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Formcheck: Verletzte Schlüsselspieler, Baumgartner als großer Hoffnungsträger

So performten Rangnicks potenzielle EM-Fahrer in diesem Jahr

Formcheck: Verletzte Schlüsselspieler, Baumgartner als großer Hoffnungsträger

Marcel Sabitzer, Alexander Schlager, Christoph Baumgartner.

Marcel Sabitzer, Alexander Schlager, Christoph Baumgartner. GEPA pictures

Die Zeit läuft, der Kampf ums Leiberl ist längst eröffnet. Doch wer hat aktuell die besten Karten auf einen Platz im Österreich-Kader für die Europameisterschaft im Sommer?

MEHR ZUM ÖFB-TEAM

Der kicker hat bei 45 potenziellen EM-Fahrern, aufgeteilt in die sieben taktischen Positionen der kicker-Rangliste, den Formcheck für das Jahr 2024 gemacht. Grün signalisiert "voll in EM-Form", Rot steht für "aktuell nicht in EM-Form" (möglicherweise auch aus Verletzungsgründen) und Gelb bedeutet "EM-Kandidat, darf aber nicht nachlassen".

Schlager hat die Nase vorn - Duo meldet Ansprüche an

Im Tor scheint wohl alles auf Alexander Schlager hinauszulaufen. Der Keeper der Salzburger hütete in fünf der letzten sechs Partien den rot-weiß-roten Kasten. Einzig beim Sieg gegen die Slowakei stand Patrick Pentz im Tor. In Sachen Zu-Null-Spielen gibt es ein Quartett, das jeweils dreimal eine weiße Weste behielt.

Berechtige Hoffnungen auf die Endrunde darf sich LASK-Schlussmann Tobias Lawal machen. Wenn der 23-Jährige seine Form beibehält, könnte er bis zum Sommer Schlager unter Druck setzen. Notentechnisch könnte aktuell Rapids Niklas Hedl auf den EM-Zug aufspringen. Eher enttäuschend präsentierte sich zuletzt Daniel Bachmann, der sich nicht nur im Länderspiel gegen Moldawien im September, sondern auch bei Watford einen ordentlichen Bock leistete. Kaum Spielzeit genießt auch der 36-fache Teamspieler Heinz Lindner in Belgien.

Die Hälfte verletzt - Danso als Hoffnungsträger

In der Innenverteidigung hat Rot-Weiß-Rot in diesen Tagen wohl die größten Sorgen. Die Hälfte der potenziellen EM-Fahrer ist verletzt. Die ganze Fußballnation bangt um David Alaba, Teamchef Ralf Rangnick gibt die Hoffnung allerdings noch nicht auf. Doch nicht nur der Real-Madrid-Star, sondern auch das Trio Lienhart, Trauner und Baidoo plagen Verletzungen. Unabhängig vom weiteren Heilungsverlauf Alabas ruhen die Hoffnungen vor allem auf Kevin Danso. Der Frankreich-Legionär präsentiert sich in Top-Form. Auch das Duo Querfeld und Daniliuc wusste 2024 mit starken Leistungen zu überzeugen.

Posch und Wöber bereits EM-reif, auch Lainer zeigt auf

Unermüdlich und in früher EM-Form: Stefan Posch ist in Bologna Dauerbrenner auf der rechten Außenbahn und auch aus dem Nationalteam nicht wegzudenken. Ähnlich sieht es bei Poschs Pendant aus: Maximilian Wöber spielt in Gladbach eine starke Saison, verfügt über eine solide Zweikampfquote und auch über die beste kicker-Note unter den Innenverteidigern. Abzuwarten bleibt, ob Wöber angesichts Alabas möglichen Ausfalls nicht im Abwehrzentrum zum Einsatz kommt. Beim Klub spielt er ohnehin in der Mitte und auch im Test gegen die Türkei lief er neben Danso auf.

