DFB-Pokal

DFB-Pokal | Helden für einen Tag

Erinnerungen an Störzer, Schwechheimer, Stein

Helden für einen Tag und die Frage, wann eine Überraschung eine Sensation ist

Ringen um Erklärungen: Bayern Münchens Lothar Matthäus (li.) im Interview nach dem Pokal-Aus in Nürnberg gegen Vestenbergsgreuth 1994.

Ringen um Erklärungen: Bayern Münchens Lothar Matthäus (li.) im Interview nach dem Pokal-Aus in Nürnberg gegen Vestenbergsgreuth 1994. picture-alliance/ dpa

Kennen Sie Gerd Störzer? Der Mann ist der Vater aller Pokalhelden, seine beiden Treffer für den VfB Eppingen zum 2:1-Sieg zwangen 1974 den Hamburger SV in der 2. Pokalrunde die Knie. Dafür gab es die jahrzehntelange, traditionelle Belohnung: Eine Einladung am Abend ins "Aktuelle Sportstudio" des ZDF - und nationale Berühmtheit.

Thomas Schwechheimer verwandelte 1990 den Elfmeter zum 1:0 Sieg des FV Weinheim gegen den FC Bayern, der sich mit frisch gekürten Weltmeistern wie Klaus Augenthaler, Jürgen Kohler oder Stefan Reuter beim badischen Oberligisten blamierte.

Von Vestenbergsgreuth bis ins Saarland: Die größten Pokal-Sensationen

Vier Jahre später erwischte es den Rekordpokalsieger erneut, das 0:1 beim TSV Vestenbergsgreuth lief an einem Sonntagabend im August 1994 zur besten Sendezeit im Fernsehen. Die Zuschauer und Bayern-Trainer Giovanni Trapattoni staunten nicht schlecht, als Roland Stein kurz vor der Halbzeit das entscheidende 1:0 gegen Oliver Kahn erzielte. Die Bayern hatten für diese Pokalsaison fertig, Fußball-Deutschland eine seiner größten Sensationen.

Störzer, Schwechheimer, Stein und viele andere waren Helden für einen Tag. Sie haben Pokalgeschichte geschrieben, ohne den Pott jemals gewonnen zu haben. Es waren echte Sensationen in Zeiten, als die Kleinen noch echte Amateure waren. Feierabendfußballer, die einem Beruf nachgingen, den die Fans vor allem dann erfuhren, wenn Reporter-Legende Rolf Töpperwien vor Ort war und damit seinen Beitrag begann.

Was ist eine Pokalsensation?

Auch in der jüngeren Vergangenheit stolperten genügend Bundesligisten in der ersten Runde: Nie weniger als zwei in den vergangenen zehn Jahren, 2014 gleich fünf, in den vergangenen beiden Saisons jeweils drei. Doch ist eine Sensation noch eine solche? Oder darf man höchstens von Überraschungen sprechen?

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Nur ein Beispiel: Gewinnt ein ambitionierter Drittligist gegen einen Bundesligisten aus dem unteren Tabellendrittel, dann ist das nicht zwangsläufig eine Sensation. Schließlich handelt es sich bei den Drittligisten längst um Profis, die zudem den Vorteil haben, bereits im Ligabetrieb zu stehen, während der Bundesligist einen Kaltstart ohne vorheriges Pflichtspiel hinlegen muss. Das sollte in aller Regel trotzdem gegen einen zwei Ligen tiefer spielenden Gegner reichen, tut es aber nicht immer - und das macht die Faszination dieses Wettbewerbs noch immer aus.

Umfrage: Welche Bundesligisten scheiden in der 1. Pokalrunde aus?

Die Regionalliga ist heutzutage die Schwelle zwischen Profi- und Amateurfußball. Schlägt ein Viertligist einen Bundesligisten, ist das noch immer eine Sensation. Und das passierte immerhin acht Mal einem Bundesligisten in den vergangenen zehn Jahren.

Gleich zweimal erwischte es den FC Augsburg, dazu den FC Ingolstadt, Greuther Fürth, den Hamburger SV, Eintracht Frankfurt als Titelverteidiger 2018 beim SSV Ulm, Arminia Bielefeld sowie den VfL Wolfsburg wegen eines Wechselfehlers per Sportgerichtsurteil. In der vergangenen Saison erlebte Bundesliga-Absteiger Greuther Fürth beim Oberligisten Stuttgarter Kickers sein blaues Wunder. Und wenn trifft in diesem Jahr? Auflösung am Wochenende.

Frank Linkesch