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Abschied vom DFB: Oliver Bierhoffs Erklärung im Wortlaut

Langjähriger Funktionär zieht DFB-Schlussstrich

"Ich gehe nicht ohne die nötige Selbstkritik": Bierhoffs Abschied im Wortlaut

Verlässt den DFB nach 18 Jahren: Oliver Bierhoff.

Verlässt den DFB nach 18 Jahren: Oliver Bierhoff. AFP via Getty Images

Oliver Bierhoff ist seit Jahrzehnten fest mit dem Deutschen Fußball-Bund verbunden gewesen - als Spieler etwa durch den Europameistertitel 1996 dank seines Golden Goals im Finale gegen Tschechien (2:1 in der Verlängerung) sowie der Vize-Weltmeisterschaft 2002 (dramatisches 0:2 gegen Brasilien) und eben nur wenige Jahre danach für einen langen Zeitraum als DFB-Manager. Seine Krönung hier: der Gewinn der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien (1:0 n.V. im damaligen Endspiel im Maracana in Rio de Janeiro gegen Argentinien) - an der Seite von Bundestrainer Joachim Löw oder auch dem damaligen Co-Trainer Hansi Flick.

Zwischen 2004 und 2022 ist Bierhoff als Funktionär bei der deutschen Nationalmannschaft tätig gewesen - zuletzt als sogenannter "Geschäftsführer Nationalmannschaften und Akademie". Nach dem zweiten Aus in Folge in der WM-Gruppenphase und aufkommender Kritik hat der 54-Jährige nun aber einen Schlussstrich gezogen und seinen noch bis 2024 laufenden Vertrag mit dem Verband aufgelöst. Direkt mit der offiziellen Bekanntgabe der DFB hat Bierhoff eine persönliche Stellungnahme veröffentlicht.

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Der Abschied des 70-maligen Nationalspielers (37 Tore) und langjährigen DFB-Funktionärs im Wortlaut:

Nach 18 Jahren in verantwortlichen Positionen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) habe ich mit sofortiger Wirkung meine Tätigkeit als Geschäftsführer Nationalmannschaften & Akademie beendet. Darauf habe ich mich heute mit Präsident Bernd Neuendorf verständigt. Ich mache damit den Weg frei für neue Weichenstellungen.

Es war eine intensive, spannende und lehrreiche Zeit, in der wir gemeinsam große Erfolge feiern konnten, Rückschläge verarbeiten mussten und außergewöhnliche Projekte umsetzen durften. Meine Aufgabe war vom ersten bis zum letzten Tag Teamwork. Ich danke all den Menschen von Herzen, die mir in dieser Zeit mit ihrem Einsatz, ihren Ideen und ihrer Leidenschaft zur Seite gestanden haben. Ich bin stolz auf das, was ich gemeinsam mit meinen Mitarbeitern, unseren Nationaltrainerinnen und Nationaltrainern und den Betreuerstäben geleistet habe. Solche Teams um sich zu haben, war ein Privileg.

Einige Entscheidungen, von denen wir überzeugt waren, haben sich nicht als die richtigen erwiesen.

Oliver Bierhoff

Mein Wirken war stets getrieben von der Überzeugung, mein Bestes für den DFB und die Nationalmannschaften zu geben. Umso mehr schmerzt mich das Abschneiden der Männer Nationalmannschaft bei den Weltmeisterschaften in Russland und Katar. Ich gehe deshalb auch nicht ohne die nötige Selbstkritik. In den vergangenen vier Jahren haben wir es nicht geschafft, an frühere Erfolge anzuknüpfen und den Fans wieder Grund zum Jubeln zu geben. Einige Entscheidungen, von denen wir überzeugt waren, haben sich nicht als die richtigen erwiesen. Das bedauert niemand mehr als ich. Dafür übernehme ich die Verantwortung.

Voller Stolz blicke ich auf die Fortschritte und die Arbeit der DFB-Akademie. Ich bin überzeugt davon, dass sie einen maßgebenden Beitrag zur Entwicklung des deutschen Fußballs leisten wird. Dass ich dieses ehrgeizige Großprojekt von der Idee bis zur Realisierung über Jahrzehnte hinweg unter hohem persönlichem Einsatz begleiten durfte, war eine einzigartige Erfahrung. Dass nun unsere Nationalmannschaften auf dem neuen DFB-Campus eine Heimat gefunden haben, macht mich glücklich.

Oliver Bierhoff, Andreas Köpke, Joachim Löw, Hansi Flick (v.l.)

Der größte Erfolg in der DFB-Laufbahn von Oliver Bierhoff: der Weltmeistertitel 2014 - hier gefeiert mit Andreas Köpke, Joachim Löw, Hansi Flick (v.l.). Getty Images

Ich wünsche dem DFB, seinen vielen engagierten Mitarbeitern, allen unter seinem Dach versammelten Verbänden und Klubs, Einrichtungen und Initiativen sowie unseren Nationalmannschaften viel Erfolg bei ihren wichtigen Aufgaben. Ich wünsche mir, dass die Fußball Fans unsere Teams - ob Frauen, Männer oder Junioren - auch in Zukunft voller Leidenschaft unterstützen. Das gilt insbesondere für unsere Männer-Nationalmannschaft bei der Heim-Europameisterschaft 2024, bei der wir zehn Jahre nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft in Brasilien wieder erfolgreich sein können.

Der Fußball hat mein Leben geprägt und wird mich weiter begleiten. Es war mir eine große Ehre, so lange für den deutschen Fußball gearbeitet zu haben."

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