DFB-Pokal

Fritz Keller: "Auch andere hatten viel Geld, haben es aber verbrannt"

Gastkolumne des ehemaligen Freiburg- und DFB-Präsidenten

Fritz Keller: "Auch andere hatten viel Geld, haben es aber verbrannt"

Lobt Freiburgs Vereinspolitik: Fritz Keller.

Lobt Freiburgs Vereinspolitik: Fritz Keller. imago images/Sven Simon

Großartig, dass mein SC Freiburg erstmals im Pokalfinale steht. Es nur mit Auswärtssiegen geschafft zu haben, ist fast unglaublich. Es ist zudem das Ergebnis strategisch guter Arbeit über Jahre.

Der SC ist aus Überzeugung weiter ein eingetragener Verein, hält auf der 50+1-Insel Deutschland seine 100-zu-null-Fahne hoch. Zugehörigkeit und alles für einen Klub zu geben, bedeutet vielen hierzulande viel. Auch beim SC, wo wir, abgesehen von der vor Leipzig errungenen Zweitligameisterschaft, bisher "nur" Nachwuchs-Trophäen gewinnen konnten. Nach den großartigen A-Jugend-Pokalsiegen waren wir anschließend bei den Großen eingeladen, um im Olympiastadion den Pokal zu erhalten. Es freut mich wahnsinnig, dass nun unsere Profis in diesem Finale stehen. Mit Spielern wie Chicco Höfler, Jonathan Schmid oder Kapitän Christian Günter, die schon mit unserer A-Jugend den Pokal gewannen. Nicht nur diese drei werden alles geben für den Pott.

Ein eingeschworenes Team kann manchmal bessere Einzelspieler schlagen. Letztere hat Leipzig, auch kulturell kommt der Klub aus einer ganz anderen Ecke. Hinter RB steht ein Konzern, der auch Marketingziele verfolgt. Dieses Konstrukt ist dem Zeitgeist geschuldet. Dass dieser Konzern in Österreich den Klub Salzburg betreibt und mit seinem Sender den Europacup exklusiv zeigt, in dem auch Leipzig spielt, kann man kritisch sehen.

Dennoch ziehe ich den Hut vor der sportlichen Leistung der Leipziger. Auch andere hatten viel Geld, haben es aber verbrannt. Respekt dafür, sich so schnell in der Spitze etabliert zu haben. Es freut mich, dass die Menschen in Ostdeutschland Top-Fußball sehen können. Nach der Wende sind die meisten Ost-Klubs ausgeblutet worden, oft zum Vorteil von Westvereinen, die die besten Spieler holten. Ich hätte aber nichts dagegen, wenn Leipzig weiter auf den ersten Titel wartet. Der kommt ja bald so oder so, während beim SC die nächste Titelchance nicht absehbar ist. Freuen wir uns auf ein tolles Spiel vor grandioser Kulisse.

Fritz Keller (65), Winzer, Gastronom und Hotelier, wirkte von 1994 bis 2019 im Vorstand des SC Freiburg, die letzten fünf Jahre als Präsident, ehe er knapp zwei Jahre bis Mai 2021 DFB-Präsident war.

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