Handball

VAR und Montagstermin: Die Handball-Kolumne von Bob Hanning

Die Handball-Kolumne von Füchse-Boss Bob Hanning

Ich bin VAR-Fan, aber die Liga muss dem Dienstleister mal Feuer machen

Die Handball-Bundesliga ist zurück: Bob Hanning schreibt in seiner neuen Kolumne auch über den VAR.

Die Handball-Bundesliga ist zurück: Bob Hanning schreibt in seiner neuen Kolumne auch über den VAR. imago images

Volle Hallen, spektakuläre Spiele und jede Menge Diskussionen. Ich kann euch sagen: Mein Handball-Herz schlägt wieder. Endlich! Und es schlägt lauter denn je. Mit dem ersten Bundesliga-Spieltag sind wir in ein neues Zeitalter gestartet. Eine Epoche, auf die wir uns trotz aller hitziger Debatten - oder gerade wegen ihnen? - so richtig freuen dürfen.

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Aber der Reihe nach. Es gab viel Aufregung in den letzten Tagen. Da gab es den Ärger um den Videobeweis, da war das erste reguläre Montagsspiel der Liga-Geschichte - und das alles begleitet durch unseren neuen Medienpartner, den Streamingdienst Dyn. Lasst uns die Dinge einmal gemeinsam näher beleuchten. Ein großes Thema ist, natürlich, der Start von Dyn. Klar, am Anfang lief es noch ein bisschen ruckelig. Doch wir sollten bei unserer Kritik fair bleiben. Ein neuer Sender benötigt eine gewisse Warmlaufphase, gerade in Sachen Technik - und die sollten wir ihm gewähren.

Denn wenn wir die Arbeit inhaltlich unter die Lupe nehmen, kann ich nur meinen Hut ziehen und sagen: Respekt! Die Art und Weise, wie die Expertenteams um Stefan Kretzschmar und Pascal Hens, aber auch die Moderatoren und Kommentatoren die Spiele begleiten, sucht ihresgleichen. Das ist ein neues Level, um das uns andere Sportarten - ganz sicher auch der Fußball - jetzt schon beneiden.

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Kommen wir zur Diskussion um die Montagsspiele. Die kritischen Stimmen einiger Fans, die ihr Team zu den Auswärtsspielen begleiten, kann ich verstehen. Für sie ist der Termin sicher nicht optimal. Doch wenn wir ehrlich sind, ist diese Kultur aus dem Fußball, wo Tausende Fans mitreisen, im Handball kaum verbreitet. Und genau deshalb überwiegen bei mir die positiven Aspekte. Wir haben mit dem Montag ein absolutes Alleinstellungsmerkmal, das unserem Sport in Sachen Medienpräsenz und Aufmerksamkeit nur guttun kann. Wir haben das mit den Füchsen in Leipzig gerade selbst erleben dürfen. Ich finde, dass wir alle dem Montag eine Chance geben und dieses Thema positiv angehen sollten. An keinem anderen Wochentag könnte der mediale Fokus auf den Handball größer sein.

Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit

Größtes Streitthema war und ist momentan aber der Videobeweis. Vorab: Ich bin ein großer Fan der neuen Technik, weil er den Sport definitiv gerechter macht. Doch wir müssen nach den jüngsten Erfahrungen auch ehrlich sein und den Finger in die Wunde legen. Es gibt noch einiges zu justieren. Dass der Videobeweis ausfällt wie beim Spiel des HSV gegen Flensburg, ist ärgerlich und einer Bundesliga mit unserem Selbstverständnis nicht würdig.

Ebenso die Tatsache, dass die Schiedsrichter die Spielszenen nicht aus allen Perspektiven sehen können. Dass wir am Fernsehschirm mehr Bilder sehen können als die Unparteiischen in den Hallen, geht nicht. Da muss die HBL, um es deutlich zu sagen, ihrem Dienstleister mal so richtig in den Arsch treten. Dass die Schiedsrichter vor Entscheidungen manchmal noch recht lang vor den Videogeräten sitzen, halte ich dagegen nicht für problematisch. Wie Spieler und Zuschauer müssen vor allem sie sich an die neue Technik erst gewöhnen und üben. Schließlich ist nichts schlimmer, als nach einem VAR-Einsatz eine Fehlentscheidung zu treffen. Deswegen: Gründlichkeit vor Schnelligkeit!

Was ich übrigens super finde: Bei uns im Handball findet die Entscheidungsfindung nicht in irgendeinem Keller statt. Sie ist sichtbar für alle und damit komplett transparent. Unterm Strich ist es doch schön, dass es so viele Themen gibt, über die wir kontrovers diskutieren können. Ich kann euch jedenfalls versichern, dass der Saisonstart meine Vorfreude auf die EM-Saison noch einmal richtig befeuert hat. Lasst uns diese ersten Eindrücke des neuen Bundesliga-Zeitalters als Rückenwind begreifen und zusammen mit Vollgas in die Zukunft starten.

Bob Hanning (55) hat die Füchse Berlin von der 2. Liga bis in die Champions League geführt, den DHB in acht Jahren als Vizepräsident auf links gedreht und einen Spiegel-Bestseller (Hanning. Macht. Handball.) geschrieben. In seiner Kolumne analysiert er für den kicker die Geschehnisse rund um Nationalmannschaft und Bundesliga.

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