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Lasogga: "Habe mehr Bock auf Schalke als auf 3. Liga"

Ex-Bundesliga-Stürmer im kicker-Interview

Lasogga: "Auf Schalke habe ich mehr Bock als auf 3. Liga"

Zurück auf Schalke: Pierre-Michel Lasogga soll in der U 23 als Leitwolf vorangehen.

Zurück auf Schalke: Pierre-Michel Lasogga soll in der U 23 als Leitwolf vorangehen. IMAGO/MIS

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Großer Name in der 4. Liga: Seit wenigen Tagen gehört Ex-Bundesliga-Profi Pierre-Michel Lasogga, der einst sogar im Aufgebot der deutschen A-Nationalmannschaft stand, zum Kader der U 23 des FC Schalke 04. Als erfahrener Spieler soll der gebürtige Gladbecker die S04-Talente bei ihrer Entwicklung in der Regionalliga West begleiten und unterstützen. Der 31-Jährige wurde einst selbst bei S04 ausgebildet. 

Wie fühlt es sich an, nach 17 Jahren wieder das Trikot des FC Schalke 04 zu tragen, Herr Lasogga?

Es ist ein sehr schönes Gefühl. Ich habe ja schon im Nachwuchsbereich sieben Jahre lang für S04 gespielt. Weil dann die Wahrscheinlichkeit recht hoch war, dass ich in der U 17 nicht mehr ganz so häufig spielen würde, habe ich damals den Verein gewechselt. Schalke hatte als Junge aus der Gegend immer einen Platz in meinem Herzen. Ich freue mich, nun wieder hier zu sein. Und mit meinem Treffer im ersten Testspiel gegen den Nord-Regionalligisten TSV Havelse ging es auch direkt gut los.

Hatten Sie einen Lieblingsspieler bei den Profis?

Klar, ich war von klein auf Fan. Ich hatte Jörg Böhme sehr bewundert. Er war als Spieler leicht verrückt und hat auf dem Platz immer wieder außergewöhnliche Dinge gemacht. Das gefiel mir.

Er war als Spieler leicht verrückt und hat auf dem Platz immer wieder außergewöhnliche Dinge gemacht.

Pierre-Michel Lasogga über Lieblingsspieler Jörg Böhme

Sie wurden in Gladbeck geboren und haben im Nachwuchsbereich auch für Rot-Weiss Essen und die SG Wattenscheid 09 gespielt. Was bedeutet Ihnen die Rückkehr ins Ruhrgebiet?

Wenn man hier aufwächst, ist eine gewisse Verbundenheit ganz normal. Ich bin aber nicht nur deshalb zurückgekommen. Auch in Berlin und Hamburg habe ich mich sehr wohl gefühlt. Der Schritt zum FC Schalke 04 hat für mich einfach gepasst. Nachwuchsdirektor Mathias Schober hat mir ein spannendes Projekt aufgezeigt.

Nach 128 Einsätzen in der Bundesliga sowie 59 Partien in der 2. Bundesliga sollen Sie bei der U 23 eine Führungsrolle einnehmen. Wie wurden Sie vom jungen Team aufgenommen?

Sehr herzlich. Ich bin zwar erst seit wenigen Tagen da, ich habe mich aber auf Anhieb gut aufgehoben gefühlt. Mit den Namen klappt es auch immer besser (lacht). Ich habe die Jungs bereits als sehr lernwillig kennengelernt. Vor allem im Trainingslager Anfang Juli werden wir noch mehr Zeit miteinander verbringen.

Was wollen Sie den Talenten vor allem vermitteln?

Jeder ist für sein Glück selbst verantwortlich. Die Jungs müssen an ihre Chance glauben und alles dafür investieren. Wenn sie die Möglichkeit bekommen, sich zu zeigen, dürfen sie keine Scheu haben. Das Ziel muss sein, aus der Masse herauszustechen, die eigenen Stärken auszubauen und stetig an den Schwächen zu arbeiten.

Als junger Spieler haben Sie bei Hertha BSC und dem Hamburger SV mit einigen namhaften Profis zusammengespielt. Wer hat Sie am meisten beeindruckt?

Mir ist da vor allem Levan Kobiashvili in Erinnerung geblieben, den man beim FC Schalke 04 ebenfalls gut kennt. Auch mit damals 36 Jahren ist er in jeder Trainingseinheit vorne weggegangen, hat körperlich alles aus sich herausgeholt. Da will man als junger Spieler natürlich nicht nachhängen und saugt diese Tugend auf. Auch Heiko Westermann hat für das Team immer alles reingeworfen. Das will ich nun ebenfalls weitergeben. Fußballerisch haben mich Hertha-Angreifer Adrian Ramos und Rafael van der Vaart beim Hamburger SV beeindruckt.

Das Ziel muss sein, aus der Masse herauszustechen, die eigenen Stärken auszubauen und stetig an den Schwächen zu arbeiten.

Pierre-Michel Lasogga

Gibt es noch heute Kontakt mit ehemaligen Weggefährten?

