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Basketball-WM | Kein Jokic? Kein Problem! Serbien will Coup

Basketball-WM: Unterschätzte Serben wollen Durststrecke beenden

Kein Jokic? Kein Problem! "Karis" Eleven hoffen auf den nächsten Coup

Ein Herz und eine Seele: Nikola Jovic und Bogdan Bogdanovic (re.).

Ein Herz und eine Seele: Nikola Jovic und Bogdan Bogdanovic (re.). IMAGO/Xinhua

In der Vergangenheit wurde Serbien bei Großturnieren regelmäßig zum Kreis der Medaillenanwärter gezählt. Diesmal war das nicht der Fall, auch wenn der Kader von Trainer-Legende Svetislav Pesic durchaus Qualität besitzt - überschattet wurde viel von der Absage von Nikola Jokic, dem derzeit wohl besten Basketballer der Welt. Neben dem Center der Denver Nuggets hagelt es weitere prominente Absagen: Vasa Micic, Nikola Kalinic, Vladimir Lucic, Aleksej Pokusevski oder Alen Smailagic.

"Wir reden nicht über Spieler, die nicht da sind", betonte Nationaltrainer Svetislav Pesic gebetsmühlenartig: "Wir reden über die Spieler, die da sind." Gesprochen wurde über die Serben aber lange kaum - andere Mannschaften schienen interessanter: die individuell stark besetzten Amerikaner, die herausragenden Kanadier, die Sensation aus Lettland oder aber auch die bärenstarke deutsche Mannschaft, die als einzige noch ungeschlagen ist.

Doch auch die Serben überzeugten weitgehend. Bis auf eine Schwächephase in der Zwischenrunde gegen Italien, als man beim 76:78 einen zwischenzeitlichen 16-Punkte-Vorsprung verzockte, glänzten die Adler - ähnlich wie Deutschland - defensiv wie offensiv. Seit der schlimmen Verletzung von Borisa Simanjic, der nach einem Foul im Vorrundenspiel gegen Südsudan (115:83) eine Niere verlor, sind es auch nur noch elf Spieler, die Pesic zur Verfügung stehen. Doch dieser Schicksalsschlag treibt die Serben an, wie Avramovic sagte: "Es war unglaublich, als er sich das erste Mal bei uns wieder gemeldet hat. Wir spielen auch für ihn."

"Einer für alle, alle für einen" - Rekordmann Bogdanovic

"Einer für alle, alle für einen", ist das Motto der Serben, die mit Bogdan Bogdanovic (Atlanta Hawks) aber auch einen Star in den eigenen Reihen haben. Der 31-Jährige, der im Halbfinale gegen Kanada im 24. WM-Spiel in Folge mindestens einen Dreier versenkte und damit einen neuen Rekord aufstellte, ist der Leader der Mannschaft, die aber besonders im Kollektiv überzeugt.

Besonders hervorzuheben sind dabei Aleksa Avramovic, Dejan Davidovac, Stefan Jovic und Center Nikola Milutinov, der bislang in jedem Spiel unter dem Brett dominierte. Mit Filip Petrusev (23) und Nikola Jovic (20) finden sich zwei junge, hoch veranlage Spieler im Kader wieder. 

Pesic, der in Serbien fast nur "Kari" (Den Spitznamen erhielt er als Kind, weil er dachte, dass der US-Schauspieler Harry Belafonte Kari Belafonte heißt) genannt wird, setzte aber verstärkt auf erfahrene Spieler, die schon so manche Schlacht geschlagen haben - Bogdanovic und Stefan Jovic standen 2014 sogar schon einmal in einem WM-Finale. Damals setzte es gegen ein mit kommenden Superstars gespicktes US-Team (u.a. mit Steph Curry, Kyrie Irving, Klay Thompson, Derrick Rose, James Harden, DeMarcus Cousins und Anthony Davis am Start) eine klare 92:129-Niederlage.

Serben wollen Durststrecke beenden

Er weiß, wie man Titel gewinnt: Svetislav "Kari" Pesic. IMAGO/MN Press Photo

Diesmal hoffen die Serben, dass es besser wird und sie in ihrem neunten WM-Finale (!) ihren sechsten Titel holen (Teilnahmen als Jugoslawien und Serbien-Montenegro mit einberechnet). Einen der bisherigen fünf WM-Titel holte man übrigens ausgerechnet in Manila, also genau dort, wo es am Sonntag gegen die deutsche Mannschaft zur Sache gehen wird. 1978 gab es einen dramatischen 82:81-Erfolg in der Overtime gegen die Sowjetunion.

Der letzte große Titel liegt aber auch schon über 20 Jahre zurück, das war die WM 2002 in Indianapolis (USA) - mit Nationaltrainer Pesic übrigens gewann Jugoslawien um Predrag Stojakovic, Vlade Divac und Dejan Bodiroga  damals im Finale mit 84:77 nach Verlängerung gegen Argentinien. Seitdem gab es zwar noch drei Finalteilnahmen für die Adler, doch es sprangen bei der WM 2014 sowie den Europameisterschaften 2009 und 2017 jeweils nur zweite Plätze heraus.

2021 kehrte Pesic dann auf die Trainerbank zurück - und er startete zunächst mit einem Misserfolg. Bei der EM im vergangenen Jahr scheiterten die Serben nach starker Vorrunde sensationell im Achtelfinale an Italien (86:94). "Wir haben eine gute EM gespielt - und nur zehn schwache Minuten gegen eine gute Mannschaft gehabt", sagte Pesic mit Blick darauf und verwies fast schon mahnend, dass man bis jetzt auch ein gutes Turnier gespielt hat. 

Pesics besondere Beziehung zu Deutschland

"Kari" weiß nur zu gut, dass es nicht viel braucht, um in einem Basketballspiel am Ende den Kürzeren zu ziehen. Auch im Hinblick auf sein altersbedingt immer näher rückendes Karriereende - zuletzt gab es in Serbien große Spekulationen über einen möglichen Rücktritt nach der WM - könnte das Duell gegen die DBB-Auswahl für den 74-Jährigen ein ganz besonderes Match werden.

Pesic hat eine ganz besondere Beziehung zu Deutschland. Sein Sohn Marko war deutscher Nationalspieler - und 2002 Teil der DBB-Mannschaft, die mit Bronze (117:94 gegen Neuseeland) das bislang einzige Edelmetall von Weltmeisterschaften nach Hause brachte. 

Für den größten Erfolg des deutschen Basketballs zeichnet aber weiterhin der Senior verantwortlich: 1993 führte er Deutschland sensationell zum EM-Titel. Als er nach dem Halbfinalsieg über Kanada nach einem möglichen Endspielgegner Deutschland gefragt wurde, antwortete er in fließendem Deutsch, dass das "ein interessantes Spiel" wäre und eins, auf das er sich freuen würde. Nun wird es so kommen. 

drm

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