und schon lag das 1:0 in der Luft. Mario Rui kassierte von Rafael Leao einen Beinschuss und revanchierte sich mit einem plumpen Foul (21.). Beim fälligen Elfmeter übernahm Routinier Giroud die Verantwortung, scheiterte mit seinem schwachen Versuch allerdings an SSC-Keeper Meret (22.) - und verzweifelte kurz darauf gleich nochmals (28.).
Besser im Spiel waren allerdings weiterhin die heimischen Kampanier, die aber einfach die ganz großen Ideen vermissen ließen. Mailands Schlussmann Maignan hatte kaum etwas zu tun, musste lediglich gegen Zielinski (26.) und di Lorenzo (42.) aufpassen, was er tat. Es kam allerdings noch schlimmer aus süditalienischer Sicht: Einerseits mussten Politano und Mario Rui verletzt runter, andererseits gab es einen möglichen Elfmeter nach riskantem Einsteigen von Rafael Leao gegen Joker Lozano nicht (36.) - und dann rannte jener Rafael Leao noch über die Hälfte des gesamten Feldes, ließ etwa Rrahmani eiskalt stehen und bediente den einschussbereiten Giroud - 1:0 (43.).
Kvaratskhelia vergibt, Osimhen sticht zu spät
Somit war der zu erklimmende Berg noch höher geworden, im Gesamtvergleich dieses CL-Viertelfinals lag Napoli plötzlich 0:2 zurück und hatte bekanntlich nur noch 45 Minuten Zeit für den Turnaround. Der Wille, dieses Duell noch umzubiegen, war den Partenopei dabei nicht abzusprechen. Doch Kvaratskhelia (46.), Ndombelé (57.), erneut Kvaratskhelia (58.), Olivera zweimal aus nächster Nähe (64. und 88.) sowie Zielinski (72.) nutzten ihre Möglichkeiten einfach nicht konsequent genug.
Ließ in der Schlussphase ein Tor liegen, scheiterte beim Elfmeter an Mike Maignan: Khvicha Kvaratskhelia. IMAGO/Antonio Balasco
Ein großes Sinnbild dafür war letztlich auch die 82. Minute, nachdem Tomori klar Hand gespielt und einen Elfmeter verursacht hatte. Kvaratskhelia trat an - und verzweifelte mit seinem harten, aber auch nicht allzu sehr platzierten Schuss an Keeper Maignan. Für einen Treffer reichte es letztlich trotzdem noch - Osimhen traf nach Flanke von Joker Raspadori zum 1:1 (90.+3) -, dieser kam aber zu spät. Somit zog Milan ins Halbfinale der Champions League ein und feierte neben Torwart Maignan vor allem die eigene Defensivabteilung. Denn allen voran Calabria, der oft gegen Kvaratskhelia seinen Mann stand, aber auch Kjaer, Tomori und Theo waren extrem oft äußerst aufmerksam.
Bei der SSC Neapel steht direkt der nächste Kracher auf dem Programm - bei Rekordmeister Juventus Turin geht es am Sonntagabend rund (20.45 Uhr). Die Mailänder empfängt am selben Tag um 18 Uhr die US Lecce. Im Halbfinale der Champions League treffen die Rossoneri entweder auf Benfica Lissabon oder Inter Mailand.