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Hoffnung beim VfB Oldenburg: Vieles spricht für Stadionneubau

Regionalligist will sich für den Profifußball wappnen

Große Hoffnung beim VfB Oldenburg: Vieles spricht für das neue Stadion

Jubelbilder aus dem Marschwegstadion werden für den VfB Oldenburg wahrscheinlich bald der Vergangenheit angehören.

Jubelbilder aus dem Marschwegstadion werden für den VfB Oldenburg wahrscheinlich bald der Vergangenheit angehören. IMAGO/Nordphoto

Regionalliga Nord

Exakt vier Monate muss der VfB Oldenburg sich noch gedulden, ehe im Stadtrat am 15. April 2024 über den Neubau eines Stadions in Oldenburg abgestimmt wird. Einen solchen forderte einst schon Rudi Assauer zu Beginn der 1990er-Jahre in seinen Zeiten als VfB-Manager. Seinerzeit letztlich ohne Erfolg.

So nah wie aktuell stand der VfB aber noch nie vor einem Umzug in ein neues Stadion. Mit deutlicher Mehrheit hat der Stadtrat am 27. Februar diesen Jahres bereits den Grundsatzbeschluss getroffen, der die Weichen für die weiteren Planungen gestellt hat. Nun folgt im April 2024 die finale Abstimmung darüber, ob das Stadion an der Maastrichter Straße tatsächlich gebaut wird. Klappt es, wäre dies für die Oldenburger Fans äußerst emotional. Schließlich würde der Klub nach über 30 Jahren in seine Heimat im Stadtteil Donnerschwee zurückkehren. Dort stand einst auch das alte als "Hölle des Nordens" bekannte VfB-Stadion.

"Wir sehnen diesen Tag herbei. Wir werden nochmal Vollgas geben, um nichts dem Zufall zu überlassen. Ich bin sehr optimistisch, dass es am 15. April positiv ausgehen wird", sagt VfB-Geschäftsführer Michael Weinberg im Gespräch mit dem kicker. Stimmt der Stadtrat für den Stadionneubau, würde in Oldenburg ein Sportcampus entstehen. Die Handball-Damen des VfL Oldenburg bestreiten ihre Partien in der kleinen EWE-Arena, die Basketballer der EWE Baskets wiederum spielen nebenan in der großen EWE-Arena. Als neuer Nachbar würde dann der VfB dazukommen.

Zukunft Profifußball?

Für den Klub böte der Neubau die einzige Möglichkeit, sich zukünftig im Profifußball dauerhaft etablieren zu können. Schon in der vergangenen Saison in der 3. Liga hing das marode Marschwegstadion wie ein Mühlstein um den Hals des Klubs. Nur mehrere Ausnahme- und Übergangsregelungen des DFB sorgten dafür, dass der VfB seine Partien in Oldenburg austragen durfte. Jedoch musste der Klub für jedes Heimspiel rund 40.000 Euro in ein mobiles Flutlicht investieren. Da aufgrund der Lage mitten in einem Wohngebiet keine Spiele mehr nach 18:30 Uhr angepfiffen werden dürfen, konnten die Abendspiele gegen den Halleschen FC und Borussia Dortmund II nur in der Heinz-von-Heiden-Arena in Hannover absolviert werden. Am 21. Mai fand am Marschweg zudem ein Turnfest statt, sodass die Partie gegen den FSV Zwickau ins Wilhelmshavener Jadestadion verlegt werden musste.

Ausflüge, die Extra-Kosten verursachten und Gelder schluckten, die der Klub lieber in den Kader investiert hätte. Die neuen Regularien des DFB, die in der 3. Liga eine Reduzierung der TV-Gelder im Falle eines Umzugs in ein Ausweichstadion vorsehen, würden die Lage im Falle eines baldigen Wiederaufstiegs noch einmal verschärfen

Klar ist in Oldenburg, dass das Marschwegstadion nicht drittligatauglich hergerichtet werden kann. Schon allein die mangelhafte Parkplatzsituation mitten im Wohngebiet bereitet immense Probleme. Die Polizeiinspektion Oldenburg-Stadt/Ammerland befürwortet ein neues Stadion an der Maastrichter Straße, da dieses nur wenige Gehminuten vom Oldenburger Hauptbahnhof entfernt läge. Gästefans müssten bei Fußballspielen somit zukünftig nicht mehr quer durch die Stadt bis zum im Stadtteil Eversten stehenden Marschwegstadion eskortiert werden.

Die Kapazität ist noch offen

Noch offen ist, welche Kapazität das mögliche neue Stadion besäße. Planungen bestehen für zwei Varianten. Für 7.500 Zuschauer wird mit Netto-Baukosten von etwa 34 Millionen Euro kalkuliert. Bei 10.000 Zuschauern lägen diese bei rund 45 Millionen Euro. Denkbar ist ebenfalls, dass die Kapazität letztlich knapp unter 10.000 liegt, damit bauordnungsrechtlich umschifft wird, dass für Mehrkosten von knapp zehn Millionen noch ein Parkhaus errichtet werden muss. In einem zweiten Schritt wäre das Stadion auf eine Kapazität für 15.000 Zuschauer erweiterbar.

