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WM 2022: Flicks Maßnahmen greifen und eröffnen Perspektiven

Kommentar zum zweiten Gruppenspiel gegen Spanien

Flicks Maßnahmen greifen: Dieser Auftritt eröffnet Perspektiven

Hansi Flick hatte Niclas Füllkrug, der das 1:1 erzielte, eingewechselt.

Hansi Flick hatte Niclas Füllkrug, der das 1:1 erzielte, eingewechselt. IMAGO/Uwe Kraft

So schnell ändern sich im Fußball die Konstellationen. Da Japan fünf Stunden vorher gegen Costa Rica mit 0:1 verloren hatte, war die deutsche Nationalmannschaft gegen Spanien vom allergrößten Druck erlöst. Selbst bei einer Niederlage im zweiten Gruppenspiel konnte sie nicht mehr ausscheiden. Sie hat diesen Steilpass der Ticos, wie die Mittelamerikaner genannt werden, genutzt. Gegen die zum Auftakt gegen Costa Rica mit 7:0 siegreichen Spanier erzwang und erspielte sie sich ein hoch verdientes 1:1-Unentschieden.

Beispielhaft für diese hoch spannende und in der Schlussphase packende Begegnung war die Szene in der 6. Minute der Nachspielzeit, als Leon Goretzka kurz hinter der Mittellinie einen spanischen Konter abgrätschte und im Gegenzug Leroy Sané den Ball im Rutschen von der Torauslinie gefährlich nach innen kratzte. So sieht Engagement aus, Einsatz, Entschlossenheit.

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"Füllkrug muss von Anfang an spielen": Die Lehren aus dem Spanien-Spiel

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Spielbericht

Es war eine gegenüber dem verpatzten 1:2-Start völlig anders auftretende deutsche Mannschaft. Gegen die bis zur Überheblichkeit ballsicheren Spanier stand dieses Mal das Gefüge nach hinten kompakt, mit vereintem und präzise abgestimmtem Pressing wurden die Spanier immer wieder zu Rückpässen zu ihrem Keeper Unai Simon sowie zu Fehlern und Bällen quer durch den eigenen Strafraum veranlasst.

Spielerisch war diese spanische Auswahl dennoch reifer. Doch die Deutschen bissen sich in die Partie, so etwa David Raum, genauso der vor der Pause wankende Thilo Kehrer. Joshua Kimmich und Goretzka kümmerten sich um ihre defensiven Aufträge, die gegen dieses starkes Team wichtiger waren als spektakuläre Offensivaktionen. Und Niklas Süle löste seine Duelle souverän, beim 0:1-Treffer Alvaro Moratas kam er jedoch zu spät.

Die deutsche Mannschaft ließ sich aber von diesem Rückstand nicht lähmen, sondern setzte neue Energie frei. Wichtig waren dafür die Einwechslungen Hansi Flicks. Vor allem Sané brachte seine Fähigkeiten ein, so beim Ausgleich, als er in Kooperation mit dem zunehmend effizienter agierenden Jamal Musiala Niclas Füllkrug freispielte: Der Bremer Mittelstürmer wuchtete den Ball humorlos unter Latte und wurde 13 Minuten nach seiner Nominierung zum Joker. Flick hatte somit nicht nur in der Vorbereitung dieses Duells taktisch und psychologisch die richtigen Akzente gesetzt, sondern auch die richtigen Personalentscheidungen in der Coaching Zone getroffen, anders als gegen Japan.

Dieser Auftritt der DFB-Auswahl eröffnet neue Perspektiven. Vor allem die Dramaturgie mit dem späten Gleichstand wird das Selbstvertrauen und den Zusammenhalt enorm stärken. Gegen Costa Rica, den 31. der FIFA-Weltrangliste, sollte der erste Sieg bei dieser WM eine Selbstverständlichkeit sein. Und dann kommt es auf den Ausgang der Begegnung zwischen Japan und Spanien an.

Gewinnen die Spanier, ist Deutschland Gruppenzweiter; bei einem Remis in dieser Parallelbegegnung muss die DFB-Delegation mit zwei Toren Unterschied siegen - oder mit einem, wenn Japan gleichzeitig nicht mehr Tore schießt. Gegen den Außenseiter aus Costa Rica muss diese Bedingung zu erfüllen sein. Sonst wäre eine Zulassung zur K.-o.-Serie ohnehin nicht gerechtfertigt.