DFB-Pokal

Funkels Abschiedsgrüße lassen tief blicken

Appell an FCK-Boss Hengen: "Einfach mal Geduld haben"

Funkels Abschiedsgrüße lassen tief blicken

Abschied ohne Pokal: Friedhelm Funkel blieb die Krönung verwehrt.

Abschied ohne Pokal: Friedhelm Funkel blieb die Krönung verwehrt. IMAGO/Ulrich Hufnagel

Aus Berlin berichten Moritz Kreilinger und Frederik Paulus

Es gibt Vereine, die sind unabhängig von ihrem aktuellen Trainer fest mit einer Spielphilosophie verknüpft. Das hohe Pressing mit direkten Umschaltmomenten aus der RB-Schule steht exemplarisch. Doch während dies in Leipzig, Salzburg und Co. auf dem Reißbrett geplant wurde, hat sich anderswo über die Jahre ganz von selbst ein Spielstil etabliert, da war die Firma Red Bull noch nicht einmal gegründet.

In diesem Fall steht Kaiserslautern exemplarisch. Friedhelm Funkel skizzierte am Samstagabend in Berlin die Faktoren, die seit jeher über den Erfolg oder Misserfolg des stolzen Traditionsvereins mitentscheiden. Er muss es wissen, denn schon zu seiner Zeit als Spieler in der Pfalz (1980 bis 1983) war das nicht anders: "Betzefußball ist einfach nimmermüder Einsatz. Sich in Zweikämpfen zu beweisen, sehr laufstark zu sein und nach vorne zu spielen, wenn die Möglichkeit besteht. Du brauchst Spieler, die keinem Zweikampf aus dem Weg gehen, denen kein Weg zu weit ist und die ihr Herz auf dem Platz lassen."

Funkels Weckruf

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Bei der 0:1-Niederlage gegen Leverkusen waren der Funkel-Elf diese Eigenschaften nicht abzusprechen. Speziell in der ersten Halbzeit, bevor der FCK in Überzahl mehr machen musste, als ihm lieb war, konnte jeder die pure Leidenschaft auf dem Rasen zu spüren.

Warum also waren die Betze-Tugenden am späten Samstagabend überhaupt ein Thema? Weil diese Mannschaft über weite Strecken in dieser Saison eben nicht so spielte - deshalb völlig verdient im Abstiegssumpf der 2. Liga festhing - und Funkels Weckruf brauchte. "Für den Betzefußball brauche ich gewisse Spielertypen, die ich erst im Laufe der Zeit hier gefunden habe", erklärte Funkel und ließ damit zum Ende seines 14-Wochen-Intermezzos einmal mehr durchblicken, dass die Kaderzusammenstellung überhaupt nicht in seinem Sinn war.

Zolinski muss gehen

In dieses Bild passt perfekt, dass zwei im Grunde längst aussortierte Spieler von Funkel zurück auf den Rasen beordert wurden und dort die Tugenden verkörperten wie kaum ein anderer: Daniel Hanslik und Ben Zolinski bewiesen auch im Pokalfinale, wie wertvoll sie mit ihrem unermüdlichen Einsatz und der Vielseitigkeit für die Mannschaft sein können. Beide sind Arbeitstiere, die nicht regelmäßig selbst groß glänzen, eine Mannschaft unterm Strich aber besser machen können.

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Der Klub wäre gut beraten gewesen, beide über die Saison hinaus zu halten - auch der Atmosphäre in der Kabine wegen. Da wurde speziell im Wintertransferfenster viel zerschlagen. "Die Kabine war nicht so vereint, wie ich mir das vorstelle", bemängelte Funkel einmalmehr. Doch während Hanslik vor der Vertragsverlängerung steht, wurde Zolinski bei der Saisonabschlussfeier am Sonntag mit acht weiteren Spielern offiziell verabschiedet. Es ist mit die wichtigste Aufgabe in der Sommertransferperiode, bei allen Neuzugängen die Teamchemie im Blick zu haben.

Ein meinungsstarker Coach: Wirklich gesucht?

Thomas Hengen

Im Zentrum von Funkels Kritik: Geschäftsführer Thomas Hengen. IMAGO/Matthias Koch

Dem 70-Jährigen Routinier Funkel ist es dank seiner ganzen Erfahrung gelungen, den Zusammenhalt im Team in der kurzen Zeit zumindest einigermaßen wiederherzustellen. Er hat den Klub aus der prekären Situation gerettet, die sich Geschäftsführer Thomas Hengen und sein Kaderplaner Enis Hajri wegen zahlreicher Fehlgriffe auf dem Spieler- und Trainermarkt ankreiden müssen.

In seinen Abschiedsgrüßen ließ Funkel sehr offensichtliche Kritik an der Vereinsführung durchklingen: "Ich wünsche dem Verein, dass er in den nächsten Wochen gute Entscheidungen trifft. Dass sie einen Trainer verpflichten können, der zu diesem Verein passt, der ein bisschen dickköpfig ist, der eine eigene Meinung hat, die er auch durch- und umsetzt."

Deutlicher hätte er nicht formulieren können, was er vom Machtgefüge auf dem Betzenberg hält. Nach kicker-Informationen konnte sich Funkel einen Verbleib auf dem Betzenberg unter anderen Rahmenbedingungen auch durchaus vorstellen. Diesen Weg wollte Hengen aber nicht gehen. Dass er jetzt stattdessen Ausschau nach einem (anderen) meinungsstarken Coach hält, ist zweifelhaft.

Die Verantwortlichen müssen einfach mal Geduld haben und nicht nach drei oder vier Niederlagen einen Trainer in Frage stellen.

Friedhelm Funkel

Schon Funkels Vorvorgänger Dirk Schuster wurde es zum Verhängnis, dass er nicht nach Hengens und Hajris Pfeife tanzte. Auch mit Blick auf die recht kurze Halbwertszeit von Trainern in der Pfalz wurde Funkel deutlich : "Wer auch immer Trainer wird: Die Verantwortlichen müssen einfach mal Geduld haben und nicht nach drei oder vier Niederlagen einen Trainer in Frage stellen. In zehn Jahren waren 13 Trainer hier. Dann kann man keine Kontinuität erwarten. Das ist es, was der Verein braucht."

Es bleibt abzuwarten, ob all diese Appelle bis in die Führungsetage vordringen - und dort etwas bewirken.

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