Nordost

Lok Leipzig: Komplettes Präsidium um Kracht abberufen

"'Wir waren echt dran, großartige Windmühlen zu bauen"

Kahlschlag bei Lok Leipzig: Komplettes Präsidium um Kracht abberufen

Wurde in der Nacht von Donnerstag auf Freitag als Präsident des 1. FC Lok Leipzig abberufen: Ex-Profi Torsten Kracht

Wurde in der Nacht von Donnerstag auf Freitag als Präsident des 1. FC Lok Leipzig abberufen: Ex-Profi Torsten Kracht IMAGO/Picture Point

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Dieser Tage mochte Torsten Kracht im Nordafrika-Urlaub Kraft tanken. Kraft, um auch den Zwist beim 1. FC Lokomotive Leipzig besser bewältigen zu können. Doch daraus wird nichts, der Ex-Profi ist mit sofortiger Wirkung nicht mehr Präsident des Regionalligisten, mit dem  56-Jährigen muss auch das komplette Präsidium gehen. Das teilte der Aufsichtsrat am späten Donnerstagabend mit. Nach massiven Vorwürfen von 21 Mitarbeitern des Vereins rechneten viele Beobachter damit, dass erst Ende Februar eine Entscheidung fallen würde, doch jetzt ging alles ganz schnell.

"Der Aufsichtsrat ist entschlossen, mit dieser Maßnahme einen Neuanfang in der Vereinsführung für einen gemeinsamen Vertrauensaufbau zu initiieren", teilt der Klub in einer Meldung mit. Weiter heißt es darin: "Mit der Neubesetzung des Präsidiums ist der Weg für eine neue Ära der Kommunikation und Führung innerhalb des Vereins geebnet. Diese Änderung im Präsidium ist Teil eines umfassenden Plans, die interne Entscheidungsfindung und die Verantwortlichkeiten der verschiedenen Vereinsorgane zu professionalisieren sowie die Beziehungen zu Sponsoren, Mitgliedern und Fans zu verbessern."

Führungslos wird die Lok aber nicht über die Gleise der Fußballwelt dampfen, denn zu den im Januar frisch berufenen Michael Weichert und Heiko Spauke rückt noch Tommy Militzer ins aktuelle Präsidium nach. Gleichzeitig plane der Klub, dieses Gremium in Zukunft noch zu erweitern.

Der Aufsichtsrat lässt auch durchblicken, dass sich beim dreimaligen Deutschen Meister grundlegend etwas ändern müsse: "In den kommenden zwei Monaten führt der Aufsichtsrat gemeinsam mit dem Präsidium und der Geschäftsstelle intensive Gespräche, um die Effizienz und Qualität der Vereinsführung und der Betreuung unserer Unterstützer zu steigern." Konkret heißt das, dass das Ziel des Vereins sei, "nicht nur auf dem Spielfeld durch modernen und erfolgreichen Fußball zu überzeugen. Auch das Zusammenspiel mit allen Beteiligten, die für den Verein und dessen Erfolg unverzichtbar sind, soll verbessert werden: Mitglieder, Fans, Sponsoren, Mitarbeiter, die erste Mannschaft mit ihrem Trainer- und Betreuerteam und der Nachwuchs".

Kracht bemüht Einsteins Worte

Kracht reagierte in den sozialen Netzwerken enttäuscht auf seine Abberufung, auch seine externen wie vereinsinternen Unterstützer zeigten sich in den Kommentar-Spalten betrübt. Kracht postete kurz nach Bekanntwerden seiner Abberufung in Whatsapp drei Zitat-Grafiken mit eindeutiger Botschaft: "Mit der Zeit fliegt alles auf. Die versteckten Lügen, die offensichtlichsten Gründe, und die falschesten Personen." Unter dieser Grafik bedankte sich Kracht auch bei seinen Unterstützern und fügte in eigenen Worten an: "Ihr wisst schon, wen ich meine ... und die anderen: Schaut ihr mal in den Spiegel." In einer zweiten Grafik heißt es: "Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen." Auch hier fügte der Ex-Profi noch einen persönlichen Kommentar hinzu: "Schade, wir waren echt dran, großartige Windmühlen zu bauen." Abschließend postete der bisherige Lok-Präsident ein Zitat Albert Einsteins: "Auf Veränderungen zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten."

Ob der ehemalige Leipziger Spieler eines Tages den Weg zurück in den Verein findet, kann in all dem nun entstandenen Wirbel schwer prognostiziert werden, das Kontrollgremium schreibt in seiner Meldung sehr allgemein gehalten: "Der Aufsichtsrat bedankt sich ausdrücklich für das Engagement des bisherigen Präsidiums und würde sich sehr freuen, die Kompetenz und Erfahrung jedes Einzelnen auch in Zukunft in anderer Funktion nutzen zu können."

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