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Maximales Drama: Barça verteidigt Titel im Siebenmeterwerfen

Wolff verliert mit Kielce packendes Champions-League-Endspiel in Köln

Maximales Drama: Barça verteidigt Titel im Siebenmeterwerfen

Freud und Leid eng beieinander: Andreas Wolff schleicht enttäuscht davon, Barcelona feiert die Titelverteidigung.

Freud und Leid eng beieinander: Andreas Wolff schleicht enttäuscht davon, Barcelona feiert die Titelverteidigung. imago images

Drei packende Spiele hatten die Zuschauer in Köln bereits vor dem Finale in den Knochen, das Spiel um Platz drei zwischen dem THW Kiel und Telekom Veszprem musste sogar im Siebenmeterwerfen entschieden werden - mit dem besseren Ende für den deutschen Serienmeister. Eine letzte Steigerung sollte tatsächlich folgen.

Das Final Four in Köln auf einen Blick

Denn auch das Endspiel um die europäische Krone hielt, was es zuvor versprochen hatte. Nationalkeeper Andreas Wolff, deutscher Held bei der EM 2016, hielt direkt den ersten Ball vor den Augen von Barça-Präsident Joan Laporta, der sich das Spektakel am Rhein nicht entgehen lassen wollte.

Ein Bild, das sich schnell abzeichnete: Während Barcelona aus einer aggressiven, stabilen 6:0-Abwehr - die beste der bisherigen Champions-League-Saison - heraus das Tempospiel suchte, musste sich Kielce jedes einzelne Tor hart im Positionsangriff erarbeiten. Beim 5:2 hatten sich die Katalanen die erste Drei-Tore-Führung erarbeitet (7.).

Zukünftiger Hannover-Profi Vujovic macht jeden Wurf rein

Doch der polnische Spitzenklub ließ sich so einfach nicht abhängen, die wurfgewaltigen Branko Vujovic (4/4 vor der Pause, ab Sommer für die TSV Hannover-Burgdorf am Ball) und Szymon Sicko besorgten dringend benötigte, einfache Tore aus dem Rückraum. Dazu kam auch Denker und Lenker Alex Dujshebaev, der die ersten Minuten noch von der Bank aus hatte zusehen müssen und das Spiel nun an sich riss.

Mit der Unterstützung des immer heißer laufenden Wolff zwischen den Pfosten kämpfte sich Kielce heran und glich beim 12:12 aus - Kreisläufer Artsem Karalek fischte einen Abpraller aus der Luft und zog blitzschnell ab (25.). Barcelona, das zwischenzeitlich knapp sechs Minuten ohne eigenes Tor geblieben war, kam durch das sechste Tor von Rechtsaußen Aleix Gomez - schon im Halbfinale gegen Kiel überragend - zur 14:13-Pausenführung.

Wolff und Perez de Vargas im "Fernduell"

In der Kabine hatte Kielces Trainer-Legende Talant Dujshebaev offenbar die richtigen Worte gefunden: Beim 17:16 erzielte Daniel Dujshebaev, sein zweiter Sohn im Team, die erste polnische Führung seit dem allerersten Tor des Spiels (37.). Es blieb eine Partie geprägt von atemberaubendem Tempo und individueller Extraklasse.

Barcelona tat sich im Angriff immer schwerer und ließ hinten freie Würfe zu, wusste aber einen erneut gigantischen Gonzalo Perez de Vargas, MVP des Champions-League-Final-Fours im letzten Jahr, hinter sich. Eine Viertelstunde vor Schluss bahnte sich beim Stand von 21:21 ein echter Krimi an.

Karalek erzwingt die Verlängerung

Nach dem Seitenwechsel trumpfte bei Kielce mitunter auch der 2,06-Meter-Hüne Uladzislau Kulesh auf, seine präzisen Gewaltwürfe kosteten Barcelona viele Nerven. Die Katalanen hielten besonders mit ihren Franzosen Dika Mem und Melvyn Richardson dagegen. Gomez besorgte vom Siebenmeterstrich in Überzahl das 28:27 (59.) - eine Entscheidung lag in der Luft, doch Mem zeigte Nerven und donnerte den Ball aus der zweiten Reihe ungewohnt weit am linken Pfosten vorbei.

So bekam Kielce noch einmal den Ball und Kulesh traf Sekundenbruchteile vor dem Ende die richtige Entscheidung mit dem Anspiel auf Kreisläufer Karalek (später als Final-Four-MVP ausgezeichnet), der die Verlängerung erzwang (28:28). In Teil eins der Verlängerung war es allen voran Wolff, der die Polen vor Schlimmerem bewahrte - unter anderem nahm der Nationalkeeper mit seiner zwölften Parade einen Gegenstoß von Ludovic Fabregas sensationell weg.

Ausgerechnet Alex Dujshebaev zeigt Nerven

Mit einem Tor Rückstand startete Kielce in die letzten fünf Minuten der Partie, in denen der Außenseiter diese wieder auf seine Seite zog. Doch weil Alex Dujshebaev den letzten Wurf rechts am Tor vorbeihaute, musste tatsächlich wie im Spiel zuvor das Siebenmeterwerfen entscheiden.

Gomez und Mem trafen recht glücklich gegen Wolff, während die Kielce-Schützen relativ souverän verwandelten. Den letztlich entscheidenden Versuch vergab dann ausgerechnet der überragende Kielce-Kapitän Alex Dujshebaev gegen seinen Nationalmannschaftskollegen Perez de Vargas. Während Wolff am Pfosten niedersank, jubelte Siegtorschütze Fabregas mit seinen Kollegen über den zehnten Champions-League-Titel der Vereinsgeschichte - dazu kommt ein Triumph im Europapokal der Landesmeister.

FC Barcelona - KS Vive Kielce 37:35 (14:13, 28:28, 32:32, 5:3 i.S.)

Tore für Barcelona: Gomez 9/5, Mem 5, N'Guessan 5, Arino 3, Fernandez 3, Richardson 2, Fabregas 1, Goncalves 1, Janc 1, Langaro 1, Makuc 1
Tore für Kielce: A. Dujshebaev 4, D. Dujshebaev 4, Karalek 4, Kulesh 4, Moryto 4/4, Vujovic 4, Sicko 3, Nahi 2, Tournat 2, Karacic 1
Schiedsrichter: Matija Gubica (Kroatien)/Boris Milosevic (Kroatien)
Zuschauer: 19.250
Strafminuten: 6 / 8
Disqualifikation: - / -

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