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PSG: Galtiers "falsche Kommunikation" in Sachen Hierarchie

Pariser gegen Reims gefordert - Cherki-Poker läuft

Galtiers "falsche Kommunikation" und die Diskussionen um die PSG-Hierarchie

Wie reagiert sein Team auf die Niederlage in Rennes? Christophe Galtier (re.) mit Kylian Mbappé.

Wie reagiert sein Team auf die Niederlage in Rennes? Christophe Galtier (re.) mit Kylian Mbappé. picture alliance / NurPhoto

Die Miene ist versteinert, die Worte wohl gewählt. Wer denn nun der Chef sei bei Paris Saint-Germain, wird Christophe Galtier gefragt. "Marquinhos", ist die schlichte Antwort, schließlich sei er der Spielführer. Dazu gebe es, und das ist der wichtige Teil, vier Vize-Kapitäne. Presnel Kimpembe, Marco Verratti, Sergio Ramos - und Kylian Mbappé. Klar, schließlich wurde dem Pariser Superstar im Zuge seiner Vertragsverlängerung im Sommer mehr Mitspracherecht, mehr Einfluss zugesichert.

Ein Versprechen, das Galtier nun einhalten, manche würden sagen ausbaden muss. Dabei hatte der Trainer selbst zum Hochkochen dieser Personalie gesorgt, als er am Montag erklärte, dass Mbappé sein Vize sei. Das sei seit Saisonbeginn klar.

Ligue 1

Eine Aussage, von der sich Galtier bei der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Reims distanzierte, er habe das "falsch kommuniziert". Damit versuchte der Coach auch, Kimpembe zu beschwichtigen, der sich noch am Montag in den sozialen Netzwerken irritiert gezeigt hatte von dem Statement seines Chefs.

Obwohl mit Mbappé als einer von Marquinhos' Stellvertretern fast schon klar war, dass es meistens er sein würde, der den Brasilianer vertritt, war Galtiers Aussage als Degradierung seines Abwehrchefs interpretiert worden - der erste offene Konflikt mit einem seiner Akteure, den der Trainer seit Beginn seiner Amtszeit im Sommer klären musste.

PSG-Hierarchie: Marquinhos ist der Boss

Dass er sich am Montag zu seiner Aussage bezüglich der Stellung Mbappés hinreißen ließ, zeigt einmal mehr auf, wie viele Egos in Paris aufeinandertreffen - und wie wichtig ein umsichtiger Umgang mit ihnen ist. Wobei "hinreißen" übertrieben ist, schließlich sagte Galtier im Grunde die Wahrheit und muss nun mit den Folgen für das Binnenklima seiner Mannschaft klarkommen.

Denn dort herrscht eine klare Hierarchie, zumindest intern. Marquinhos ist der Boss, aber den größten Einfluss scheint Mbappé zu haben, nicht der nach außen eher ruhige Brasilianer. Dahinter reihen sich die üblichen Verdächtigen ein, unter ihnen findet sich naturgemäß ein Lionel Messi, dazu die genannten Verratti und Ramos.

Macht- und Grabenkämpfe können die Pariser sich jetzt aber kaum erlauben, schließlich starteten sie nach der Winterpause holprig in die Liga, verloren dabei sogar zweimal - einmal davon gegen den ärgsten Konkurrenten aus Lens mit dem Ex-Augsburger Kevin Danso in der Verteidigung. Nun geht es am Sonntag gegen Reims - und dann werden wieder alle Augen auf die Mannschaft gerichtet sein.

Cherkis Hang zur Selbstüberschätzung

Rayan Cherki

Trickreicher OL-Jungstar auf dem PSG-Zettel: Rayan Cherki. Icon Sport via Getty Images

Ob diese ihr Gesicht in diesem Winter noch signifikant verändert, bleibt derweil abzuwarten. Möglich ist dagegen vieles. Zum Beispiel, dass sich PSG die Dienste von Rayan Cherki sichert, der bei Olympique Lyon als eines der größten Talente des französischen Fußballs gehandelt wird. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der 19-Jährige nun schon seit nunmehr drei Jahren zur Profimannschaft gehört, dort jedoch nicht die Spuren hinterlassen hat, die mit seinem Talent möglich gewesen wären. Sicher, Cherki ist schnell, trickreich und technisch äußerst beschlagen. Eine gewisse Lethargie mit dem Hang zur Selbstüberschätzung lassen sich jedoch nicht wegdiskutieren.

Richtig ist: Mit dem französischen U-21-Nationalspieler würde PSG zum einen eine entwicklungsfähige Option in der Offensive dazugewinnen und zum anderen die Struktur des Teams weiter in eine Richtung verändern, die Luis Campos schon im Sommer in die Wege geleitet hat. Der externe Berater hat nämlich das Ziel, die französische Fraktion im Team weiter zu stärken, um das lange dominierende Lager der Südamerikaner um Messi, Leandro Paredes, Angel di Maria (beide mittlerweile bei Juventus Turin), Pablo Sarabia (Wolverhampton) und Mauro Icardi (Galatasaray) aufzubrechen.

Aulas und die Preistreiberei

Für Cherki steht eine Ablöse von etwa 20 Millionen Euro im Raum, wie "L'Equipe" vermeldet, dazu kommen mögliche Boni. Lyons Noch-Präsident Jean-Michel Aulas konnte gar nicht schnell genug sein, um eine Einigung zwischen Paris und OL zu dementieren, die Frage ist jedoch auch: Will er den Preis des Eigengewächses einfach nur hochtreiben?

Wie auch immer, der Poker läuft - im ungünstigsten Fall aus Pariser Sicht bis in die Abendstunden des 31. Januar, wenn das Transferfenster in den meisten europäischen Ligen schließt. Sollte Cherki bis dahin noch nicht im PSG-Trikot posiert haben, soll der Transfer eben im Sommer über die Bühne gehen.

Michael Postl

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