U 21

"Große Wertschätzung": Flicks Anruf bei Burkardt

U-21-Kapitän hat einen Lauf und dachte erst an den Sanitärdienst

"Große Wertschätzung": Flicks Anruf bei Burkardt

Bei Anruf Wasserschaden: Jonathan Burkardt.

Bei Anruf Wasserschaden: Jonathan Burkardt. imago images/Nico Herbertz

"Ich hatte letzte Woche zwei verpasste Anrufe von einer unbekannten Nummer, und da ich einen Wasserschaden hatte, dachte ich, das war der Sanitärdienst. Ich habe zurückgerufen, da ist niemand rangegangen. Dann kam wieder ein Rückruf, ich bin rangegangen, hatte aber keine Ahnung, dass Hansi Flick mich anruft, so kam es zum Gespräch", erzählte Burkardt von der kuriosen Anbahnung.

Das Telefonat selbst war dann natürlich erfreulicher als eine Besprechung über die Instandsetzung des Wasserschadens - obwohl als Ergebnis keine Berufung für die A-Nationalmannschaft stand. "Er hat gesagt, dass ich auf dem Schirm bin. Das ist eine große Form der Wertschätzung für mich. Es hat mich sehr gefreut, dass er mich persönlich angerufen hat", berichtete Burkardt. Gemeinsam mit dem Bundestrainer sei er jedoch einhellig zur Einschätzung gekommen, dass es aktuell besser und wichtig für ihn ist, seine Rolle als Kapitän bei der U 21 auszufüllen, die sich anders als das A-Team noch nicht für das nächste große Turnier qualifiziert hat.

Bleibt die Weste auch gegen Polen weiß?

Bisher ist die Bilanz der DFB-Junioren in der EM-Qualifikation jedoch makellos: Vier Spiele, vier Siege. Das soll laut Burkardt auch gegen die in Gruppe B mit 7 Punkten nach vier Partien drittplatzierten Polen (Freitag, 18.15 Uhr in Großaspach, LIVE! bei kicker) so bleiben. "Da muss wieder gewonnen werden, um den ersten Platz zu verteidigen. Wir wollen klarstellen, dass wir die Quali als Erster abschließen und wieder mit sechs Punkten aus dieser Länderspielphase rausgehen wollen." Israel sitze dem deutschen Team mit neun Zählern schließlich im Nacken. Das direkte Aufeinandertreffen im Oktober bei der Cheftrainer-Premiere von Antonio Di Salvo hatte die DFB-Elf erst in den Schlussminuten gedreht. Den 3:2-Siegtreffer in der Nachspielzeit erzielte: Burkardt.

Beim folgenden 5:1-Erfolg in Ungarn steuerte der Captain eine Vorlage bei und setzte diesen Lauf als Scorer im Klub anschließend in beeindruckender Manier fort. In den jüngsten fünf Pflichtspielen mit Mainz 05 erzielte Burkardt fünf Tore und bereitete zwei weitere Treffer vor. "Ich habe ein bisschen mehr Abschlussglück und finde gute Positionen, deswegen schieße ich jetzt Tore. Ganz ordentlich gespielt habe ich davor auch schon", ordnet der 21-Jährige seinen Lauf nüchtern ein. Die derzeit gut aufeinander abgestimmten Laufwege mit Sturmpartner Karim Onisiwo kommen hinzu: "Das macht es für uns beide einfacher vorne."

Ein Kontakt im Strafraum - dann klappt's am besten

Ein Faktor dafür: Separate Trainingsformen der vier Mainzer Stürmer Burkardt, Onisiwo, Adam Szalai und Marcus Ingvartsen. "Wir üben spezifisch Abschlüsse im Strafraum, um uns da weiterzuentwickeln", berichtet Burkardt von der Anwendung der Erkenntnisse, die auch das von Stefan Kuntz und Di Salvo entwickelte DFB-Stürmerprojekt ermittelt hat: "Die meisten Tore werden im Strafraum und meist mit einem Kontakt erzielt." Die Schulung dieser Qualitäten hat im Oktober auch der neue U-21-Co-Trainer Hermann Gerland mit den Angreifern praktiziert. Burkardt: "Darauf freue ich mich auch jetzt wieder sehr, das ist die beste Übungsform für die Stürmer."

Durch sein Leistungshoch habe er gemerkt, dass die Mitspieler inzwischen mehr nach ihm schauen, ihm mehr zutrauen und mehr Bälle geben: "Das muss man sich erarbeiten, das ist ein Prozess, der von jedem Spieler in jeder Mannschaft durchlaufen wird." Als gestandenen Bundesligaspieler sieht er sich derweil noch nicht: "Das kann man ab 100 Bundesligaspielen sagen. Aber ich bin bei Mainz voll angekommen und zähle zum Stammpersonal." So ließe sich sein Status am besten beschreiben.

52 Bundesligapartien und acht Tore sind bisher für den U-21-Europameister von 2021 notiert. Ein Traum bleibt natürlich das erste A-Länderspiel. Davor ist es gut möglich, dass sich der Sanitärdienst Flick wieder meldet.

Carsten Schröter-Lorenz

Ein Stammgast, eine Eins und zwei Bochumer: Die kicker-Elf des 11. Spieltags