DFB-Pokal

Funkels dritter Anlauf: "Das hätte ich nie im Leben geglaubt"

Der krönende Abschluss zum Karriereende?

Funkels dritter Anlauf: "Das hätte ich nie im Leben geglaubt"

Friedhelm Funkel steht vor seinem dritten Finale als Trainer.

Friedhelm Funkel steht vor seinem dritten Finale als Trainer. IMAGO/Nordphoto

Aus Berlin berichten Moritz Kreilinger und Frederik Paulus

An diesem Samstag schließt sich ein Kreis. Vor 43 Jahren stand Friedhelm Funkel das erste Mal in einem DFB-Pokalfinale. Als Spieler mit dem 1. FC Kaiserslautern. An der Seite von Ronnie Hellström und Hans-Peter Briegel, gecoacht von Kalli Feldkamp, unterliegen die Roten Teufel im Jahr 1981 Eintracht Frankfurt im Stuttgarter Neckarstadion mit 1:3. Dass der 70-Jährige, für die Rettungsmission der Roten Teufel im Februar aus seiner Rente zurückgekommen, dieses Spiel jetzt ein fünftes Mal erleben darf, sei "unbeschreiblich".

Weil der Klassenerhalt mit dem FCK bekanntermaßen schon nach dem 33. Spieltag in der 2. Liga fix war, können Funkel, der Verein und die ganze Pfalz dieses Bonusspiel genießen. "Ich hätte niemals im Leben geglaubt, dass ich nochmal als Trainer in einem Pokalendspiel stehen würde. Ich freue mich wahnsinnig auf diesen Abend", betont der Routinier.

Friedhelm Funkel

Ikonischer Jubel mit dem Pokal als "Hut": Friedhelm Funkel als Uerdinger Pokalsieger. IMAGO/Sven Simon

Ein gutes Omen: Der Pokalsieg 1985

Nach über 1500 Spielen als Spieler und Trainer will man meinen, dass Funkel wirklich alles im Fußball schon erlebt hat. Und doch bringt ihn der Spätherbst seiner Karriere noch in eine Konstellation, die er nicht kennt: "Noch nie. Ich war noch nie mehr Außenseiter als in diesem Spiel", sagt Funkel über die Rollenverteilung vor dem Duell mit Bayer Leverkusen. Es ist Funkels fünftes Pokalfinale. Zwei als Spieler, drei als Trainer.

Wer auf der Suche nach guten Omen für die Pfälzer ist: Bei seinem einzigen Pokaltriumph räumte er als Spieler 1985 im Halbfinale mit Bayer Uerdingen wie jetzt der FCK den 1. FC Saarbrücken aus dem Weg und besiegt im Finale den Deutschen Meister mit 2:1, in diesem Fall den FC Bayern.

Doch seine einstigen fußballerischen Qualitäten wird Funkel am Samstagabend nicht mehr auf den Rasen bringen können. Er ist als Trainer gefragt - bei seinem dritten Anlauf. Der Pokal hat für den 70-Jährigen auch deshalb eine ganz besondere Bedeutung, weil er nie einen Spitzenklub trainiert hat, der unberechenbare K.-o.-Modus ihm aber trotzdem die Chance gab und gibt, um Titel zu spielen. Das Problem: "Ich muss leider zum dritten Mal gegen den Deutschen Meister spielen. Das hätte ich mir auch anders gewünscht", betont Funkel.

1998 unterliegt er mit dem MSV Duisburg dem FC Bayern (1:2), 2006 war mit Eintracht Frankfurt wieder der Rekordmeister zu stark (0:1). "Mit Frankfurt war das in Ordnung, aber mit Duisburg hätten wir gewinnen müssen", blickt Funkel zurück. Noch heute schmerzt es jeden MSV-Fan bei dem Gedanken daran, wie Michael Tarnat den an diesem Tag überragenden Bachirou Salou per rüdem Foul vom Platz trat - und selbst nur Gelb sah.

Friedhelm Funkel, Felix Magath

Friedhelm Funkel (li.) als Eintracht-Trainer vor dem Finale 2006 gegen Bayern München und Felix Magath. imago images

In seinem vielleicht letzten Spiel der Karriere - auch wenn man das schon häufiger dachte - bekommt Funkel die Chance, seinen Frieden mit dem Pokal zu schließen. Wenn auch gegen die schier übermächtige Werkself: "Es ist möglich mit ein bisschen Geschick, ein bisschen Glück und einer überragenden Torwartleistung. Wenn das alles passt, hast du eine Chance." Wie groß beziehungsweise klein diese wirklich ist, darauf will Funkel nicht eingehen: "Ich könnte das schon in Prozenten ausdrücken, will es aber nicht", sagt er schmunzelnd.

Das große Finale geht der Routinier anders an als die vergangenen Wochen im Abstiegskampf der 2. Liga: "Ich werde das erste Mal aus meiner Karriere erzählen. Sonst spreche ich wenig von früher oder dem, was ich gemacht habe. Aber Berlin ist außergewöhnlich. Ich glaube, da ist es ganz gut, das ein oder andere zu hören, wie es ist, wenn man gegen Mannschaften spielt, die individuell deutlich besser sind. Wir müssen das beste Spiel der Saison zeigen."

Standards als Hoffnungsfunke

Um nur den Hauch einer Chance zu haben, wird der FCK über sich hinauswachsen müssen. Leistet sich das Team die aus der Liga bekannten Leichtsinnsfehler in der Defensive, droht ein recht unangenehmer Abend auf dem Rasen. Doch der FCK wird die ein oder andere Gelegenheit bekommen - und muss diese nutzen. Im Grunde gibt es drei realistische Möglichkeiten, selbst ein Tor zu erzielen: per Standard, Konter oder einer Einzelaktion.

Vorschau

Nach ruhenden Bällen waren die Lauterer mit 27 Treffern das gefährlichste Team der 2. Liga. Überhaupt ist die Offensive der deutlich stärkere Mannschaftsteil. Über die schnellen Außenbahnspieler, die wie Tymoteusz Puchacz auch noch gefährliche Flanken schlagen können, ist jede Umschaltaktion potenziell gefährlich. Zu guter Letzt müssen die wenigen Unterschiedsspieler im Kader einen erstklassigen Tag erwischen.

Zumindest ein bisschen Erfahrung aus großen Spielen bringt die Truppe auch mit. Ein Großteil hat 2022 die Relegation erfolgreich gemeistert. Und Almamy Toure weiß sogar, wie es sich anfühlt, die Europa League zu gewinnen. Der Verteidiger stand 2022 beim Erfolg in Sevilla in der Startelf der Eintracht - Ache saß damals auf der Bank.

BERLIN, GERMANY - MAY 24: Friedhelm Funkel, Head Coach of 1. FC Kaiserslautern, speaks to the media during a press conference ahead of their DFB Cup 2023/24 final match at Olympiastadion on May 24, 2024 in Berlin, Germany. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

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