Während Leipzig seine Titelverteidigung feierte und sich die Frankfurter in der Kurve von den eigenen Fans trösten lassen durften, wirkte Oliver Glasner am "Sky"-Mikrofon bereits recht gefasst. Sein letztes Spiel als Eintracht-Coach ging mit 0:2 verloren - und dennoch sei die Enttäuschung "gar nicht so groß". Der Österreicher gratulierte vielmehr seiner Mannschaft, die RB "sehr lange in Schach gehalten" hatte. "Vor einem Jahr waren wir die Glücklicheren, heute war es Leipzig."
Der Schmerz der Niederlage werde "die ganze Nacht" anhalten, dann aber will Glasner nach vorne schauen. Als ihm ein mögliches Handspiel von Konrad Laimer gezeigt wurde, ging der Frankfurter Cheftrainer nicht groß darauf ein. "Ich finde, der Schiedsrichter hat das Spiel heute sehr, sehr gut geleitet", lobte Glasner den Unparteiischen Daniel Siebert, der seine Pokalpremiere gefeiert hatte. Der 39-jährige Referee habe "lange mit Gelben Karten gewartet" und die Partie "sehr gut im Griff" gehabt.
Glasner haderte kurz mit "zwei sehr guten Chancen, die du vielleicht nutzen musst in so einem Finale". Der Leipziger Führungstreffer von Christopher Nkunku sei "gar keine wirkliche Chance" gewesen. Grundsätzlich war Glasner aber danach, das "große Ganze" im Auge zu behalten. "Ich finde, wir haben zwei Jahre hervorragend gespielt, Frankfurt bewegt, die Menschen in Deutschland bewegt", erklärte der 48-Jährige fast schon pathetisch. "Und jede Niederlage ist auch immer wieder eine Chance."
Glasner dachte dabei an seine ganz eigene Geschichte am Main. "Frankfurt hat - bevor ich kam - in den letzten Spielen die Champions League verspielt. Aber sonst wären wir nicht Europa-League-Sieger geworden, weil dann bist du in einem anderen Wettbewerb. Vielleicht ist diese Niederlage heute die Chance, nächstes Jahr die Conference League zu gewinnen. Ich werde die Daumen drücken. Ich würde es der Eintracht wünschen."
"Passt mir gut auf unsere Eintracht auf"
Insgesamt verlässt Glasner ein intaktes Gebilde, die Mannschaft ist ihm offensichtlich ans Herz gewachsen. "Wenn die Jungs so weitermachen, mit dieser Einstellung und diesem Charakter, wird es wieder eine sehr, sehr gute Saison werden", prognostizierte er für die Spielzeit 2023/24.
Vorher hat er noch einen Auftrag an den unterlegen Pokalfinalisten: "Ich werden den Jungs noch sagen: Sau rauslassen und richtig feiern." Das hat sich Glasner auch selbst vorgenommen. "Ich werde jetzt mal bis Montag durchfeiern", kündigte er an und begründete die Maßnahme: "Die letzten Wochen und Monate waren schon sehr anstrengend." Anschließend gehe es für den Salzburger in den wohlverdienten Urlaub.
"Wenn ich irgendwo wieder auftauche, werde ich mich melden", erklärte Glasner lächelnd, der eine Bundesliga-Rückkehr genauso wenig wie ein Auslandsengagement ausschließen wollte. Er kündigte an: "Ich werde mich mal ein bisschen zurückziehen." Eine Botschaft, die ihm von einer Anhängerin zu Beginn seiner Zeit in Frankfurt mitgegeben wurde, griff er auf. An Fans und Verantwortliche gerichtet, sagte Glasner: "Passt mir gut auf unsere Eintracht auf."