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Nächster Ärger für Türkgücü: FIFA droht mit Transfersperre

Verein sieht sich nicht als richtiger Ansprechpartner

Nächster Ärger für Türkgücü: FIFA verhängt eine Transfersperre

Düstere Aussichten: Nach derzeitigem Stand darf Türkgücü München bis Sommer 2026 keine Spieler mehr verpflichten.

Düstere Aussichten: Nach derzeitigem Stand darf Türkgücü München bis Sommer 2026 keine Spieler mehr verpflichten. imago images/Picture Point

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Als ob es derzeit nicht ohnehin genug offene Baustellen bei Türkgücü gäbe, tat sich nun noch eine weitere auf. Am vergangenen Freitag bekamen die Münchner Post von der FIFA. Der Inhalt war wenig erfreulich: Mit sofortiger Wirkung belegte der Weltverband den bayerischen Regionalligisten mit einer bis Sommer 2026 gültigen Transfersperre.

Stein des Anstoßes ist der Transfer von Törles Knöll im Sommer 2021. Der mittlerweile 26-jährige Angreifer, der für den 1. FC Nürnberg (16) und den Hamburger SV (1) sogar insgesamt 17-mal in der Bundesliga auflief, war seinerzeit am Ende der Transferperiode am 29. August für eine kolportierte Ablöse von 150.000 Euro vom kroatischen Erstligisten Slaven Belupo verpflichtet worden. Bezahlt wurde sie offensichtlich nur zum Teil. "Ein fünfstelliger Betrag" sei noch offen, wie Türkgücü-Präsident Taskin Akkay erklärt.

Eine Sache für den Insolvenzverwalter?

Aus nachvollziehbaren Gründen wandte sich Slaven Belupo in dieser Angelegenheit an die FIFA, "die das offenbar einfach durchgewunken hat", zeigt Akkay wenig Verständnis. "Selbst wenn wir die finanziellen Mittel hätten, würden wir das nicht bezahlen", erklärt er. Schließlich, so argumentiert Türkgücü schlüssig, sei man schlichtweg nicht der richtige Ansprechpartner. Nach der Insolvenz im Frühjahr 2022 ist von Türkgücü nur noch der eingetragene Verein übrig, alle Angelegenheiten, die Vorgänge aus der Zeit unter Präsident Hasan Kivran betreffen, sind mit dem Insolvenzverwalter der zuvor ausgegliederten Kapitalgesellschaft zu regeln.

Auch nach Rücksprache mit einem Anwalt, erläutert Akkay, "gehen wir davon aus, dass uns das gar nicht betreffen kann". Er hoffe, dass diese nächste Hürde "mit einer einfachen juristischen Stellungnahme" zu bewältigen ist. Jedenfalls werde man, betont Akkay kämpferisch, "alle Hebel in Bewegung setzen, dass die Sperre - zumindest vorübergehend bis zur endgültigen Klärung - aufgehoben wird". Knöll übrigens verabschiedete sich nach nur 16 Drittliga-Einsätzen (1 Tor) in der Saison 2021/22 schon ein Jahr später wieder in Richtung Offenbacher Kickers. Seit Januar 2023 steht er beim kroatischen Zweitligisten NK Vukovar unter Vertrag.

Dieser Altlast also kann Akkay durchaus zuversichtlich entgegenblicken, da es in der Tat schwer vorstellbar scheint, dass der Nachfolgeverein Türkgücü München e. V. für die offenkundig arg bescheidene Zahlungsmoral der Kapitalgesellschaft unter Kivran haftbar gemacht werden kann. Fakt ist jedoch auch, dass Türkgücü, dem ohnehin im Sommer der nächste große Umbruch bevorsteht, bis zur - zumindest vorübergehenden - Aufhebung dieser Sperre keine Spieler unter Vertrag nehmen kann.

Option "Dantestadion" wird konkreter

Auch in einer anderen, für den Verein nicht minder bedeutsamen Angelegenheit ist eine gewisse Dringlichkeit geboten. Noch immer suchen Akkay und sein Präsidium "händeringend nach einer Lösung" für das ebenso akute wie latente und weiterhin ungelöste Stadionproblem. Immerhin ist inzwischen eine Lösung in Aussicht. Nachdem die drittklassigen Frauen des FFC Wacker eine Zusage zur Nutzung des Grünwalder Stadions ab der kommenden Saison erhielten, gingen Akkay und Türkgücü in die Offensive und unterbreiteten der Stadt die einzig realistische und auch realisierbare Alternative innerhalb der Stadtgrenzen: Das Dantestadion, derzeit nur von den Footballern der Munich Cowboys belegt. Laufend befinde er sich derzeit in Gesprächen mit allen politischen Fraktionen, erzählt Akkay. Die SPD-Fraktion schließlich reichte in der vergangenen Woche einen Antrag zur Überprüfung der Möglichkeit ein, das Dantestadion schon für die kommende Spielzeit regionalligatauglich zu ertüchtigen. Auch eine Stadionvorbegehung - ohne Vertreter Türkgücüs - fand schon statt.

Als entscheidend stuft Akkay nun den "politischen Willen" ein, denn, wie er sagt: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg." Und diesen Willen glaubt er mittlerweile durchaus erkannt zu haben. Zuversichtlich stimme ihn auch "der große Zuspruch der türkischen Community in der Stadt, den wir zuletzt erfahren haben". Nun, so der Türkgücü-Chef, sei "die Verwaltung gefordert, eine gemeinsame Lösung anzugehen". Das "Dilemma" immerhin sei inzwischen auch auf politischer Seite erkannt worden.

Auch Fußball wird übrigens derzeit gespielt bei Türkgücü. Nicht besonders erfolgreich zwar, was aber angesichts des enormen personellen Aderlasses im Winter nicht überrascht. Alle fünf Pflichtspiele des Jahres gingen verloren, in Abstiegsgefahr werden die Münchner dennoch kaum mehr geraten. Von Planungssicherheit ist Türkgücü München aktuell trotzdem meilenweit entfernt. Wenngleich trotz aller offenen Baustellen vorsichtiger Optimismus vorherrscht. "Weiter kämpfen" wird Akkay in jedem Fall, wie der umtriebige und an vielen Fronten geforderte Präsident betont.

Matthias Horner

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