Intensive Duelle in St. Denis: Vikash Dhorasoo lässt hier Michael Ballack über die Klinge springen. Kicker
Frankreichs Coach Raymond Domenech musste auf den verletzten Regisseur Zidane (Adduktoren) sowie auf Vieira (Leiste) verzichten. Domenech vertraute vor Keeper Coupet einer eingespielten Viererkette (mit Bayern-Verteidiger Sagnol), davor sollten Réveillère und Makele abräumen. Ganz vorne sollten die "Tor-Zwillinge" Henry und Trezeguet wirbeln. Bundestrainer Jürgen Klinsmann tauschte gegenüber dem mühsamen 1:0 gegen China auf vier Positionen Personal aus: Im Tor stand Lehmann für Kahn, in der Viererkette standen mit Huth für Metzelder und Jansen für Schweinsteiger zwei Neue. Davor rückte Ballack für Borowski ins Mittelfeld, im Angriff spielte Klose in seinem 50. Länderspieleinsatz für Neuville.
Der Terminkalender der deutschen Nationalelf
Im Stade de France konnte sich zunächst kein Team erkennbare Vorteile erarbeiten. Beide Mannschaften gingen aggressiv zu Werke, schnelle Ballverluste des Gegners waren so die Regel. Deutschlands Kapitän Ballack, nominell hinter den Spitzen aufgestellt, hing anfangs weit zurück und versuchte das Spiel aus der eigenen Abwehr heraus anzukurbeln. Konzentriert und nah am Mann verhinderte die Klinsmann-Elf gut 20 Minuten französischen Kombinations-Fußball und konterte gefährlich über die rechte Seite: Deisler ging rechts auf und davon und wollte in die Mitte flanken, doch Gallas fälschte den Ball vor den Strafraum ab. Podolski rauschte heran und zog aus 17 Metern trocken ab - nur Zentimeter fehlten zur deutschen Führung (14.). Es dauerte nicht lange, und auch Frankreich hatte seine erste Großchance, als Henry nach einer weiten Flanke von Thuram den Ball von der Brust heruntertropfen ließ und aus 13 Metern nur knapp am deutschen Tor vorbeizielte (19.). In der Folge ergaben sich aus dem Spiel heraus kaum mehr Möglichkeiten, weil beide Abwehrreihen äußerst konzentriert zu Werke gingen. Lediglich zwei Freistöße sorgten für etwas Torgefahr: Henry (24.) für die Franzosen sowie Deisler (28.) auf Seiten der Nationalelf zielten aber zu hoch oder aber vorbei. In den letzten zehn Minuten vor der Pause erzeugte das DFB-Team Druck auf das gegnerische Tor. Allein die Genauigkeit im Pass-Spiel des DFB-Teams fehlte, um vielversprechend in Schussposition zu kommen. "Les Bleus" wehrten sich, leider mit unlauteren Mitteln: Gallas mit rüder Aktion gegen Deisler, der stark blutend vorzeitig raus musste - und Henry, der nach Foul an Ballack Sekunden vor dem Pausenpfiff den Gelben Karton sah. Mit Schweinsteiger für den verletzten Deisler - der Bayern-Akteur hatte eine Risswunde am rechten Spann, die in der Kabine genäht wurde - begannen die Gäste den zweiten Durchgang. Und der Münchner hatte mit einer Freistoß-Flanke, die knapp am langen Pfosten vorbeisegelte, die erste Möglichkeit in den zweiten 45 Minuten (50.). Zwei Minuten später vergab Trezeguet nach Kopfballvorlage von Anelka, der Henry abgelöst hatte, frei vor Lehmann die Führung für den Weltmeister von 1998, als er überhastet volley abschloss und den Ball nicht richtig traf. Und auf der Gegenseite sorgte wieder Schweinsteiger für ein deutsches Chancenplus, als er nach tollem Außenrist-Pass des überall auftauchenden Ballack ebenfalls frei vor dem glänzend reagierenden Coupet scheiterte (54.). Der Youngster erwies sich als belebendes Element im deutschen Spiel, das auch nach dem Wechsel nichts von seiner Diszipliniertheit eingebüßt hatte, und zwang die Nummer eins der Gastgeber mit einem Scharfschuss aus 17 Metern erneut zum Eingreifen (63.). Deutschland übernahm das Kommando nun immer mehr, brachte die Franzosen mehr in Bedrängnis, als ihnen lieb sein konnte. Ballacks Kopfball nach Schweinsteigers Freistoßflanke ging am Tor vorbei - im Eifer des Gefechts nahm der Kapitän dabei sogar dem besser postierten Klose die große Chance zur Führung (71.). Die "Equipe Tricolore" hatte sich lange zurückgehalten und wachte erst in der Endphase wieder auf. Cissé nach Ballverlust von Ballack vergab eine "halbe" Möglichkeit für die Gastgeber (80.) und war kurz vor dem Ende Vorbereiter für ein Fast-Eigentor von Huth, der per Flugkopfball das Leder knapp am langen Pfosten vorbeinickte (90.).
Mit großem Engagement und disziplinierter Ordnung sorgte die Klinsmann-Elf in einer intensiven und über weite Strecken ausgeglichenen Partie mit einem verdienten Unentschieden für einen versöhnlichen Abschluss des Länderspieljahres 2005.