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Laura Freigang: "Das hat auch Barcelona heute gemerkt"

Eintracht verkauft sich bis zu Barça-Schachzug überaus teuer

Freigang: "Das hat auch Barcelona heute gemerkt"

Erst Zeitlupe, dann Eskalation: Laura Freigang nach dem 1:0.

Erst Zeitlupe, dann Eskalation: Laura Freigang nach dem 1:0. IMAGO/Hartenfelser

Eine Führung zur Halbzeit? Gegen den FC Barcelona? Damit war vorher nun wirklich nicht zu rechnen. "Die ersten 45 Minuten waren fast magisch", sagte Laura Freigang hinterher lächelnd. "Ich kam in die Pause und dachte so: Was passiert hier gerade, kneift mich jemand? Aber dann weiß man: Es geht halt noch 45 Minuten und es ist Barcelona."

So sollte es schließlich auch kommen: Die Führung hielt nicht mal mehr drei Minuten. Durch drei Gegentore binnen einer Viertelstunde drehte der Titelverteidiger der Champions League die Partie.

Entscheidend war dabei der Schachzug von Gäste-Trainer Jonatan Giraldez in der Pause, seine beiden Stürmerinnen zu tauschen: Mariona agierte nach Wiederanpfiff links und traf in der 59. Minute, die verhinderte Olympia-Sprinterin Salma kam durchs Zentrum und schnürte einen Doppelpack (48., 62.).

Zum Wohlfühlen war das alles nicht für Barcelona

"Da kriegen wir die Tore viel, viel zu einfach", sagte Freigang. "Gerade die Ecke kann man wegverteidigen." Man habe vor dem Sechzehner nach Wiederanpfiff eigentlich eine Mauer bauen müssen, damit "erst mal dicht ist". Passend dazu formierten sich bei Ecken der Blaugrana alle elf Eintracht-Spielerinnen im oder seitlich am eigenen Strafraum. Keine wurde für potenzielle Gegenstöße weiter vorn abgestellt - so groß der berechtigt große Respekt der SGE.

CL-Spiele der deutschen Teams, 2. Spieltag

"Wenn Barcelona 3:1 führt, kriegst du den Ball auch kaum noch weg von denen. Es war ein geiles Spiel heute. Leider verloren, aber es ist noch alles drin", sagt Freigang weiter und meinte damit die Situation in der Gruppe A. Noch etwas anderes machte den Hessinnen, die sich in der ersten Halbzeit überaus teuer verkauften, Mut: "Unser Konterspiel ist eine Riesenstärke von uns", fand Freigang. "Das hat auch Barcelona heute gemerkt."

Die 16.100 Zuschauer hatten von Beginn an eine bemerkenswerte Atmosphäre geschaffen. Schon bei der ersten katalanischen Ballbesitzphase erklangen schrille Pfiffe durch die ein Grad Celsius kalte Luft im Deutsche-Bank-Park. Zum Wohlfühlen war das alles nicht für den spanischen Meister, der in seiner Heimat angenehme 20 Grad gewohnt war.

"Ich hab' so was noch nie gefühlt"

Als Freigang in der 14. Minute Lucy Bronze an der Seitenlinie tunnelte, also immerhin die FIFA-Weltfußballerin von 2020, raunte das ganze Stadion. Die Engländerin rempelte wütend zurück, die freche Freigang drehte auf.

Zu Saisonbeginn hatte die Spielmacherin noch eine gewisse Lethargie auf dem Platz mit sich herumgeschleppt, auch bedingt durch die kurze Saisonpause nach der WM. Diese Phase hat die 25-Jährige, die von Bundestrainer Horst Hrubesch für die entscheidenden Nations-League-Spiele gegen Dänemark und Wales nominiert wurde, allerdings längst überwunden.

Regelmäßig tritt sie wieder als Torschützin in Erscheinung, so auch mit ihrem Kopfball gegen Barça, auf den sie noch mehrfach am Abend angesprochen wurde: "Beim Tor das war einfach elektrisch", berichtete Freigang. "Ich hab' so was noch nie gefühlt. Es war in dem Moment - das hört man ja immer - wie Zeitlupe. Und dann Eskalation für fünf Minuten." Sie zeigte sich "superdankbar, dass ich so einen Moment hier erleben durfte": "Ich hoffe, es war nicht der letzte."

Paul Bartmuß

Drei Deutsche dabei: Europas Fußballerinnen des Jahres seit 2013