Sevillas Trainer Julen Lopetegui konnte beinahe aus dem Vollen schöpfen, lediglich Escudero fehlte coronabedingt. Der Erfolgscoach überraschte jedoch mit seiner Startelf - und zwar, weil er auf Topstürmer En-Nesyri (15 Tore) verzichtete. Dafür erhielt im Sturmzentrum de Jong das Vertrauen, der sich zuletzt in der Elftal recht treffsicher gezeigt hatte.
Auf der anderen Seite plagten Atleticos Trainer Diego Simeone große Personalsorgen. Carrasco fehlte gesperrt, Joao Felix, Dembelé und Savic waren verletzt oder krank. Das Team der Colchoneros stellte sich beinahe schon von alleine auf, das zeigte allein schon die Tatsache, dass gerade mal fünf Feldspieler (!) auf der Bank saßen.
Oblak stemmt sich gegen Sevillas Blitzstart
Simeones Sorgen dürften sich nach Abpfiff direkt vergrößert haben, nicht zwingend wegen einer Verletzung, vielmehr wegen des katastrophalen Starts, den seine Schützlinge hinlegten. Atletico war in der Anfangsviertelstunde völlig neben sich, sah einen Angriff nach dem anderen auf sich zukommen und wäre beinahe sehr früh in Rückstand geraten. Oblak wusste das aber zu verhindern, der Slowene entschärfte zuerst einen Suso-Schuss (4.) und parierte dann noch einen Ocampos-Strafstoß (8., Saul an Rakitic).
Weil Jordan knapp verfehlte (9.), Felipe in höchster Not gegen de Jong rettete (9.) und Ocampos auch aus der Distanz an Oblak nicht vorbeikam (20.), überstand der Tabellenführer die brenzlige Anfangsphase - und stabilisierte sich danach ein wenig. Das lag auch an Simeone, der früh handelte, Correa für Renan Lodi brachte (34.) und damit für mehr Beschäftigung in Sevillas Hintermannschaft sorgte.
Nennenswerte Abschlüsse seitens der Colchoneros gab es dennoch nicht, dafür blieb die Leistung schlicht zu dünn. Defensiv war es aber besser geworden, sodass es letzten Endes torlos in die Pause ging.
Acuna beweist Köpfchen
Ich war's: Atleticos Elfmeterheld Jan Oblak (3.v.r.). Getty Images
Durchgang zwei war dann über weite Strecken völlig offen, weil ausgeglichen. Atletico hatte das Zentrum dichtgemacht und hatte die weiterhin recht agilen Andalusier relativ gut im Griff. Llorente (65.) und Koke (66.) näherten sich sogar der Führung an, doch die war letztlich dennoch Sevilla vorbehalten: Jesus Navas spritzte im Strafraum davon und flankte butterweich auf Acuna - 1:0 (70.).
Madrid war gefordert - und reagierte mit verstärkter Offensive. Hermoso hatte auch rasch den Ausgleich auf dem Fuß, aber er jagte das Leder völlig blank aus elf Metern in den dritten Stock (73.). Das war dann allerdings für lange Zeit der einzig nennenswerte Abschluss der Rojiblancos, die sich zum Ende hin gegen tief stehende Sevillanos zwar bemüht zeigten, dabei aber auch ein bisschen schwerfällig und planlos wirkten.
Weil dann auch noch Bono in der zweite Minute der Nachspielzeit bärenstark gegen Correa rettete, musste Atletico die Heimreise letzten Endes mit leeren Händen antreten und reist in einer Woche wieder nach Sevilla, dann aber in der Hoffnung, bei Real Betis (21 Uhr) mehr zu reißen. Der FC Sevilla ist tags darauf bei Celta Vigo gefordert (21 Uhr).