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Hat Potters Chelsea-Aus Folgen für den FC Bayern?

Gerüchte um Nagelsmann

Folgen für Bayern? Fragen und Antworten zu Potters Chelsea-Aus

Ein Aus, das Fragen aufwirft: Chelsea-Boss Todd Boehly, Ex-Trainer Graham Potter und Julian Nagelsmann, einer der angeblichen Wunschkandidaten.

Ein Aus, das Fragen aufwirft: Chelsea-Boss Todd Boehly, Ex-Trainer Graham Potter und Julian Nagelsmann, einer der angeblichen Wunschkandidaten. imago images (3)

Was ist passiert?

Am Sonntag verkündete der FC Chelsea überraschend, dass Trainer Graham Potter (samt seinem ersten Co-Trainer Billy Reid) nach nur knapp sieben Monaten seinen Platz räumen muss. Am Tag zuvor hatten die Blues zuhause mit 0:2 gegen Aston Villa verloren - sie sind damit nur noch Tabellenelfter der Premier League und weit weg von den Europapokalplätzen.

Warum muss Potter schon wieder gehen?

Trotz massiver Investitionen auf dem Sommer- und Wintertransfermarkt ist es dem 47-Jährigen bislang nicht gelungen, Chelsea sportlich voranzubringen. Der Eindruck, Potter habe sich durch den Einzug ins Champions-League-Viertelfinale gegen Borussia Dortmund vorerst Zeit verschafft, erwies sich als Trugschluss, obwohl sein Verhältnis zu den Spielern als intakt galt. Vorwerfen lassen muss er sich, dass er weder bei Taktik noch beim Personal eine klare Handschrift erkennen ließ. Beim fahrigen Auftritt gegen Villa beorderte er etwa trotz Alternativen zwei gelernte Außenverteidiger in die defensive Dreierreihe.

Was bedeutet Potters Aus für die Klubbosse?

Nichts Gutes. Unter Todd Boehly und seinen Mitstreitern sollte die Hire-and-Fire-Mentalität von Vorbesitzer Roman Abramovich ein Ende haben. Stattdessen muss nach Thomas Tuchel im September bereits der zweite Trainer seit dem Eigentümerwechsel gehen - noch dazu einer, der für fast 25 Millionen Euro Ablöse von Brighton verpflichtet und mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet worden war. Auch in den vergangenen Wochen hatte es immer geheißen, man habe Geduld, und Potter sei Teil eines langfristigen Projekts.

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Wie geht es kurzfristig weiter?

Mit Bruno Saltor übernimmt interimsweise einer von Potters Co-Trainern. In der Klubmitteilung hieß es kryptisch, Potter habe "sich bereit erklärt, mit dem Klub zusammenzuarbeiten, um einen reibungslosen Übergang zu ermöglichen". Dem "Guardian" zufolge bedeutet es, dass neben Bruno auch die Assistenten Björn Hamberg und Ben Roberts im Klub bleiben. Schon am Dienstag wartet auf Chelsea das Nachholspiel gegen Liverpool, am Samstag geht es nach Wolverhampton und am folgenden Mittwoch zum Champions-League-Viertelfinalhinspiel zu Real Madrid.

Welche Trainer werden gehandelt?

Die Suche läuft auch Hochtouren, denkbar ist aber auch, dass erst zur neuen Saison ein großer Name übernimmt. Englische Medien spekulieren grob über Namen, die auch bei den Tottenham Hotspur kursieren: Mauricio Pochettino, Luis Enrique (beide vereinslos), Ruben Amorim (Sporting Lissabon), Oliver Glasner (Eintracht Frankfurt) - und natürlich Julian Nagelsmann, der teils gar als Wunschkandidat gehandelt wird.

Was spricht für, was gegen Nagelsmann?

Mit dem Technischen Direktor Christopher Vivell und Laurence Stewart, einem von zwei Sportdirektoren, entscheidet ein Duo in Chelseas Trainerfrage mit, mit dem Nagelsmann schon bei RB Leipzig zusammenarbeitete. Vivell war Technischer Direktor, Stewart Leiter der Scoutingabteilung. Unwahrscheinlich aber ist, dass Nagelsmann, sofern überhaupt interessiert, sofort übernimmt. "Ich kann mir kaum vorstellen, dass er in dieser Saison irgendwo noch Trainer wird", sagte Bayern-Vorstandsboss Oliver Kahn am Sonntagabend bei "Sky90". "Er wird sicherlich eine Zeit brauchen, die Dinge setzen zu lassen, zu reflektieren." Für die Bayern hätte eine Anstellung des derzeit beurlaubten Ex-Trainers allerdings positive Folgen: Er müsste nicht länger bezahlt werden.

Was bedeutet Potters Aus für Bayerns Werben um Anthony Barry?

Der 36-Jährige gehörte zu Potters Trainerstab und ist Wunsch-Assistent von Nagelsmann-Nachfolger Thomas Tuchel in München, der ihn zuvor an der Stamford Bridge schätzen gelernt hatte. Die Bayern und Chelsea verhandeln längst, aber noch ohne Ergebnis. Gut möglich, dass die Neuordnung auf der Trainerbank die Gespräche beschleunigt - zumal das Argument, die Bayern hätten in einem möglichen Champions-League-Halbfinale gegen die Blues einen Chelsea-Insider in ihren Reihen, durch Potters Abschied an Kraft verliert.

jpe