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Fanforscher über DFB: "Viel zu abgehoben gegenüber Fans"

Sportwissenschaftler Lange übt Kritik

Fanforscher über DFB: "Viel zu abgehoben gegenüber Fans"

Ihm ist es bisher nicht gelungen, dem DFB ein neues Image zu verpassen: Präsident Bernd Neuendorf. 

Ihm ist es bisher nicht gelungen, dem DFB ein neues Image zu verpassen: Präsident Bernd Neuendorf.  picture alliance / Eibner-Pressefoto

Laut Professor Dr. Harald Lange, Leiter des Instituts für Sportwissenschaft an der Julius-Maximilian-Universität in Würzburg, hat der DFB in seiner Spitze eine Werteproblem. "Bei Werten, die im Sport gerne hochgehalten werden, Glaubwürdigkeit, Transparenz, machen Fans und Mitglieder Abstriche, wenn sie auf die DFB-Spitze in Frankfurt schauen. Das scheint ein ganz großes Problem zu sein", sagt Lange im Interview mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" und bemängelt mit deutlichen Worten: "Spätestens nach der WM 2018 hätte man Reformen erwartet, dass Dinge infrage gestellt werden, dass man auch mal ehrlich Bilanz zieht. Stattdessen vertröstet der Verband die Fans immer nach negativen Ereignissen. Der DFB weiß nicht mehr angemessen zu reagieren."

Lange sieht gar einen systemischen Fehler beim DFB, "der viel zu abgehoben gegenüber Fans auftritt. Diese Arroganz taucht bei Themen wie Nachwuchsförderung von Spielern und Trainern auf, wo die Basis mit dem Vorgehen an der Spitze unzufrieden ist". Das System DFB sei für Personen, die von der Basis kommen und in Führungsverantwortung gehen wollen, undurchlässig.

Anstatt sich in erster Linie an den Event-Fans zu orientieren, wäre mein Rat, dass man auch die eingefleischten Fans gewinnt.

Professor Dr. Harald Lange
Professor Dr. Harald Lange

Leiter der Fan- und Fußballforschung in Würzburg: Professor Dr. Harald Lange. imago/epd

Für die Zukunft der Fankultur hinsichtlich des DFB zeigt sich der Wissenschaftler ebenfalls pessimistisch und gibt dem Verband einen Rat: "Anstatt sich in erster Linie an den Event-Fans zu orientieren, wäre mein Rat, dass man auch die eingefleischten Fans gewinnt. Die hat man seit dem WM-Titel 2014 sträflich vernachlässigt - wohingegen sich Vereine, die ihre Fans mit ins Boot holen, deutschlandweit stärker etablieren, mehr Zulauf kriegen."

Die Klubs in der Bundesliga sieht Lange einen Schritt weiter, da die Fans mehr Einfluss haben, und nennt das Beispiel Bayern München. Der Klub hat den Sponsoring-Deal mit Katar  nach heftiger Kritik zuletzt auslaufen lassen. Das Beispiel Hertha BSC zeige, dass die Fans sogar eigene Leute in höchste Ämter bringen können. Kay Bernstein wurde als ehemaliger Ultra zum Vereinspräsidenten gewählt. Eine Entwicklung, die beim DFB nicht auszumachen ist.

Lange war bereits 2022 an einer Umfrage beteiligt, die dem DFB ein desaströses Zeugnis ausstellte. So stellten beispielsweise über 90 Prozent der Befragten dem Verband eine schlechtes oder sehr schlechtes Image aus. Der DFB hatte die Studie damals als tendenziös bezeichnet.

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