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Nagelsmann über Personalien: "Thomas kann die Back-up-Rolle, Mats ist dafür nicht ideal"

Gündogan bleibt Kapitän

Nagelsmann über Personalien: "Thomas kann die Back-up-Rolle, Mats ist dafür nicht ideal"

Unterschiedlicher Umgang: Bundestrainer Nagelsmann mit Thomas Müller und Mats Hummels.

Unterschiedlicher Umgang: Bundestrainer Nagelsmann mit Thomas Müller und Mats Hummels. IMAGO/Schüler

Der deutsche Kader für die anstehenden Länderspiele in Frankreich und gegen die Niederlande bietet reichlich Gesprächsstoff. Bundestrainer Julian Nagelsmann über ...

… die Kapitänsfrage:

"Ilkay bleibt der Kapitän. Er ist stolz, die Binde zu tragen. Er weiß aber auch, dass wir alle Kapitäne sein und Verantwortung tragen sollten. Identisch sieht es Manuel Neuer, der jahrelang verdientermaßen Kapitän war und weiter Gewicht hat. Das steht ja außer Frage. Das Kapitänsthema betrifft eher die Mannschaft. Er muss Anlaufstelle für die Spieler sein. Die Spieler sollen das Gefühl haben, dass sie Anführer in ihren Reihen haben, zu denen sie gehen können, wenn sie Sorgen haben, die sie nicht mit dem Trainer besprechen wollen. Das betrifft nicht nur Ilkay."

… die Torwart-Frage:

"Ich werde mit Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen Gespräche führen. Ich nehme da jetzt nichts vorweg. Auch unser Torwarttrainer wird ein Teil des Gesprächs sein. Er hat den besseren Überblick als ich, dafür haben wir ihn. Dann werden wir entscheiden, wie wir die Spiele gestalten."

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… die Nicht-Berücksichtigung von Mats Hummels:

"Mats hat aktuell nicht den besten Flow in Dortmund. Er hat nicht so viel gespielt wie zuvor. Wir wollen jetzt auch eine andere Ordnung haben als in der ursprünglichen Herangehensweise. Wir werden etwas anders aufbauen, haben dadurch einen zentralen Verteidiger weniger. Im Moment sind zwei andere Spieler in der Innenverteidigung gesetzt (Antonio Rüdiger und Jonathan Tah, d. Red.) Es geht aus Trainersicht darum, die zu finden, die die Back-up-Rolle ausfüllen. Da sehe ich Mats nicht als Idealbesetzung. Wir haben zwei dabei, die das besser können (Robin Koch und Waldemar Anton, d. Red.)."

… die nominierten Innenverteidiger Robin Koch und Waldemar Anton:

"Robin Koch ist in seiner Persönlichkeit gereift, auch durch die Zeit im Ausland. Er spricht viel, coacht, ist der zweikampfstärkste Defensivspieler der Liga. Er wird die Rolle gut ausfüllen und trotzdem marschieren. Er wird seinen Teil dazu beitragen, die anderen zu pushen. Er wirft immer alles rein. Die Nominierung ist die Belohnung für die Entwicklung, die er genommen hat. In der Abwehr wäre mir ein gutes Mauerwerk lieber als frischer Wind. Dazu kann er beitragen. Waldemar Anton ist ein extrem stabiler Verteidiger mit einem großen Herzen, großen Emotionen und einer großen Leidensfähigkeit. Auch mit einem guten Offensivdrang. Er liebt es zu verteidigen und wirft sich immer rein. Wenn man seinen Karriereverlauf sieht, dann passt er gut zu der Rolle. Er nimmt nicht für sich in Anspruch, jedes Spiel von Beginn an zu machen, wird aber dennoch immer Vollgas geben und nie für schlechte Stimmung sorgen. Er ist demütig und glücklich, dass er dabei ist."

Pavlovic? "Es war sein Wunsch"

… den erstmals berufenen Aleksandar Pavlovic, der auch für Serbien spielen könnte:

"Ich finde es legitim, dass sich der DFB um Talente bemüht, die auch für andere Nationen spielen könnten. Aber ich bin kein Trainer, der Spielern reinredet, für welches Land sie spielen sollen. Das würde ich auch nicht tun, wenn der DFB mich darum bittet. Das ist für mich ein sehr persönliches Thema. Aleksandar ist nicht aus politischen Gründen dabei. Ich habe ihn nicht überzeugen müssen. Es war sein Wunsch. Jetzt ist er dabei - als Folge des Leistungsprinzips. Er hat beim FC Bayern sehr gute Leistungen zeigt, spielt sehr dominant und sehr stabil. Ob es für die EM reicht, werden wir nach dem Lehrgang bewerten."

… Die Nicht-Berücksichtigung von Leon Goretzka:

"Dass er nicht dabei ist, hat nichts mit Aleksandar Pavlovic zu tun. Leon war in den letzten Spielen deutlich stabiler. Aber auch da geht es darum, die passenden Spieler für die Rollen zu finden. Da sehe ich derzeit zwei andere Spieler vorne dran (Robert Andrich und Pascal Groß, d. Red.). Aber auch für ihn gilt, was für alle anderen gilt: Es ist keine Tür zu, er kann durch gute Leistungen und ein Verständnis für die Rollen für sich werben. Er war natürlich enttäuscht, es war kein angenehmes Gespräch. Aber am Ende ist es so, dass ich die Entscheidungen treffen muss. Sonst habe ich am Ende 46 Spieler dabei."

Es gibt ja den Ausdruck Querpass-Toni, wer den heute noch verwendet, der hat wirklich überhaupt keine Ahnung von Fußball.

Julian Nagelsmann über Toni Kroos

… die Rückkehr von Toni Kroos:

"Er ist sehr wichtig, aber er ist auch nicht der alleinige Heilsbringer. Das hat er gesagt, das sage ich auch. Wir hatten extrem viele Gespräche, er ist ein extrem angenehmer Gesprächspartner, weil er weiß, was er kann. Er weiß aber auch, was er nicht kann, und äußert das. Er hat ein extremes Gespür und viel Erfahrung, er hat oft die Champions League gewonnen und hat eine enorme Ruhe. Er kann ein genialer Verbindungsspieler sein. Es gibt ja den Ausdruck Querpass-Toni, wer den heute noch verwendet, der hat wirklich überhaupt keine Ahnung von Fußball. Was die Anzahl der überspielten Gegner angeht, ist er der beste Mittelfeldspieler in Europa derzeit. Er spielt bei Real extrem stabil. Ich freue mich extrem, dass ich ihn in vielen Gesprächen dazu bewegen konnte, das noch mal zu machen. Das rechne ich ihm hoch an. Er hätte sich im Sommer auch entspannen können."

… Thomas Müller:

"Er ist einer, der sich mit der Back-up-Rolle anfreunden kann. Er hatte die Gewöhnung daran bei den Bayern. Er ist ein Spieler mit Bedeutung, auch außerhalb des Platzes. Er ist das Gesicht des deutschen Fußballs, das Gesicht für die Fans. Er ist ein intelligenter Spieler, der Dinge versteht und begreift. Der sich selbst nicht in den Mittelpunkt stellt. Genau das brauchen wir."

Matthias Dersch

Die DFB-Trikots von 1934 bis heute