OSC-Coach Rudi Garcia plagten große Personalsorgen: Debuchy (Rot-Sperre), Basa (Nasenbeinbruch) und Kapitän Mavuba (Meniskusverletzung) fehlten. Fünf Änderungen gab es im Vergleich zum letzten Auftritt in der Champions League (0:2 in Valencia): Digne, Sidibé, Martin, Tulio de Melo und Kalou ersetzten Basa, Debuchy, Gueye, Payet sowie Mendes da Graca.
Bayern Münchens Trainer Jupp Heynckes beließ es nach der 5:0-Gala in Düsseldorf bei einer Änderung und gab Javi Martinez den Vorzug vor Luiz Gustavo.
Im Grand Stade Lille Metropole entwickelte sich zunächst kein Spektakel, dafür begannen die Franzosen viel zu verhalten. Der OSC erwartete die Münchner tief in der eigenen Hälfte und hielt sich weitgehend schadlos. Die Bayern hatten zwar mehr Spielanteile, konnten daraus aber kein Kapital schlagen - zu engmaschig war die französische Abwehr.
Spielbericht
Das Münchner Offensivspiel war allerdings auch zu berechenbar, da es meist über Ribery, der sich seine ersten Sporen als Fußballer in der Jugend von Lille verdient hatte, lief. Der Flügelflitzer wurde meist gedoppelt und konnte folglich keine nennenswerten Chancen kreieren.
Auf der Gegenseite fand Lille offensiv gar nicht statt, sodass es eine äußerst chancenarme Angelegenheit war. Nach 19 Minuten rutschte Digne jedoch unglücklich aus, sodass Lahm plötzlich freie Bahn hatte. Im Sechzehner wollte Digne seinen Fehler ausbügeln, drückte den FCB-Kapitän dabei an der Schulter. Lahm nahm das Angebot an und ging zu Boden. Der englische Unparteiische Martin Atkinson gab Elfmeter, den Müller schließlich sicher verwandelte (20.). Aufgrund des größeren Engagements und der klaren Feldvorteile war die bayerische Führung durchaus verdient, wenngleich nicht glanzvoll.
Die Bayern verwalten gegen harmlose Franzosen
Sie lieferten sich ein intensives Duell auf der Außenbahn: Lilles Sidibé und Bayerns Ribery (re.). Getty Images
Danach ließ es die Heynckes-Elf jedoch ein wenig zu locker angehen und beschränkte sich im weiteren Verlauf weitgehend aufs Verwalten - Landreau wurde im Grunde überhaupt nicht mehr gefordert. Die Bayern konnten sich diese Laissez-faire-Einstellung allerdings auch erlauben, da Lille zwar bemüht war, im Angriff jedoch gänzlich harmlos blieb. Folglich ging es ohne weitere Treffer in die Kabinen.
Für Ribery war der Abend nach dem Seitenwechsel beendet, der Dribbelkünstler blieb mit muskulären Problemen draußen und wurde fortan von Shaqiri vertreten. Mit dem Schweizer sah sich der Bundesliga-Primus einem jetzt mutiger werdenden Kontrahenten gegenüber. Lille ging mehr Risiko, drängte mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln auf den Ausgleich und scheute auch vor unfairen Mitteln nicht zurück. Die Begegnung wurde giftiger, aber auch offener. Hüben wie drüben folgten eine Reihe von Halbchancen, die jedoch allesamt nicht genutzt wurden. Balmont (48.) und Roux (55.) waren für die Gastgeber zu unpräzise, Shaqiri (58.) und Kroos (60.) vergaben für den FCB. Pech hatten die Gäste in der 64. Minute, als Atkinson ein Handspiel von Beria im eigenen Sechzehner nicht ahndete.
Auch wenn der OSC absolut harmlos auftrat, so blieb es ein Spiel mit dem Feuer aus Sicht der Bayern, die schließlich nur mit einem Tor vorne lagen und mit fortschreitender Spieldauer auch nicht mehr zu eigenen Abschlüssen kamen. Mit der Einwechslung von Mendes da Graca, der für Roux kam, läutete Lilles Trainer Garcia die Schlussoffensive seines Teams ein. Und die Franzosen bäumten sich noch einmal auf und schnürten die Münchner fest in der eigenen Hälfte ein. Es wurde eine Abwehrschlacht für die Bayern, die allerdings weiterhin davon profitierten, dass Lille vorne zu umständlich spielte und deshalb Neuer nicht wirklich in Gefahr brachte. Ferner stellte sich der FCB clever an, ließ - wenn möglich - die Zeit verstreichen und brachte den Sieg letztlich routiniert über die Runden.
Ehe es in der Champions League am Mittwoch, den 7. November, das Wiedersehen in der Allianz Arena gibt, sind beide Mannschaften in ihren jeweiligen Ligen gefordert: Die Bayern empfangen am kommenden Sonntag Bayer Leverkusen (17.30 Uhr), tags zuvor hat Lille den FC Valenciennes zu Gast (17 Uhr).