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Bayern News | Kimmich: "Es kotzt mich einfach an"

Bayerns Mittelfeldspieler zieht deutliches Fazit nach Pokalaus

Kimmich: "Es kotzt mich einfach an"

Frust nach dem Aus im Pokal gegen Freiburg: Bayerns Joshua Kimmich.

Frust nach dem Aus im Pokal gegen Freiburg: Bayerns Joshua Kimmich. Getty Images

Für gewöhnlich hält er sich lieber zurück, geht stattdessen schmunzelnd mit einem Nein-danke-Nicken durch die Katakomben der Allianz-Arena in Richtung Ausgang. Am Dienstagabend, ausgerechnet nach dem Drama gegen Freiburg, blieb Joshua Kimmich stehen und signalisierte mit einem Schulterzucken: Von mir aus, ich hätte wohl was zu sagen.

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Durchaus durchdacht wählte der Nationalspieler dann seine Worte und sprach über das "brutale" Aus in der letzten Minute. "Vor allem, wenn man sieht, wie wir die letzten zwei Jahre ausgeschieden sind." Erst mit Hansi Flick bei Zweitligist Kiel (5:6 i.E.), dann die 0:5-Blamage mit (dem damals krankheitsbedingt fehlenden) Julian Nagelsmann in Gladbach. Und nun das. "Ich glaube nicht, dass es heute irgendwie nötig war zu verlieren", ärgerte sich Kimmich. "Generell verlieren wir zu viele Spiele nach Führung. Heute auch wieder, das war nicht gegen einen Gegner, wo ich sage: 'Die wollten das unbedingt, die haben gebrannt, die haben uns den Schneid abgekauft.' Das war überhaupt nicht der Fall."

Clevere Freiburger hatten sich nach dem sehenswerten Ausgleich von Nicolas Höfler aufs Verteidigen konzentriert, die Lücken geschlossen, keine Räume gelassen. Viel fiel den Bayern dagegen nicht ein, in Hälfte zwei fast gar nichts. "Man hat bei uns das Gefühl, dass es ein Tick zu wenig ist", musste auch Kimmich eingestehen. "Ein Tick zu wenig Leidenschaft, ein bisschen zu wenig Emotionen." Dazu kaum Ideen, keine erkennbaren Abläufe. "Und am Ende schaffen wir es dann nicht, diese Spiele zu gewinnen."

Am Ende des Tages scheint es uns nicht zu motivieren, wenn wir Titel verspielen.

Joshua Kimmich

Klar ist zumindest jetzt schon, dass Thomas Tuchel kein Wunderheiler ist. Nach dem 4:2 zum Einstand gegen Dortmund knüpfte diese Mannschaft gegen Freiburg mal wieder beständig an ihre Unbeständigkeit an, sie bleibt eine merkwürdig lethargische Truppe, die seit über einem Jahr nur sehr selten vorzeigbare Auftritte auf den Rasen bringt. "Man erhofft sich schon eine gewisse Trotzreaktion", meinte Kimmich zum Wechsel von Nagelsmann auf Tuchel. "Und da spreche ich jetzt nicht über technische, taktische Dinge, sondern eben über diese emotionalen."

Wie man diese auch bei seinen zum Großteil weniger emotionalen Teamkollegen konstant reinbekomme? "Schwierig", antwortete Kimmich. "Es kotzt mich einfach brutal an, je mehr Titel wir verspielen. Jetzt haben wir wieder einen, den wir in dieser Saison nicht gewinnen. Am Ende des Tages scheint es uns nicht zu motivieren, wenn wir Titel verspielen." Ein nicht nur zwischen den Zeilen deutlicher Appell an die Mitspieler. Als wollte er schreien: "Bitte, liebe Leute, brennt doch genauso sehr wie ich!"

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Natürlich, ergänzte Kimmich zur Sicherheit, sei die Enttäuschung bei jedem in der Kabine groß. "Hoffe ich… sehe ich." Er habe aber ohnehin viel mehr mit sich selbst zu kämpfen, "dass ich da nicht komplett durchdrehe und die Fassung verliere. Weil so ein Tag wie heute, der tut schon weh." Und wird es wohl noch länger. Nagelsmann hatte schließlich bis zuletzt noch über das einstige Aus in Gladbach gesprochen - also fast anderthalb Jahre später.

Nun bleiben in dieser Saison noch zwei zu vergebende Titel für die Bayern. In der Bundesliga geht es gleich, wie könnte es passender sein, in Freiburg weiter, und schon am Dienstag wartet das Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Manchester City. Wie es da besser werden kann als nun im Pokal? "Wir müssen diese Wut in Leidenschaft umsetzen. Dass wir emotionaler spielen", gibt Kimmich vor.

Doch es klingt weniger nach einer Vorgabe als vielmehr nach einem Wunsch, nach zarter Hoffnung. Als wäre er sich nicht sicher, wer da denn wirklich mitziehen möchte.

Mario Krischel

Bilder zur Partie FC Bayern München gegen SC Freiburg