Bayern

Hat Türkgücü zu spät Insolvenz angemeldet?

Unangenehme Frage für Ex-Führung

Hat Türkgücü zu spät Insolvenz angemeldet?

Angespannte Lage: Türkgücü München wirtschaftete offenbar noch schlechter als bisher bekannt.

Angespannte Lage: Türkgücü München wirtschaftete offenbar noch schlechter als bisher bekannt. imago images/Oryk HAIST

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Denn so wie die Kanzlei Jaffé es in ihrem im Juni verfassten und dem kicker vorliegenden Zwischenbericht schildert, dürften die zahlreichen Gläubiger des einstigen Drittligisten, der in der laufenden Saison in der Regionalliga Bayern startet, leer ausgehen. "Die Gläubiger werden in Folge hoher Masseverbindlichkeiten aus Löhnen und Gehältern vsl. mit keiner Quote rechnen können", heißt es dort. Das könnte auf ein zu langes Zögern in Sachen Insolvenzanmeldung hindeuten. Bis zum Berichtszeitpunkt hatten Gläubiger "unter 69 laufenden Nummern Forderungen i.H.v. € 2.559.814,90 angemeldet".

Türkgücü, das unter dem Hauptgesellschafter und Investor Hasan Kivran binnen weniger Jahre unter immensen Finanzaufwendungen von der Landesliga in die 3. Liga aufgestiegen war, hatte bereits in der Saison 2020/21 mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Damals kursierten intern Nachrichten, die einen vier Millionen Euro hohen Verlust für die erste Drittliga-Spielzeit des Vereins prognostizierten. Kivran liebäugelte öffentlich mit einem Ausstieg, seine Drohung erweckte den Eindruck eines Bluffs, um teure Profis von der Gehaltsliste zu kriegen.

Der Jaffé-Report zeigt: Offenbar wirtschaftete man sogar noch schlechter. "Einer vorliegenden vorl. Gewinn- und Verlustrechnung zum Geschäftsjahr bis 30.06.2021 zu Folge sollen alleine in diesem Zeitraum Verluste von € 5,3 Mio. entstanden sein", heißt es in dem Dokument. Gespart aber wurde in der Folge nicht, auch im Sommer 2021 leistete sich Kivran hochkarätige Neuzugänge wie Paterson Chato (SV Wehen Wiesbaden), Andy Irving (Heart of Midlothian), Tim Rieder (1. FC Kaiserslautern), Törles Knöll (Slaven Belupo), Mergim Mavraj (SpVgg Greuther Fürth) oder Albion Vrenezi (Jahn Regensburg). Ende Januar dann folgte der Gang zum Amtsgericht München, wo Geschäftsführer Max Kothny den Antrag auf die Eröffnung des Insolvenzverfahrens für die Türkgücü München Fußball GmbH & Co. KGaA stellte.

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Benni Hofmann

Die Trainer in der Regionalliga Bayern