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Kernsanierung bei RW Ahlen im Sommer

RWA steht vor dem Abstieg

Kernsanierung bei RW Ahlen: "Hatten die Qualität, aber nicht die Mentalität und den Charakter"

Bei RW Ahlen wird sich im Sommer einiges ändern.

Bei RW Ahlen wird sich im Sommer einiges ändern. IMAGO/Dünhölter SportPresseFoto

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Irgendwie sind sie ja Profis im steten Hoch und Runter. Seit dem ersten Aufstieg in die Regionalliga 1996 als TuS Ahlen ist man als LR und später RW Ahlen viermal ab- und viermal wieder aufgestiegen. "Seit 28 Jahren pendeln wir zwischen Ober- und Regionalliga. Das ist doch auch was, oder?", kommentiert der Aufsichtsratschef Heinz-Jürgen Gosda diesen jetzt neunten Umzug - diesmal mal wieder mal eine Etage tiefer. Und das alles überraschend entspannt.

Im Tal der Tränen streuten sie sich gerade mal eine Nacht lang Asche aufs Haupt. Schon der Montagmorgen strahlte Zuversicht aus allen Poren. Oder, wie es Trainer Björn Joppe formulierte: "Natürlich war das bitter, als der Abstieg mit dem Gladbacher Sieg feststand. Aber jetzt bin ich schon wieder positiver gestimmt." Mit anderen Worten, alle feiern das Ende des Schreckens ohne Ende und können es nicht abwarten, endlich neu aufzubauen statt sich immer blutige Nasen zu holen.

Die Mannschaft hatte die Qualität, aber nicht Mentalität und Charakter

Aufsichtsratschef Heinz-Jürgen Gosda spricht sich für einen Umbruch im Sommer aus

Frischer Kader und ein verjüngter Vorstand - das sollen die Pfeiler der Kernsanierung werden. "Die Mannschaft hatte die Qualität, aber nicht Mentalität und Charakter", glaubt Gosda. Da trifft es sich gut, dass mit Luka Tankulic, Emanuel De Lemos und Torwart Luis Ackermann nur drei Spieler noch Vertrag haben. Drumherum will man unter Federführung Björn Joppes neu zusammenstellen.

Neues Anforderungsprofil

"Schlagfertig, ambitioniert und konkurrenzfähig", sollen die neuen Jungs sein, verlangt Vorstandsmitglied Dennis Kocker, neben dem Übungsleiter selber, Gosdas Sohn Bent und dem Finanzvorstand Jens Michelis einer der neuen starken Männer im Vorstand. Eine Generation von Renovierern, die RW Ahlen - so der streng geheime Plan - mittelfristig in die Regionalliga zurückbringen soll. Natürlich wird man sich darauf einstellen müssen, dass der Etat, der in dieser Saison sogar nochmal um 250 000 bis auf fast eine Millionen Euro aufgestockt worden war, nun zurückgeht. "Dafür sind aber neue Sponsoren hinzugekommen", verspricht Kocker.

Auch der Sportliche Leiter Orhan Özkara bleibt an Bord. Schließlich hat der 44-Jährige noch ein weiteres Jahr Vertrag. Auf welchem Posten aber, das ist aber weder bei ihm noch bei anderen Mitarbeitern sicher. Dass das Team der noch aktuellen Saison einfach nur schlecht zusammengestellt gewesen sei, lässt Özkara, der mit 23 Mann einen fast komplett neuen Kader zusammengeholt hatte, hingegen nicht unwidersprochen. "Mit dieser Kritik muss man leben", sagt er. "So ist Fußball. Ich bin aber weiter der Meinung, dass die Mannschaft durchaus regionalligatauglich war." Liga-Spitzenwerte bei der Herausarbeitung von Chancen oder Ecken, aber mangelhaft bei Effizienz und der Anfälligkeit für Konter - so präsentiert Özkara seine Statistiken.

Soll jetzt alles besser werden. "Es wird sich viel bewegen", krempelt Joppe schon die Ärmel hoch. Da freut sich Gosda schon: "Ich bin immer glücklich, wenn wir aufsteigen ...", sagt er und fügt vorsichtig an: "... und uns halten können." Er und seine Mitstreiter sind halt Aufzugsprofis. Auf eine zehnte Tour im Sommer 2025 kommt es da nicht mehr an. Und diesmal bitte: wieder aufwärts.

Uwe Gehrmann

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