3. Liga

Türkgücü München droht ein Vier-Millionen-Verlust

Warum will Kivran aussteigen?

Türkgücü droht ein Vier-Millionen-Verlust

Türkgücü München drohen durch den Rückzug des Investors unruhige Zeiten.

Türkgücü München drohen durch den Rückzug des Investors unruhige Zeiten. imago images

Demnach bilanziert der Drittliga-Neuling nach einem Minus von 1,9 Millionen Euro für die Saison 2019/20 für die erste Hälfte der laufenden Spielzeit einen Verlust von rund 2 Millionen Euro und plant aktuell mit weiteren 2,1 Millionen Euro Verlust für die zweite Saisonhälfte. Die konkreten Summen wollte Geschäftsführer Max Kothny auf Nachfrage nicht bestätigen, sprach aber von einem siebenstelligen Betrag.

Zurückzuführen seien diese Zahlen neben anderen Einnahmeausfällen auch auf die geringe staatliche Unterstützung von nur 22.000 Euro. Allerdings sind etwa die Corona-Hilfen Profisport des Bundesinnenministeriums zur Abfederung der Zuschauereinnahmenausfälle derzeit ohnehin auf maximal 800.000 Euro pro Klub gedeckelt wegen der EU-Beihilfevorschriften, zumindest für 2020. Und angesichts der Bemessung an den Zahlen des Vorjahres, als der Klub noch in der zuschauerschwachen Regionalliga Bayern spielte, dürften sechsstellige Summen kaum zu erwarten gewesen sein.

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Sind die hohen Verluste der Grund für den Rückzug von Hasan Kivran? Kurz vor Weihnachten war bekannt geworden, dass der Investor verkaufen möchte. Am Dienstag veröffentlichte der Klub dann ein Statement, in dem es unter anderem heißt: "Um den Fortbestand des Vereins zu sichern, gilt es nun einen oder mehrere Investoren zu finden, die Kivrans Anteile übernehmen möchten." Der Geschäftsmann hält 89 Prozent an der ausgegliederten Fußball-GmbH des Vereins, der mit Hilfe des Investors von 2016 an von der Landesliga bis in die 3. Liga vorgedrungen war. Weitere 10 Prozent hält Kivrans einstiger Geschäftspartner Naveen Kohli.

Noch Ende Oktober hatten die Gesellschafter ihre Stammkapitaleinlage erhöht

Die Frage ist, wie sinnvoll ein Ausstieg inmitten der Pandemie ist, trotz aktuell hoher Verluste, die die Gesellschafter zwischenfinanzieren müssten. Denn dass es sich bei seinem Investment mindestens bis zum Erreichen der DFL-Mediengeldtöpfe in Bundesliga und 2. Liga um ein Draufzahlgeschäft handelt, dürfte Kivran nicht erst in der Vorweihnachtszeit aufgefallen sein. Und wenn doch, war er überschaubar gut beraten bei seinem Engagement. Zumal die Gesellschafter noch Ende Oktober ihre Stammkapitaleinlage um 400.000 Euro auf gut 1,6 Millionen Euro erhöht hatten. Um Liquidität zu gewährleisten, so Geschäftsführer Kothny auf Nachfrage.

Sportlich jedenfalls wäre ein Rückzug wenig sinnvoll, belegt Türkgücü doch derzeit Rang acht mit drei Zählern Rückstand auf Relegationsplatzinhaber 1860 München bei einer ausgetragenen Partie weniger. Dass der Investor bereits im Sommer laut Süddeutscher Zeitung die Aufstiegsentscheidung unter anderem an einen Gehaltsverzicht einiger Spieler koppelte, erweckt zumindest den Eindruck, dass auch diesmal ein vergleichbares Manöver hinter dem angedrohten Rückzug stecken könnte. Mit laut Vereinswebseite 33 Profis ist der Kader des Münchner Emporkömmlings mehr als üppig bestückt - nicht nur für Drittligaverhältnisse.

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Benni Hofmann

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