Kroatiens Nationaltrainer Zlatko Dalic tauschte nach dem 1:1 gegen Tschechien gleich auf vier Positionen und verzichtete mit Vrsaljko, Brekalo, Kramaric und Rebic (alle Bank) überraschend auf ein durchaus namhaftes Quartett. Juranovic, Brozovic, Vlasic und Petkovic standen neu in der Startformation.
Schottlands Coach Steve Clarke musste im Vergleich zum 0:0 gegen England auf den 20-jährigen Gilmour verzichten, der im britischen Duell als Spieler des Spiels ausgezeichnet, danach aber positiv auf Covid-19 getestet worden war. Armstrong rückte daher neu in die Anfangself.
McGregor kontert Vlasics Führung
Beide Teams waren in der vom argentinischen Austausch-Referee Fernando Rapallini geleiteten Partie zum Siegen verdammt, denn bei einem Remis wären beide Mannschaften sicher ausgeschieden. Den besseren Start erwischten die Schotten. Erst verpasste Adams nach Flanke von McGinn knapp (6.), dann verzog der Stürmer vom FC Southampton mit einem noch leicht abgefälschten Distanzschuss nur ein wenig (10.). Die Führung fiel jedoch bald darauf auf der Gegenseite: Perisic legte nach einer weiten Flanke im Strafraum per Kopf zu Vlasic ab, der ins linke Eck vollstreckte (17.). Dalics Schachzug mit dem Bruder der ehemaligen Welt- und Europameisterin im Hochsprung Blanka Vlasic hatte sich so bereits bezahlt gemacht.
Gruppe D, 3. Spieltag
Die schottische Anfangseuphorie wurde durch den Gegentreffer erkennbar gedämpft. Bitter zudem für Coach Clark: In der 33. Minute musste er verletzungsbedingt schon tauschen, McKenna ersetzte Hanley in der Abwehr. In der Schlussphase vor der Pause kontrollierte Kroatien die Partie zunächst recht gut, Schottland fehlte es nun am Tempo der ersten 15 Minuten, aber auch an Präzision im Passspiel. Doch ebenso wie die kroatische Führung fiel in der 42. Minute auch der Ausgleich ein wenig aus dem Nichts. Vida wehrte bei einem schottischen Angriff im Strafraum unzureichend ab - und McGregor bedankte sich vom Strafraumrand mit einem akkuraten Flachschuss zum 1:1-Halbzeitstand ins linke Toreck. Es war der erste Turniertreffer für die Briten.
Modrics Traumtor mit dem Außenrist
So ging es mit der gleichen Ausgangsposition wie zu Spielbeginn in die zweite Hälfte - es musste ein Sieger her, um zu vermeiden, dass beide Teams nach der Partie die Heimreise antreten müssen. Diesmal hatten die Kroaten nach dem Start die Oberhand, der steilgeschickte Perisic scheiterte mit einem wuchtigen Abschluss im Eins-gegen-eins an Keeper Marshall (56.), auf der Gegenseite bugsierte McGinn den Ball aus kurzer Distanz knapp vorbei (59.). Kurz darauf ging Kroatien durch ein Traumtor wieder in Führung: Modric traf nach Ablage von Kovacic aus 17 Metern wunderbar mit dem Außenrist ins linke Toreck (61.). Mit dem Treffer wurde Modric nach dem bis heute jüngsten kroatischen EM-Torschützen (2008) auch zum ältesten - und zugleich zum ersten Spieler seines Landes, der bei gleich drei EM-Turnieren traf (zuvor 2008 und 2016).
Schottland versuchte sich zu wehren, doch in punkto Durchschlagskraft ließen die Bravehearts weiter vieles vermissen. Anders Kroatien. Denn in der 77. Minute stieg Perisic nach Modric-Ecke am ersten Pfosten hoch und traf mit Hilfe des Innenpfostens zum 3:1 für die Vatreni - die Vorentscheidung. Der Glaube der Hausherren, in der verbleibenden Spielzeit die drei noch nötigen Tore zum Weiterkommen zu erzielen, war danach kaum mehr erkennbar. Die Partie plätscherte mit souverän verwaltenden Kroatien dem Schlusspfiff entgegen.
Dank des Erfolgs mit sogar zwei Toren Vorsprung zog Kroatien sogar noch vor Tschechien (0:1 gegen England) als Tabellenzweiter ins Achtelfinale ein und trifft nun in Kopenhagen auf den Zweiten der Gruppe E. Die Schotten schieden dagegen als Vierter aus.