3. Liga

Horvat: "Ich drücke die Tränen weg"

Halle: Stammtorhüter hört auf

Horvat: "Ich drücke die Tränen weg"

Stammkeeper mit fast 40 Jahren: Darko Horvat.

Stammkeeper mit fast 40 Jahren: Darko Horvat. imago

kicker: Am Samstag bestreiten Sie Ihr letztes Spiel, am Sonntag werden Sie 40. Liegt das schönste oder das traurigste Pfingstfest Ihres Lebens vor Ihnen, Herr Horvat?

Darko Horvat: Das schönste, hoffe ich. Unser Klassenerhalt steht fest, das war für uns alle eine Befreiung. Jetzt möchte ich die paar Trainingseinheiten noch genießen. Wobei: Sven Köhler, unser Trainer, hat am Dienstag fast zwei Stunden trainieren lassen. Da ist das mit dem Genuss so eine Sache... (lacht)

Spielersteckbrief Horvat
Horvat

Horvat Darko

Hallescher FC - Vereinsdaten
Hallescher FC

Gründungsdatum

26.01.1966

Vereinsfarben

Rot-Weiß

mehr Infos
Hallescher FC - Die letzten Spiele
Borussia Dortmund II Dortmund II (H)
1
:
1
VfL Halle 96 VfL Halle (A)
0
:
2

kicker: Wie sentimental werden Sie am Samstag gegen Saarbrücken?

Horvat: Das werden 100 Prozent Gänsehaut. Aber die Tränen werde ich wegdrücken, meine Gefühle soll nicht jeder sehen. Außerdem: Nach dem 0:5 im Hinspiel ist eine Rechnung offen. Bei allem Spaß: Ich will gewinnen.

kicker: Halle steht vor einem Umbruch. Welche Perspektive hat der Klub?

Horvat: Eine gute. Der Klub ist angekommen in der 3. Liga und weiß jetzt, welche Spieler man für diese Liga braucht. In die Saison ging man mit dem Regionalliga-Kader, im Winter wurde nachgebessert. Das war der Schlüssel.

Halle war ein Glücksfall!

Darko Horvat

kicker: Halle konnte sich ein weiteres Jahr mit Ihnen vorstellen. Warum gehen Sie?

Horvat: Es ist der richtige Moment, das spüre ich. Ich bin mit dem HFC 2012 aufgestiegen, jetzt haben wir die 3. Liga gehalten. Außerdem hat meine Frau Sandra ihr Studium abgeschlossen und eine feste Stelle an der Universität Zagreb bekommen. Wir wollen mehr Zeit miteinander verbringen. Und ganz ehrlich: Ich werde 40. Wenn man so lange nach jedem Ball springt, merkt man das.

kicker: Was tut Ihnen morgens weh?

Horvat: Sprunggelenk, Rücken, Knie.

kicker: Sie rissen sich 2006 das Kreuzband. Wäre Ihre Karriere sonst anders verlaufen?

Horvat: Womöglich. Vielleicht wäre Dynamo damals in der 2. Liga geblieben und ich viel länger in Dresden. Manchmal wünsche ich mir, ich hätte dieses Spiel gegen Aue, in dem es passierte, nie gespielt. Aber dann wäre ich vermutlich gar nicht in Halle gelandet.

Darko Horvat

Erste Station in Deutschland: Darko Horvat im Trikot von Dynamo Dresden. imago

kicker: Anfangs waren Sie skeptisch.

Horvat: Da haben Sie recht. Sven Köhler kannte mich aus Dresden. Als er mich für die Oberliga und den HFC begeistern wollte, war ich reserviert. Heute, nach zwei Aufstiegen, weiß ich: Es war ein Glücksfall.

kicker: Sie verließen erst Ende 2004, mit 31 Jahren, Ihre Heimat Kroatien. Warum so spät?

Horvat: Ich hatte Jahre zuvor unter Paul Linz bei den Stuttgarter Kickers mittrainiert, aber da kam kein Vertrag zustande. In Ulm war ich auch mal kurz, aber das war nicht seriös.

kicker: Was war die größte Umstellung?

Horvat: In Zapresic spielten wir mit Libero, in Deutschland 4-4-2. Da ist als Torwart ein anderes Mitspielen gefragt, man steht viel höher.

kicker: Wer waren Ihre Idole?

Horvat: Michel Preud'homme, der für Belgien und Benfica fantastisch hielt. Und Edwin van der Sar, der das Torwartspiel auf eine neue Stufe hob.

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kicker: Ihr bester Mitspieler?

Horvat: Ich spielte 2004 in Zapresic ein halbes Jahr mit Luka Modric (jetzt Real Madrid, d. Red.). Er war damals noch blutjung. Aber die Ruhe, die er am Ball hatte, war unglaublich.

kicker: Welche Trainer prägten Sie?

Horvat: Zwei, die ich in Kroatien als Trainer hatte und die eine Vergangenheit in Deutschland haben: Josip Kuze (zwischen 1991 und '94 Trainer in Erfurt und Mainz, d. Red.), der über Fußball alles, wirklich alles weiß. Und Srecko Bogdan, der aus seiner Zeit als Profi beim Karlsruher SC viel Know-how nach Kroatien mitbrachte und menschlich ein Riese ist.

kicker: Eifern Sie beiden jetzt nach?

Horvat: Langsam. Ich werde bei einem kleinen Verein in Zagreb als Nachwuchstrainer beginnen.

Interview: Steffen Rohr