National Football League

NFL in Frankfurt: Chiefs gewinnen stimmungsvolle Premiere

Explosion bei Defense-Touchdown

Dolphins-Comeback misslingt: Chiefs gewinnen stimmungsvolle Frankfurt-Premiere

Gewannen trotz Problemen in der zweiten Hälfte: Patrick Mahomes (li.) und die Kansas City Chiefs.

Gewannen trotz Problemen in der zweiten Hälfte: Patrick Mahomes (li.) und die Kansas City Chiefs. IMAGO/Inpho Photography

Für die Internationalisierung der NFL war die Premiere 2022 in München zwar wohl der größere Schritt, rein sportlich hob der Sonntag in Frankfurt die Bemühungen der größten Sportliga der Welt aber noch einmal auf ein neues Level: Zwei der spektakulärsten Team der Liga im direkten Duell, zwei Aspiranten auf den kommenden Super Bowl. Die einen mit Patrick Mahomes, dem Gesicht der Liga. Die anderen mit einer Offense, die erst vor wenigen Wochen fast einen 50 Jahre alten NFL-Rekord geknackt hätte. Ein Match, das auch in den USA für reihenweises Frühaufstehen sorgte.

Die große US-Show mit zwei Nationalhymnen, Chips-Kanone und einem Heiratsantrag zwischen zwei Plays ergab ein stimmiges Bild mit den Popstars auf dem Feld wie Chiefs-Tight-End Travis Kelce, Dolphins-Receiver Tyreek Hill - und allen voran Mahomes. Der amtierende MVP hatte in der Vorwoche erkrankt geschwächelt, zeigte sich trotz der langen Anreise aber direkt auf Betriebstemperatur. Mit einigen akkuraten Pässen führte er Kansas City schnell übers Feld - und schloss mit einem Touchdown auf Rookie-Receiver Rashee Rice nach nicht einmal drei Minuten standesgemäß ab.

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Seinem Team kam auch der Heimvorteil rund 7500 Kilometer entfernt vom heimischen Stadion entgegen: Der hauptsächlich in Rot-weiß gehüllte Deutsche Bank Park versuchte sich in einer Imitation des für seine Lautstärke bekannten Arrowhead Stadium in Kansas City - besonders, wenn die Dolphins in Ballbesitz waren. In Verbindung mit der starken Chiefs-Defense eine sehr knifflige Aufgabe für Miamis Offensive, die in der bisherigen Saison für so viel Spektakel gesorgt hatte - in Frankfurt aber gar nicht ins Spiel fand. Weil sich aber zumindest die Dolphins-Defense verbessert zeigte, blieb das erwartete Offensivfeuerwerk aus.

Erst Mitte des zweiten Quarters sorgte Chiefs-Receiver Kadarius Toney mit einem spektakulären Run after Catch wieder für ein Offensiv-Highlight, das die Kulisse in Frankfurt wieder ordentlich anheizte - und die eigene Offense gleich mit. Mahomes war nun wieder im Mahomes-Modus, fand mit einem kurzen Pass aus 17 Yards den völlig freien Running Back Jerick McKinnon, der zum zweiten Touchdown des Tages in die Endzone spazieren konnte.

Doch für die größte Explosion des Tages sorgte keine der beiden hochgehandelten Offenses: Als Miami sich kurz vor Ende der ersten Hälfte erstmals zumindest in Field-Goal-Position vorgearbeitet hatte, verlor ausgerechnet der ehemalige Chiefs-Star Hill den Ball. Kansas Citys Safety Mike Edwards sicherte den Fumble und reagierte dann geistesgegenwärtig: Als er schon fast getackelt war, warf er den Ball nach hinten zu seinem Kollegen Bryan Cook, der für 59 Yards in die Endzone sprintete - die Stimmung bei den zahlreichen Chiefs-Fans war auf dem Höhepunkt, als es mit 21:0 für den amtierenden Super-Bowl-Champion in die Halbzeit ging.

Dank zwei Big Plays: Dolphins kommen zurück

Eine erste Hälfte ganz ohne Punkte war den Dolphins zuletzt vor über zwei Jahren unterlaufen. Und es dauerte bis tief ins dritte Viertel, ehe die statistisch beste Offensive der NFL Punkte aufs Frankfurter Scoreboard brachte: Mit einem feinen 31-Yard-Touchdown-Pass auf Receiver Cedrick Wilson zeigte Quarterback Tua Tagovailoa - der einzige Linkshänder unter den NFL-Quarterbacks - warum er im Rennen um den MVP-Titel immer wieder genannt wird.

Und das nächste Big Play für Miami folgte auf dem Fuß: Bei einem Sack von Miamis Pass Rusher Bradley Chubb verlor Mahomes den Ball, Miami recoverte und schnupperte plötzlich Comeback-Luft. Mit einem 13-Yard-Touchdown-Run durch Running Back Raheem Mostert schlugen die Dolphins Kapital aus Mahomes' Patzer - und lagen Ende des dritten Viertels nur noch mit 14:21 in Rückstand.

Die Dolphins-Defense bejubelt die Fumble Recovery

Sorgte für Spannung: Die Dolphins-Defense bejubelt den Turnover im dritten Quarter. Getty Images

Die 50.023 Zuschauer in Frankfurt bekamen also doch noch das spannende Top-Spiel, das sie hatten erwarten dürfen. Schon tief im vierten Viertel kamen die Dolphins mit dem Ball und nur einem Touchdown Rückstand in die gegnerische Hälfte, wurde dort aber mit einem Tackle for loss und einem Sack von der plötzlich wieder aufmerksamen Chiefs-Defense gestellt.

Doch weil Mahomes und die Offense in der zweiten Hälfte völlig abtauchten, bekamen die Dolphins mit knapp zweieinhalb Minuten auf der Uhr die erneute Chance auf einen späten Ausgleich. Wieder drang Miami bis in die Chiefs-Hälfte vor - und wieder hielt die Defense des Titelverteidigers stand. Zunächst geriet ein Tagovailoa-Pass auf Wilson viel zu kurz, beim entscheidenden Fourth Down konnte der Dolphins-Quarterback dann den Snap nicht kontrollieren. Kansas City konnte die Uhr nach dem Turnover on Downs auslaufen lassen und brachte das 21:14 - trotz keines einzigen Punkts im zweiten Durchgang - ins Ziel.

Zweites Frankfurt-Spiel am kommenden Sonntag

Die Chiefs (7:2) überholen in der umkämpften Tabelle damit die Dolphins (6:3), die auch das dritte Saisonspiel gegen ein Top-Team nicht gewinnen konnten. Am kommenden Sonntag bekommt der Deutsche-Bank-Park dann noch ein zweites NFL-Spiel: Das Duell des Super-Bowl-Rekordsiegers New England Patriots gegen die Indianapolis Colts verspricht rein sportlich aber weniger große Namen.

mib

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