Positiv für den VfB: Zumindest bisher ist aus den gut informierten Kreisen nicht zu vernehmen, dass es zu einer von manchen befürchteten Kostenexplosion kommen könnte. Dass es mit dem neuen Stadion noch schiefgeht, kann nicht vollends ausgeschlossen werden, wäre mittlerweile aber eine faustdicke Überraschung. Zumal auch der VfB sich nach einem vor allem 2017 und 2018 herrschenden Führungs- und Finanzchaos in den vergangenen Jahren mit neuen Verantwortlichen rasch seriös aufgestellt hat. Durch die Ausgliederung der 1. Mannschaft wurden die nötigen Strukturen geschaffen. Die trotz des Abstiegs mit enormer Begeisterung durchlebte Saison in der 3. Liga hat darüber hinaus dafür gesorgt, dass der Verein wieder fest im Stadtleben verankert ist.

Bürgerinitiative will Neubau verhindern

Gleichwohl gibt es in Oldenburg auch Gegner eines Stadionneubaus. Und Contra-Argumente gibt es mit Blick auf die Baukosten bei angespannter Haushaltslage, die jährlichen Zuschüsse zu den Betriebskosten von etwa zwei Millionen Euro und umweltpolitischen Bedenken durchaus. Gebildet hat sich die Bürgerinitiative "KeinStadionbau", die allerdings zu viele Fehler begeht und bisher erfolglos agiert. Ihr fehlt es insbesondere an charismatischen Anführern, die andere für ihr Anliegen begeistern könnten.

Ein Eckpfeiler der Argumentation von "KeinStadionbau" war stets, dass das Stadion einzig und allein für den VfB gebaut werde. Dieser ist zuletzt jedoch eingestürzt, nachdem auch die Oldenburg Knights, die im American Football in der 2. Liga spielen, sich für das neue Stadion ausgesprochen haben. Der Bürgerinitiative mangelt es per se an Stringenz. Mal wird eine fehlende Vereinbarkeit mit EU-Wettbewerbsrecht angeführt, dann wiederum dem VfB ein Hooligan-Problem attestiert. Beliebig wird alles in den Raum geworfen, was potenziell gegen ein neues Stadion sprechen könnte. Immer in der Hoffnung, irgendwas möge einmal verfangen.

Vorwürfe gegen den OB

Verrannt hat die Bürgerinitiative sich in ihren Attacken auf Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD), der ihrer Auffassung nach "die Stadtkasse plündern" und sich "ein Denkmal setzen" möchte. Mittlerweile stellt die Bürgerinitiative zudem die These auf, dass in Krogmanns SPD der Rückhalt für das Projekt bröckele. "Ich kann nicht nachvollziehen, wie es zu dieser Äußerung kommt", erklärt der SPD-Fraktionsvorsitzende Ulf Prange auf Nachfrage. Dass eine Gegnerin des Projekts im September die Fraktion verlassen hat, lasse nicht darauf schließen. Letztlich würden die Ratsmitglieder der SPD, wie alle anderen auch, auf Grundlage der dann vorliegenden Zahlen abstimmen.

Zumindest eigenwillig erscheint darüber hinaus, dass die Bürgerinitiative auf ihrer Homepage den Verdacht äußert, die lokale "Nordwest-Zeitung" würde ihren Lesern hinsichtlich des Stadionbaus einige Themen ganz bewusst verschweigen wollen. Selbst von Personen, die dem Stadionprojekt kritisch bis skeptisch gegenüberstehen, wird die Bürgerinitiative hinter vorgehaltener Hand mittlerweile als "Bärendienst" für das Anliegen bezeichnet. Auch von "Sabotage-Akten, die die Zeit für echte Bürgeranliegen rauben" ist die Rede. Für den VfB ist "KeinStadionbau" indes bisher letztlich ein Gewinn. Vorausgesetzt der Tatsache, dass irgendeine Art des Protests sicherlich zu erwarten war. Da die Bürgerinitiative sich schon selbst ins Abseits stellt, muss mit ihr nicht einmal in den argumentativen Wettstreit gegangen werden.

Ehe im April womöglich der Beschluss für den Stadionbau fällt, wird derzeit weiterhin das Marschwegstadion ertüchtigt. Damit der Klub im Falle des Klassenerhalts in der 3. Liga die Chance erhalten hätte, bis zur Fertigstellung eines neuen Stadions übergangsweise dort spielen zu können, hatte der Stadtrat im November 2022 insgesamt 3,85 Millionen Euro für Modernisierungsarbeiten bewilligt. Auch ein Flutlicht wird nun installiert. Für dieses wurden in dieser Woche die Masten geliefert. Gewartet werden muss jedoch noch auf das nötige Trafohäuschen.

Karsten Lübben

Die Stadien der Regionalliga Nord