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Inverness Caledonian Thistle: Schmerzensschreie der Wikinger

Vereinswappen und ihre Bedeutung, Teil 4

Inverness Caledonian Thistle: Die Schmerzensschreie der barfüßigen Nordmänner

Stolz und Schönheit Schottlands: "Onorpodum acanthium", in der Natur und im Wappen von Inverness Caledonian Thistle F.C.

Stolz und Schönheit Schottlands: "Onorpodum acanthium", in der Natur und im Wappen von Inverness Caledonian Thistle F.C. picture-alliance/Getty Images

Zuletzt spielten die Disteln mal wieder gegeneinander. Keine von ihnen stach die andere aus, das schottische Zweitliga-Spiel zwischen Inverness Caledonian Thistle, zu Deutsch Distel, und Partick Thistle endete 0:0.

Doch warum prangen eigentlich Disteln auf den Wappen dieser beiden Fußballvereine? Was hat es mit den stachligen Korbblütern nur auf sich?

Die Geschichte geht so - und man muss schon ziemlich tief in der Historienkiste kramen. In einer Zeit, in der auf den britischen Inseln noch nicht Fußball gespielt wurde. Schon im Mittelalter galt die purpurne Distel als Nationalblume der Schotten. Und somit gewissermaßen als das Gegenstück zur englischen Rose oder der französischen Lilie.

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Die Taktik der Nordmänner geht nicht auf

Der Legende nach sollen die Disteln den schottischen Soldaten anno 1263 das Leben gerettet haben. Denn die bei Dunkelheit an der Küste anlandenden Angreifer aus Norwegen, nichts Gutes im Schilde führend, wollten sich heimlich, still und leise ihrem Gegner nähern, entledigten sich daher der schweren Stiefel und schlichen von ihren Langbooten aus barfuß an Land. Die Nordmänner freilich hatten die Rechnung ohne die Disteln gemacht, traten reichlich ungeschützt darauf - und die Stacheln entlockten den Bösewichten gar markerschütternde Schmerzensschreie. Mit schlechten Konsequenzen für König Hakons Abgesandte: Denn dadurch konnten die Schotten ihren Feind orten und ihn letztlich in die Flucht schlagen.

Der Weg war bereitet für Onopordum acanthium, so nennt der Botaniker das Kraut. Die Blume mit ihrer markanten Blüte und ihrem spröden Charme hielt fortan Einzug in Prosa und Liedgut ("The Thistle o' Scotland") sowie in die Wappenkunde. Heraldiker sehen sie als Metapher für Stolz und Standhaftigkeit der Schotten.

Und das gefiel natürlich auch der schottischen Sportwelt. Partick Thistle, 1876 im Glasgower Stadtteil Partick gegründet, und Inverness Caledonian Thistle, ein Fusionsverein aus den beiden Highland-Klubs Caledonian FC und Inverness Thistle FC, sind die beiden wohl bekanntesten Fußballvereine mit der Distel im Wappen.

Stadion von Inverness Caledonian Thistle

Heimat einen schottischen Zweitligisten: Das Stadion von Inverness Caledonian Thistle. SNS Group via Getty Images

Sie spielen aktuell in der schottischen Championship und trafen am 7. Oktober vor knapp zweieinhalbtausend Fans im Tulloch Caledonian Stadium in Inverness aufeinander. Die torlose Punkteteilung bei schottischem Wetter hält Partick, Schottlands Pokalsieger von 1921, in der Spitzengruppe, während Inverness im Tabellenkeller darbt.

Bittersüßes Highlight im Hampden Park

Mit bittersüßer Wehmut denken die Highlander indes an den 3. Juni zurück. Denn da stand der Underdog im schottischen FA-Cup-Finale dem großen Celtic gegenüber. Die 1:3-Niederlage war erwartbar - zumal der Gegner diesmal Schuhe anhatte -, jener Samstagabend ist dennoch ein unvergesslicher für die "Caley Jags", die kaledonischen Dornen, und die nicht wenigen aus dem Hochland mitgereisten Fans unter den über 47.000 im riesigen Hampden Park.

Vor acht Jahren brachten die Jags den Pokal sogar einmal mit nach Hause. Dank eines 2:1-Finalerfolgs ebenfalls im Hampden Park gegen den FC Falkirk.

Andreas Holzmann