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Mehr als nur der Sohn: Angreifer Mario Engels startet bei Roda JC Kerkrade voll durch

Angreifer trifft im niederländischen Unterhaus wie am Fließband

Mehr als nur der Sohn: Engels startet voll durch

Kaum zu stoppen: Mario Engels hat in Kerkrade sein Glück gefunden.

Kaum zu stoppen: Mario Engels hat in Kerkrade sein Glück gefunden. imago

Als Mario Engels im vergangenen Sommer mit seinem Trainer Robert Molenaar zusammensaß, kündigte er seine Leistungsexplosion beinahe prophetisch an. Mit Roda Kerkrade war Engels da gerade aus der Eredivisie abgestiegen. Schon wieder drohte es kompliziert zu werden für den Sohn der Kölner Mittelfeld-Legende Stephan Engels. "Ich habe meinem Trainer damals gesagt, dass nun das wichtigste Jahr meiner Karriere ansteht", erzählt Mario Engels, der sich zu diesem Zeitpunkt bewusst war: "Wenn ich jetzt nicht liefere, wird es ganz schwer, nochmal Fuß zu fassen."

Doch dann lieferte der Angreifer - und wie: An den ersten beiden Spieltagen netzte der 25-Jährige gleich doppelt ein, inzwischen stehen 22 Treffer in 27 Ligaspielen in der Saison-Statistik. "Zu Anfang hat es gleich gut geklappt, da war ich voller Selbstvertrauen", sagt Engels, dessen Vertrag in Kerkrade am Saisonende ausläuft. Kein Wunder, dass der Kölner nun heiß begehrt ist. "Das ist Bestätigung. Es freut einen, dass man wieder gefragt ist. In den vergangenen drei Jahren ist es ja nicht immer so gut gelaufen."

Roda Kerkrade - Die letzten Spiele
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Spielersteckbrief M. Engels
M. Engels

Engels Mario

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Engels nahm in seiner Karriere nicht nur einen, sondern gleich mehrere Umwege. Beim 1. FC Köln kämpfte sich der flinke Stürmer mit dem großen Namen durch alle Nachwuchsmannschaften. In der U 21 trainierte ihn Vater Stephan. "In der Jugend musste ich mir oft anhören, dass ich nur wegen meines Vaters da sei", sagt Engels junior. "Das macht einen schon traurig, wenn man 13 oder 14 ist. Aber das hat mich auch stärker gemacht." 2014 zog es ihn zum damaligen Zweitligisten FSV Frankfurt. Die erste Saison lief passabel, im Sommer 2015 saß Engels sogar mit Freiburgs Coach Christian Streich zusammen. Der wollte ihn verpflichten, Frankfurt witterte das große Geschäft - und verpokerte sich. Weil der FSV eine zu hohe Ablöse forderte, blieb Engels damals am Main, spielte unter dem neuen Trainer Tomas Oral aber fortan eine deutlich geringere Rolle als versprochen.

"Da sieht man, wie schnell es im Fußball geht"

Gleich am zweiten Spieltag nahm Oral Engels nach exakt 32 Minuten vom Feld - die Höchststrafe, nach der das Vertrauen vollends brach. Am Ende der Saison stieg der FSV ab, Engels stand ohne Klub da. "Da sieht man, wie schnell es im Fußball geht", erinnert sich Engels. Es folgte ein Engagement in Polen, Slask Wroclaw lockte, ein Erstligist mit Ambitionen. Doch auch hier stockte es. Schon nach wenigen Monaten tauschte der Klub den Trainer, Engels geriet erneut aufs Abstellgleis.

Es dauerte mit dem Durchbruch. Über den ehemaligen Schalker Trainer Huub Stevens und Ex-Bundesliga-Spieler Dani Schahin entstand der Kontakt zu Roda. Ein Arbeitgeber mit Vorteilen: Der "Kölsche Jung" Engels konnte mit Freundin Laura in Köln bleiben und zum Training in die Grenzstadt pendeln. Anders als in Polen kommt er mit der Sprache gut zurecht: "Das ist wie Englisch, Deutsch und Kölsch gemischt", sagt Engels schmunzelnd, abgesehen davon spricht ein Teil des Trainerteams gut deutsch oder englisch. "Vielleicht ist das auch ein Grund, wieso es läuft: Weil ich meine Familie und Freunde wieder in der Umgebung habe", sagt der Stürmer, der sich im jungen Kerkrader Team schon zu den "Opas" zählt.

Wenn er auf das Tor zugeht und dem Ball nachläuft, ist er am stärksten.

Kerkrade-Coach Robert Molenaar

Aber was ließ ihn nun tatsächlich sportlich explodieren? Trainer Molenaar versetzte den schnellen Spieler nach dem Gespräch im Trainingslager vom Flügel ins Zentrum. "Er hat in dieser Saison viel Selbstvertrauen gewonnen. Vor allem, wenn es um den Abschluss vor dem Tor geht. Er bleibt sehr ruhig", lobt der Trainer, der seinen Top-Scorer gern halten würde. Wieso Engels, in der Jugend meist Zehner oder hängende Spitze, bei all seinen Stationen auf dem Flügel landete, versteht Molenaar: "Ich verstehe das, weil er viel Geschwindigkeit hat und eine Mannschaft um sich herum braucht." Doch die Stärken seien unübersehbar: "Wenn er auf das Tor zugeht und dem Ball nachläuft, ist er am stärksten. Seine Geschwindigkeit ist ein Plus, aber Aufgeschlossenheit ist auch eine Waffe. Gegenwärtig wissen die Gegner nicht, was sie aufgrund seiner Wandelbarkeit von ihm erwarten sollen", lobt Molenaar.

Ab in die 2. Bundesliga?

Wie es im Sommer weitergeht, bleibt offen. Ein weiteres Jahr im Unterhaus möchte Engels nicht spielen. Die deutsche 2. Liga traut er sich zu, ebenso den Schritt zu einem ambitionierten Erstligaklub in den Niederlanden. "Wenn im Sommer jemand kommt, für den ich wieder umziehen muss, nehme ich das in Kauf", sagt Engels, der anfügt: "Ich brauche realistische Chancen, Stammspieler zu werden." Die Argumente dafür hat er in Kerkrade gesammelt.

Jim Decker

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