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KFC Uerdingen: Der nächste Neuanfang

Oberliga Niederrhein

KFC Uerdingen: Der nächste Neuanfang

Soll mit den Krefeldern zurück in die Regionalliga: Björn Joppe.

Soll mit den Krefeldern zurück in die Regionalliga: Björn Joppe. imago images/Fotostand

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Welche Arbeit ihn am Oberliga-Standort KFC Uerdingen erwartet, konnte sich Björn Joppe im letzten Ligaspiel des Jahres aus nächster Nähe anschauen. Zwei Tage nach seiner Vertragsunterschrift verfolgte der neue Trainer die 1:2-Niederlage der Krefelder beim MSV Düsseldorf als Zuschauer. Und der Auftritt des Regionalliga-Absteigers verlief deprimierend. Im Angriff fehlte es an Durchsetzungsvermögen, in der Abwehr agierten die Uerdinger nicht zupackend genug. Insgesamt war auch kein übermäßiger Drang erkennbar, die Partie noch irgendwie gewinnen zu wollen.

Hätte man dieser Mannschaft im Dezember ein Monatszeugnis ausstellen müssen, das Urteil Mittelmaß wäre zutreffend gewesen. Das Team auf Platz 3 wirkt derzeit weiter von der Spitze entfernt, als es die sieben Punkte Rückstand auf Ligaprimus SSVg Velbert suggerieren. Am 4. Januar zum Trainingsauftakt muss Björn Joppe den Motor neu zünden und Aufbauarbeit leisten. Der Eindruck drängt sich auf, dass da keine verschworene Truppe um den Wiederaufstieg spielt.

Die Klubführung um den Luxemburger Sportmanager Damien Raths und seinen Vorstandskollegen um die KFC-Enthusiasten Christoph Lenz und Andreas Scholten erzwangen am 28. November eine Kurskorrektur, als sie Alexander Voigt nach zwölf Monaten von seinen Aufgaben entbanden. Eine indisponierte Mannschaft hatte zuvor mit 0:2 beim Abstiegskandidaten Hamborn verloren und ein schlimmes Bild hinterlassen. Nach einem hart erkämpften 1:0-Heimsieg gegen Ratingen erlitten die Krefelder dann beim MSV Düsseldorf unter dem Interimstrainer und Sportlichen Leiter Patrick Schneider die nächste Niederlage.

Entwicklung brach ab

Letztmals stand der KFC Ende Oktober an der Spitze - nach einer Erfolgssträhne mit Siegen gegen Spitzenteams wie die damaligen Tabellenführer Velbert, Schwarz-Weiß Essen und VfB Hilden. Uerdingen zeigte seine Überlegenheit in den direkten Duellen, doch die Entwicklung brach nach dem 2:3 gegen den 1. FC Kleve urplötzlich ab. Nur zwei Siege in den fünf folgenden Partien gelangen. Uerdingen fällt immer weiter zurück.

Wenig defensive Kompaktheit, wenig funktionierendes Zusammenspiel im Angriff - so sah man den KFC in den jüngsten Spielen. Es passte nicht mehr viel zusammen. Immerhin soll der vor Weihnachten aus Hilden an die Grotenburg gewechselte Oberliga-Topstürmer Pascal Weber für eine höhere Effizienz sorgen. Der Japaner Shun Terada (neun Treffer) fällt wegen einer Schulterverletzung mehrere Wochen aus. Einen verlässlicheren Torschützen hatte der KFC nicht. Der Hauptsponsor öffnete dafür noch einmal den Geldbeutel. Eigentlich sei der Etat für den Kader ausgereizt, sagte Raths noch Ende November. Joppe wünscht sich noch einen Mann für die linke Seite, viel finanzieller Spielraum ist allerdings nicht vorhanden. Wenn Neuzugänge kommen, müssten Spieler von der Gehaltsliste verschwinden. "Wir machen hier kein Harakiri mehr", sagt Präsident Raths über die Ausrichtung des Klubs unter seiner Regie.

Trainer Joppe will eine Siegermentalität implementieren, wie er sie zu seiner Zeit als Spieler unter dem Trainer Claus-Dieter Wollitz beim VfL Osnabrück erlebt hat: Da habe man Rückschläge gut weggesteckt. "Ich gewinne lieber 5:4 als 1:0", sagte er zu Weihnachten im Interview mit der "Westdeutschen Zeitung". Es gelte, die Überzeugung zu haben, immer noch ein Tor erzielen zu können. "Wenn uns jemand schlägt, dann muss er einen sehr guten Tag haben." Auch der Spaß am Beruf soll sich in Zukunft leistungsfördernd auswirken.

Die Mission Aufstieg ist schließlich noch nicht gescheitert. 20 Spielrunden verbleiben, um Essen und Velbert zu überholen. "Die Qualität ist bei uns da", sagt Joppe überzeugt. Seine Losung lautet: "Wenn die schwächeln, müssen wir da sein."

André Lerch

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