WM

"Ihre Sprache ist die des Tanzes": Tite lobt seine Seleçao

Brasiliens Trainer löst beim 4:1 über Südkorea ein Versprechen ein

"Ihre Sprache ist die des Tanzes": Tite lobt seine Seleçao

Brasiliens Trainer Tite war sehr einverstanden mit dem Achtelfinale - auch mit den Tanzeinlagen seiner Spieler.

Brasiliens Trainer Tite war sehr einverstanden mit dem Achtelfinale - auch mit den Tanzeinlagen seiner Spieler. IMAGO/Newspix

Aus Katar berichtet Jörg Wolfrum

Als die Demonstration des perfekten Fußballs mitten im Gang war, begann parallel die Demonstration des Teamgeistes. Richarlison hatte nach einer halben Stunde einen außergewöhnlichen Treffer erzielt, das Traumtor auch noch eingeleitet mit einem Jonglieren des Balles. Aber nicht etwa mit dem Fuß, das könnte ja vermutlich jeder aus dieser am Montagabend so wunderbaren Seleçao, sondern mit dem Kopf. Wobei: Auch das kann vermutlich jeder aus dieser Mannschaft. Nach seiner Zirkus-Einlage jedenfalls schloss der Angreifer dann über die kongenialen Passgeber Marquinhos und Thiago Silva (merke: Innenverteidiger im gegnerischen Strafraum) mit links ab.

Ja und dann wurde gejubelt - auch und ganz besonders in der Coaching-Zone. Ersatzspieler Dani Alves hatte den Ringeltanz schon vorbereitet und Torschütze Richarlison herbeigewunken. Alle sollten mitfeiern dürfen, so das Zeichen. Auch für solche Aktionen ist der 39-Jährige zuständig in der Seleçao, Nationaltrainer Tite hatte das neulich noch betont.

Später durfte Dani Alves sogar noch etwas auf dem Platz mitmachen, vielleicht ja ein Dankeschön des Coaches an seinen Chefmotivator.

Tite tanzt mit den Spielern

Mittendrin aber beim Torjubel nach Richarlisons Zauberei war Tite selbst. Zwar tat sich der Coach ein wenig schwer beim Hüftschwung - aber das machte ja nichts, für die Zauberei hat er doch diesen Richarlison, hat er Vinicius Junior, den wieder genesenen Neymar natürlich, Lucas Paqueta, Raphinha - auch wenn der an diesem Montag beim 4:1 über Südkorea treffermäßig leer ausgehen sollte - und zum Beispiel auch die Defensivleute, siehe Marquinhos und Thiago Silva in der Torvorbereitung, oder Sechser Casemiro, der nach der Pause einen Super-Angriff mit der Hacke einleiten sollte.

Kollektiver brasilianischer Torjubel - inklusive Trainer Tite.

Kollektiver brasilianischer Torjubel - inklusive Trainer Tite. IMAGO/MB Media Solutions

3:0 nach 29 Minuten also, kurz darauf stand es schon 4:0, nachdem Vinicius Junior Lucas Paqueta einen Zauberball zugespielt hatte, über die Abwehr hinweg und doch mitten hinein. "Vini", wie sie ihn rufen, hatte schon ganz früh das 1:0 gemacht, nach Vorlage von Raphinha, Neymar dann einen Elfer regelrecht ins Tor getanzt, nachdem Richarlison gefoult worden war.

Durch den Treffer ist er nun den Legenden Pelé und Ronaldo auf der Spur, die beide als einzige Brasilianer an drei WM-Endrunden getroffen hatten, Pelé sogar an vier (1958 bis 1970), Ronaldo 1998, 2002 und 2006. Neymar nun 2014, 2018 und nun eben in Katar.

Neymars Dank

"Dank an alle, die Teamärzte, die Kollegen, alle die mich unterstützt haben. Ich bin sehr glücklich, wieder spielen zu können", sagte die "10".

Er habe "nichts mehr gespürt" im zuvor im Auftaktspiel gegen Serbien verletzen Knöchel. Wichtig sei aber vor allem: "Heute war es eine wunderbare Leistung des gesamten Teams. Alle haben klasse gespielt, und das wollten wir: Wir wollten weiterkommen und auch toll spielen. Und den Fans eine Feier bieten." Das haben sie - und wie.

Tänzer-Trainer Tite löst Versprechen ein

Am Freitag können sie es erneut zeigen, im Viertelfinale gegen Kroatien (16 Uhr, LIVE! bei kicker). "Einen Schritt näher dran am großen Ziel", sagte Neymar. "Die Fans träumen vom Titel. Und Tänzer-Trainer Tite? „Das ist eine großartige Gruppe. Ihre Sprache ist die des Tanzes. Ihre Bewegungen sind wirklich schwierig."

Er habe neulich mit den Spielern darüber gescherzt und zu Richarlison mit Blick gesagt: "Wenn du das machst, dann mache ich mit." Gesagt, getan. Also wurde nach dem Tor von Richarlison getanzt, mit Tite.

Ein Orkan des Jogo Bonito, des schönen Spiels, war am 5. Dezember über Südkorea hinweggefegt und flaute erst nach der Pause ab, als der Coach mehrfach wechselte, auch Weverton durfte ran, der dritte Torhüter, Stichwort: Mannschaftsgeist.

Dennoch, ein Härchen in der Suppe gab es auch für den Trainer: "Wir müssen effektiv sein." Denn nach der Pause vergaben seine Zauberer zahlreiche Topchancen - gegen Südkorea ging das gut, aber das Ziel ist ja der Gruppentanz nach dem WM-Finale.