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Nach Razzia in Aubstadt: Die heile Welt hat sich verändert

Handys für Wochen beschlagnahmt

Nach Razzia in Aubstadt: Die heile Welt hat sich verändert

Der TSV Aubstadt durchlebt schwierige Wochen.

Der TSV Aubstadt durchlebt schwierige Wochen. imago images/Fotostand

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Irgendwie scheint es, als habe in dem kleinen 800-Einwohner-Regionalliga-Dorf am 25. Mai 2023 eine neue Zeitrechnung begonnen. An jenem Donnerstag, zwei Tage vor dem letzten Saisonspiel zuhause gegen die SpVgg Hankofen-Hailing (5:3), statteten 270 Beamte des Hauptzollamts Schweinfurt um 6.30 Uhr zwecks Hausdurchsuchung wegen des Verdachts auf Schwarzgeld-Zahlungen dem Dorf einen Besuch ab.

Über dessen Verhältnismäßigkeit haben sich die Gemüter bisher immer noch nicht beruhigt. Von Traumatisierung ist die Rede. Man beruhigt zwar stets Nachfragende, dass es für den TSV Aubstadt, Elfter der abgelaufenen Runde, auch dessen vierte Regionalliga-Saison geben werde. Mit welchen Spielern und welchem Trainer-Team, darüber wurde länger als in den vergangenen Jahrzehnten gemunkelt, spekuliert, aber nichts Konkretes bestätigt.

Beim Zähneputzen bewacht

Man hält sich wesentlich bedeckter als normal in dem kleinen Verein - und im Dorf insgesamt, in dem ansonsten Gerüchte schneller als woanders entstehen, bestätigt oder dementiert werden. Viele Gespräche sind überschattet vom Wissen oder Unwissen über die Vorwürfe und Vorgänge des anderen. Und davon, was bei den Hausdurchsuchungen von Vorstandsmitgliedern und Spielern den Durchsuchten zugemutet wurde. Der Vorsitzende habe sein Bett nicht verlassen dürfen, Kindergartenkinder wurden beim Zähneputzen von Zollbeamten bewacht. Die beschlagnahmten Handys der Verhörten waren bis Montag, fast vier Wochen, in Verwahrung. Es sollen sich skurrile Gesprächsauftakte ergeben haben, wenn Bekannte die betreffende Nummer wählten.

Fest steht: Die heile Welt des Dörfchens im ehemaligen Zonenrandgebiet hat sich verändert. Dass der Ortskern seit rund drei Jahren wegen Sanierungsmaßnahmen gesperrt und von Auswärtigen nicht erreichbar ist, passt im Nachhinein irgendwie ins Gesamtbild.

Bewegung in der Planung

Vor diesem Hintergrund musste am Kader für die kommende Saison gebastelt werden. Für Außenstehende ein Tappen im Dunkeln, weil man etwaige Hindernisse noch gar nicht kennt. Doch es bewegte sich einiges. Ob es Gravierendes ist, wird die Saison zeigen. Sechs Spieler haben dem Verein den Rücken gekehrt. Vier davon in die Regionalliga Bayern, einer in die Bayernliga und ein ganz wichtiger, Joshua Endres, der interne Torschützenkönig mit 17 Saisontoren, zum FC Carl Zeiss Jena in die Regionalliga Nordost.

Als Zugänge kamen drei Jungspunde aus der Landes- und Bayernliga zum TSV. Am Mittwoch wurde die Rückkehr von Martin Thomann vom Drittliga-Absteiger SpVgg Bayreuth bestätigt, der vorher ein Jahr beim FC Schweinfurt 05 und fünfeinhalb Jahre schon einmal beim TSV Aubstadt spielte. Vier Neue sind auch im Trainerteam, Chef der bisherige Co-Trainer Julian Grell, 36, einst neun Jahre lang Spieler. Nachhaltigkeit und mehr Regionalität sind tendenziell erkennbar.

Rudi Dümpert

Alle Torschützenkönige der Regionalliga Bayern