Viele Jungs, die ich mit der Zeit kennengelernt habe, sind mittlerweile in der weiten Welt verteilt. Es ist häufig so, dass der Kontakt nachlässt, wenn man nicht mehr in einem Team spielt und dann ja auch zwangsläufig neue Mitspieler kennenlernt. Sascha Burchert, der mittlerweile beim FC St. Pauli spielt, zählt aber seit unserer gemeinsamen Zeit bei Hertha BSC zu meinen besten Kumpels.

Ihr Vorgänger Rufat Dadashov, der zuletzt als "Leitwolf" im Angriff der Schalker U 23 gespielt hatte, kam in der letzten Zweitliga-Saison der S04-Profis zu zwei Einsätzen. Hat ein solches Szenario bei Ihrem Wechsel auch eine Rolle gespielt?

Überhaupt nicht. In den Gesprächen mit Mathias Schober und dem Trainerteam um Jakob Fimpel ging es einzig und allein darum, die U 23 als Führungsspieler zu unterstützen. Das ist eine sehr spannende und reizvolle Aufgabe, wie ich finde. Alles andere ist nebensächlich. Ich habe schon jetzt großen Spaß daran, die Talente bei ihrer Weiterentwicklung zu begleiten. Die Jungs sind sehr wissbegierig und lernwillig und können immer mit Fragen auf mich zukommen.

Vor Ihrem Engagement in Katar waren Sie noch in der 2. Bundesliga am Ball. Würden Sie sich erneut für den Schritt ins Ausland entscheiden?

Ich bin sehr zufrieden mit diesem Schritt. Mit dem Wissen, wie es gelaufen ist, würde ich die Entscheidung erneut so treffen. Ich würde auch insgesamt in meiner Karriere keine andere Wahl treffen. Natürlich hätte es noch besser laufen können, genauso hätte es aber auch schlechter ausgehen können. Ich bin dankbar dafür, dass ich zu dem Kreis von Spielern gehören durfte, die in der Bundesliga und der 2. Bundesliga am Ball sein durften.

Wie sehr ärgert Sie noch Ihr knapp verpasstes Länderspieldebüt?

Das ist schon ein Punkt in meiner Vita, der auffällt. Ich werde auch immer wieder darauf angesprochen. Dass ich mich im WM-Jahr 2014 vor dem geplanten Einsatz gegen Chile im Training bei der Nationalmannschaft verletzt hatte, war sehr bitter und hat mich auch eine ganze Weile geärgert. Damals lief es für mich in der Bundesliga ausgesprochen gut. Ich habe aber gelernt, dieses Erlebnis als Teil meines Weges zu sehen.

Wieder Teil einer Mannschaft zu sein, hat mir noch einmal gezeigt, wieviel mir der Fußball bedeutet.

Pierre-Michel Lasogga

Nach Katar waren Sie ein Jahr lang ohne Verein. Wie schwierig war es, sich in dieser Zeit zu motivieren?

Als ich mich individuell fit gehalten hatte, war das schon sehr schwer. Fußball ist schließlich ein Mannschaftssport, da gehört das Miteinander in der Kabine einfach dazu. Umso glücklicher war ich, als ich ab März beim VfB Lübeck mittrainieren konnte. Wieder Teil einer Mannschaft zu sein, hat mir noch einmal gezeigt, wieviel mir der Fußball bedeutet. An dieser Stelle deshalb noch einmal ein Dankeschön an die Verantwortlichen.

War denn auch ein dauerhafter Wechsel zum VfB Lübeck ein mögliches Thema?

Es gab in diese Richtung keine weiterführenden Gespräche. Als ich die Offerte von Schalke vorliegen hatte, wusste ich direkt: Darauf habe ich mehr Bock als auf die 3. Liga. Mein Bauchgefühl war einfach von Anfang an gut.

Bei Ihrer Vorstellung sprachen Sie davon, mit der Rückkehr zu S04 auch die Weichen für ein Leben nach dem Fußball stellen zu wollen. Wie soll Ihre Zukunft aussehen?

Ich habe angepeilt, dass ich meine ersten Trainerlizenzen in Angriff nehme. Bei Schalke gibt es viele Möglichkeiten, erste Erfahrungen als Coach zu sammeln.

Worauf freuen Sie sich beim FC Schalke 04 am meisten?

Wieder Teil einer Mannschaft zu sein und die Mitspieler auf einem Teil ihres Weges und ihres Entwicklungsprozesses zu begleiten. Ich will die Jungs unterstützen, besser zu werden. Ich bin auch auf die Regionalliga West gespannt, in der ich zuletzt für die damalige U 23 von Bayer 04 Leverkusen gespielt hatte. Da warten einige Spiele gegen Traditionsklubs auf uns.

Was ist in der bevorstehenden Saison mit der U 23 möglich?

Ich sehe großes Potenzial im Team. Die Herausforderung wird sein, diese Qualitäten in jeder Woche auf den Platz zu bringen. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir den neunten Rang aus der abgelaufenen Saison bestätigen können.

Interview: Dominik Dittmar

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