Europa League

Keine großen Worte: Freiburg will erst die "Arbeit erledigen"

Viertelfinale der Europa League vor Augen

Keine großen Worte: Freiburg will erst die "Arbeit erledigen"

Traf am Sonntag in Bochum: Maximilian Eggestein.

Traf am Sonntag in Bochum: Maximilian Eggestein. IMAGO/Nordphoto

Aus London berichtet Moritz Kreilinger

90 Minuten trennen den SC Freiburg vom Viertelfinale der Europa League, dem wohl größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Vielleicht sind es auch 120 Minuten. Vielleicht folgt auch noch ein Elfmeterschießen. Die Spieler haben zumindest im Hinterkopf, dass sie am Donnerstagabend im Rückspiel gegen West Ham United etwas "etwas Großes erreichen können", wie Maximilian Eggestein am Mittwochabend in den Katakomben des Olympiastadions von 2012 betont. Allzu präsente Gedanken daran verbieten sie sich aber: "Wir müssen davor nicht so viel darüber sprechen, sondern die Arbeit erledigen."

Vor einem Jahr war im Achtelfinale gegen Juventus Turin Schluss. In dieser Saison hat die Mannschaft gezeigt, dass sie gereift ist. Man könnte sagen: Die Freiburger sind an ihren Aufgaben gewachsen. Es war beeindruckend, wie das Rückspiel in der K.o-Runde gegen Lens nach einem zwischenzeitlichen 0:2 noch gedreht wurde. Nicht weniger imponierte das Team mit dem 1:0-Erfolg im Hinspiel gegen die Engländer, der die Tür in die Runde der letzten acht öffnete.

Es ist jetzt das vierte Mal in dieser Saison, dass der Gegner West Ham heißt. Der jüngste Sieg legt nahe, dass der Sport-Club aus den beiden Niederlagen in der Gruppenphase die richtigen Schlüsse gezogen hat. Auch wenn sich beide Klubs inzwischen bestens kennen sollten, gibt es für Trainer Christian Streich in der Vorbereitung weiterhin das ein oder andere Fragezeichen. "West Ham kann verschiedene Varianten spielen. Das hat man gesehen im Hinspiel, wir müssen uns auf zwei bis drei Varianten einstellen." Überraschen lassen wollen sich die Freiburger in London nämlich nicht - genauso wenig wie sie überrumpelt werden wollen. "Wir dürfen uns nicht das Tempo bestimmen lassen von West Ham, sondern wollen selbst eine gewisse Kontrolle ins Spiel bekommen", betonte Streich.

Im Hinspiel ging dieser Plan über weite Strecken sehr gut auf. Den Unterschied machte am Ende Michael Gregoritsch, der gerade zum Mr. Europa League avanciert. Im Rückspiel gegen Lens erzielte er das entscheidende 3:2 in der Verlängerung, im Hinspiel gegen Lens machte sein 1:0 den Unterschied. Der Österreicher ist pünktlich zur heißen Phase der Saison auf dem Weg zur Top-Form.

Das ist umso bemerkenswerter, da der 29-Jährige in dieser Saison lange glücklos agierte. Entscheidend für den Umschwung ist für Streich, wie Gregoritsch seine Situation angenommen hat, häufig nicht in der Startelf zu stehen. "Er ist klar mit sich und der Situation. Er weiß: Wenn ich nicht anfange, aber völlig fokussiert auf den Moment bin, in dem ich reinkomme, kann ich bärenstark sein." Inzwischen scheint der Bann gebrochen. Mit zwei Toren und zwei Vorlagen in den jüngsten drei Ligaspielen hat der 29-Jährige seine gute Form auch im Alltag unter Beweis gestellt.

Lienhart ist zurück

Diese Leistungen würden dafür sprechen, Gregoritsch am Donnerstagabend in die Startelf zu beordern. Andererseits hat er seine Rolle als Joker vielleicht etwas zu gut ausgefüllt. In seine Planungen wollte sich Streich am Mittwoch jedenfalls noch nicht schauen lassen.

Dass der SC am Sonntag mit Tabellenführer Bayer Leverkusen schon das nächste schwere Duell vor der Brust hat, spielt für Streich derzeit keine Rolle. "Bis eine Minute nach dem Spiel, dann geht es los. Jetzt ist alles ausgerichtet auf West Ham, alles rein", betont der 58-Jährige. Eine neue personelle Option bietet sich nach rund zweimonatiger Verletzungspause: Philipp Lienhart ist zurück. Der Österreicher steht nach überstandener Leisten-Operation vor seinem Comeback und hätte laut Streich 20 bis 30 Minuten im Tank, sollte er in der Schlussphase der Partie gebraucht werden.