Sehr positiv ist die Entwicklung bei Stefan Lainer zu bewerten. Nach seiner Krebs-Erkrankung hat er sich in Gladbach wieder in die erste Elf gespielt und lief auch gegen die Slowakei auf seiner angestammten Position auf der rechten Außenbahn auf. Eine Leistungssteigerung bedarf es angesichts einer eher durchwachsenen Zweikampfquote bei Philipp Mwene. Großer Vorteil für den Teamchef: Der Mainz-Legionär kann auf beiden Seiten spielen. Fraglich ist, ob es angesichts der starken Konkurrenz auf dieser Position noch Chancen für Valentino Lazaro gibt. Der 36-fache Teamspieler war über Jahre im Team dabei, unter Rangnick fiel der Turin-Akteur aber früh aus dem Kader.

Starkes Trio, Seiwald braucht mehr Spielzeit

Besonders gut besetzt ist das Team zurzeit im defensiven Mittelfeld. Mit Konrad Laimer, Xaver Schlager und Florian Grillitsch hat der ÖFB drei Akteure, die bei ihren Klubs gesetzt sind und auch im Team sehr gut performen. Nicolas Seiwald hingegen spielt in Leipzig kaum eine Rolle, stand in dieser Bundesliga-Saison nur viermal in der Startelf. Von Rangnick bekommt er immerhin die Spielzeit, stand zuletzt in allen Testspielen über die volle Distanz am Feld.

Auf Weltrekord-"Baumi" ist Verlass

Mit seinem Solo-Treffer nach sechs Sekunden schoss sich Christoph Baumgartner in die Geschichtsbücher. Doch der 24-Jährige überzeugt auch abseits des Weltrekords auf ganzer Linie. Ganz Österreich hofft, dass der Leipzig-Legionär auch bei der Endrunde die Mannschaft im Zentrum dirigiert, wie er das in den letzten Wochen und Monaten getan hat. In früher EM-Form sind auch Dortmunds Marcel Sabitzer und Romano Schmid. Letzter lieferte 2024 mit sechs Scorerpunkten in elf Spielen nicht nur im Klub, sondern auch im Team ordentlich ab.

Notenbester Grüll zeigt auf

Marco Grüll ist mit einer kicker-Note von 2,25 Österreichs notenbester Akteur 2024, auch seine sieben Scorerpunkte in fünf Spielen sprechen Bände. Von Rangnick wurde der im Sommer zu Werder Bremen wechselnde Rapidler allerdings noch nie berücksichtigt. Ob es sich der Teamchef angesichts seiner Zahlen nochmals überlegen sollte? Wenig zu überlegen gibt es aktuell bei Andreas Weimann. Beim England-Legionär weiß man, was man bekommt. Auch in den jüngsten Testspielen hat der 32-Jährige gezeigt, dass er da ist, wenn man ihn braucht. Um seinen EM-Platz kämpfen muss Patrick Wimmer, der im Klub kaum eine Rolle spielt.

Gregoritsch schießt sich für die EM warm

Zehn Scorerpunkte in 16 Spielen - Michael Gregoritsch zeigt aktuell, dass bei der Endrunde kaum ein Weg an ihm vorbeiführt. Der ewig unterschätzte "Gregerl" schoss sich gegen die Türkei mit einem Dreierpack für die EM warm. Muss er auch, denn Stürmertore sind im Team sonst eher Mangelware. Kaum jemand kann annähernd eine Trefferquote wie Gregoritsch aufweisen. Ansonsten ruhen die rot-weiß-roten Hoffnungen im Sturmzentrum auf Marko Arnautovic, den zurzeit aber noch der Beinbeuger zwickt. Wenngleich bis zur Endrunde noch Zeit bleibt, der zweitbeste Schütze der ÖFB-Geschichte braucht dringend Spielzeit. Ob er die bei Inter im restlichen Saisonverlauf bekommen wird, ist mehr als fraglich.

Michael Chudik