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Sven Mislintats Ajax-Aus: Diese Fragen bleiben

Welche Rolle spielt die Agentur Stellar?

Nach Mislintats Ajax-Aus: Diese Fragen bleiben

Nicht mehr Ajax-Direktor: Sven Mislintat.

Nicht mehr Ajax-Direktor: Sven Mislintat. ANP/AFP via Getty Images

Auf elf schmalen Zeilen erklärte der niederländische Rekordmeister, mutmaßlich auch noch ziemlich geschockt von den Umtrieben, die zum Spielabbruch gegen Feyenoord führten, die Zusammenarbeit mit dem Deutschen für beendet. Interimsgeschäftsführer Jan van Halst wurde in der Mitteilung dahingehend zitiert, dass diverse Versuche fehlgeschlagen seien, breite Unterstützung für den Sportdirektor wiederherzustellen, und hatte die Trennung von Mislintat so verargumentiert. Wahrscheinlich ist das die vernünftigste Lösung.

Mislintat sah sich nach dem verkorksten Saisonstart zunächst der Kritik diverser Ajax-Legenden ausgesetzt, dann wurde auch noch eine Untersuchung gegen ihn eingeleitet, weil die Spielerberatungsagentur AKA Global, die den Transfer Borna Sosas vom VfB Stuttgart zu Ajax begleitet hatte, Anteile an Mislintats Datenanalyse-Unternehmen Matchmetrics hält. Ein offenkundiger Interessenkonflikt, der eine weitere gedeihliche Zusammenarbeit ohnehin unwahrscheinlich machte.

This photograph taken on September 24, 2023, shows smoke rising from fireworks thrown on the field by Ajax' supporters during the Dutch Eredivisie football match between Ajax Amsterdam and Feyenoord at the Johan Cruijff Arena in Amsterdam. (Photo by Olaf Kraak / ANP / AFP) / Netherlands OUT (Photo by OLAF KRAAK/ANP/AFP via Getty Images)

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Zudem belastete "De Telegraaf" Mislintat heftig. Dem niederländischen Blatt läge ein Whats-App-Verlauf zwischen Sosa und Thies Bliemeister vor, einem Geschäftsführer der Spielerberatungsagentur ICM Stellar, der untermauere, dass Mislintat den Sosa-Deal nur mit AKA-Global-Miteigner Arthur Beck habe durchziehen wollen. Der Vorwurf jedenfalls wiegt schwer, weil er mögliche Korruption impliziert.

Es gilt die Unschuldsvermutung und bislang bestätigt auch niemand offiziell diesen Sachverhalt. Die Stellar-Gruppe reagierte auf eine Anfrage, ob die Darstellung des "Telegraaf" korrekt sei, nicht. Beck selbst hat der Darstellung widersprochen, auch Sosa hat sie dementiert.

Wer ist eigentlich Sosas Berater?

Der Kern der Sache liegt ein Stück weit auch in der Frage, wer denn eigentlich Sosas Berater ist. Stellar hatte bis vor kurzem ein Mandat vom Spieler, allerdings reklamiert auch Beck ein solches für sich. Die Gepflogenheiten des Marktes geben eine solch schwammige Auftragslage her, speziell in Deutschland. Hierzulande sind Exklusivitätsklauseln in der Arbeitsvermittlung ungültig, weshalb beispielsweise Fußballprofis die Spielervermittler wechseln können wie die sprichwörtlichen Unterhosen (in den Niederlanden sieht das übrigens anders aus).

Sosa wollte den VfB unbedingt verlassen. Die Stuttgarter selbst wollten Geld sehen, nachdem sie noch im Winter ein 10-Millionen-Euro-Angebot von Bayer 04 Leverkusen ausgeschlagen hatten. Stellar soll sowohl mündliche Offerten von Eintracht Frankfurt als auch dem FC Sevilla gebracht haben, die aus verschiedenen Gründen für Sosa selbst respektive den VfB nicht in Frage kamen. Auch mit der AC Milan soll es Kontakt gegeben haben, der allerdings nicht so konkret war wie der nach Frankfurt und Sevilla.

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kicker-News vom 01.10.2023, 00:00 Uhr
01:41 Minuten
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Die Spur nach Mailand wiederum legte nach kicker-Recherchen ein anderer Berater, also kein Vertreter von Stellar oder AKA Global. Die Ajax-Untersuchung, die eine externe Gruppe durchführen wird, wird sich mit der Frage beschäftigen müssen: Welche Rolle spielte Stellar? Ist jener im "Telegraaf" genannte Whats-App-Chat wirklich so belastend?

Mit der vollzogenen Demission des Ex-Dortmunders jedenfalls hat der Sosa-Deal nichts zu tun. Vielmehr soll Mislintat, der weiterhin schweigt, am Freitag das Trainerteam von Chefcoach Maurice Stejn unter Druck gesetzt haben. Das reagierte, indem es gegen Feyenoord kaum einen von Mislintat verpflichteten Profi in die Startelf berief. Wenig später war der Sportchef Geschichte.

Benni Hofmann

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