Handball

Gier frisst Hirn: Das darf es beim DHB nicht geben

Die Handball-Kolumne von Füchse-Boss Bob Hanning

Gier frisst Hirn: Das darf es beim DHB nicht geben

Zum Haare raufen: Füchse-Boss Bob Hanning richtet sich in seiner neuen Kolumne auch an den DHB.

Zum Haare raufen: Füchse-Boss Bob Hanning richtet sich in seiner neuen Kolumne auch an den DHB. imago images

Die Bundesliga-Saison hat begonnen und die ersten Ergebnisse zeigen meiner Meinung nach schon klar die Richtung, was uns erwartet. Die vier Spitzenteams marschieren vorneweg. Magdeburg hat die Last der Titelverteidigung zu tragen, aber auch die Überzeugung, enge Spiele hintenraus noch zu gewinnen. Im Moment ist die Belastung für alle noch relativ gleich, weil die Champions League noch nicht begonnen hat.

Das erste Gipfeltreffen wartet am Donnerstag, wenn meine Füchse Berlin in Flensburg zu Gast sind und man den ersten wirklichen Gradmesser sieht. Positiv überrascht haben mich bis dato die Auftritte der Rhein-Neckar Löwen und des VfL Gummersbach. Der einstige Bundesliga-Dino führt gegen Mitaufsteiger Hamm-Westfalen mit sieben Toren (17:10), liegt dann zehn Minuten vor Schluss mit drei zurück (22:25) - und gewinnt das Spiel dennoch (29:28). Das spricht für die Moral der Truppe.

Was mich allerdings etwas besorgt, sind die Ergebnisse der Spitzenteams an den ersten Spieltagen, die mir persönlich zu hoch ausgefallen sind. Ich hoffe, dass sich das nicht so fortsetzt, weil das nicht für die Attraktivität der Liga in der Breite sprechen würde.

Aber kommen wir zu einem anderen sehr wesentlichen Thema: Alle Vereine sind gut durch die Corona-Krise gekommen, dennoch stehen sehr große Aufgaben vor uns.

Wie oft können sich Familien Bundesliga-Handball noch leisten?

Wir haben die immer weiter steigenden Kosten auf der einen Seite: der berechtigte Mindestlohn, steigende Energiekosten, Kosten für die Arenen. Das wird zwar eine Aufgabe, aber viel mehr Sorgen mache ich mir gesellschaftlicher Natur. Wir wollen weiter junge Fans und deren Familie in die Halle bringen. Doch wie oft können sie sich das in diesem Winter leisten? Vorherige vier Besuche beim Handball werden dann vielleicht ein oder zwei. Wir müssen gemeinsam versuchen, Fans für den Sport nicht zu verlieren und attraktive Modelle auch für Familien zu schaffen.

Dann passt es für mich gar nicht, dass der DHB im Grundlagenvertrag mehr Geld von den Vereinen möchte ... Obwohl ich ja Kind des Verbandes bin und der Nationalmannschaft bis heute fast alles unterordne, sage ich: Beim Verband darf nicht Gier plötzlich Hirn fressen. Nur weil wir einen besseren Fernsehvertrag kriegen, kann der Verband nicht einfach mehr wollen. Wir stellen die Nationalspieler fast kostenfrei ab, wir diskutieren über die Freigabe von Weihnachtsspielen. Gerade im Jahrzehnt des Handballs sollten wir gemeinsam unsere Kräfte bündeln.

Der DHB ist längst ein Profit Center

Der Verband, der sich in der Vergangenheit so professionell aufgestellt hat, dass es auch über die Nationalmannschaft hinaus längst ein Profit Center ist, sollte nie vergessen, wer maßgeblichen Anteil daran hat. Diese Konfrontation würde ich persönlich ungerne führen wollen.

Bob Hanning (54) hat die Füchse Berlin von der 2. Liga bis in die Champions League geführt, den DHB in acht Jahren als Vizepräsident auf links gedreht und einen Spiegel-Bestseller (Hanning. Macht. Handball.) geschrieben. In seiner Kolumne analysiert er für den kicker die Geschehnisse rund um Nationalmannschaft und Bundesliga.

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