Nordost

XXL-Umbruch bei Rot-Weiß Erfurt

"Unterschiedsspieler werden wir uns nicht leisten können"

Etat-Kürzung und ein Dutzend Abgänge: XXL-Umbruch bei Rot-Weiß Erfurt

Einer von vielen Abgängen: Romarjo Hajrulla wechselt nach Cottbus

Einer von vielen Abgängen: Romarjo Hajrulla wechselt nach Cottbus Sascha Fromm

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Der riesige Umbruch erinnert an den Neuanfang vor vier Jahren. Als Geschäftsführer Franz Gerber im Sommer 2020 die Spielbetriebs GmbH gründete und den FC Rot-Weiß Erfurt mitten in der Insolvenz zu neuem Leben erweckte, musste er erst eine komplett neue Mannschaft zusammenstellen. Nun, nach dem zweiten Jahr seit der Regionalliga-Rückkehr mit der sportlichen Talfahrt und dem enttäuschenden Rang 13 in der Endabrechnung, steht ein ähnlicher Umbruch an. Zwölf Spieler haben den Klub verlassen, weitere werden folgen.

Schmerzhafte Abgänge

Sein Sohn Fabian im Amt des Trainers versprüht angesichts der Unruhe im Umfeld des Vereins demonstrativ Zuversicht. „Ich bin überzeugt, dass wir für die kommende Saison wieder eine gute Mannschaft zusammenstellen können, die am Ende nichts mit dem Abstieg zu tun haben wird", sagte der einstige Bundesliga-Profi.

Schmerzhaft ist für den FC Rot-Weiß vor allem die Tatsache, dass sämtliche Identifikationsfiguren den Klub verlassen, die eng mit dem sportlichen Aufschwung im Zuge der Regionalliga-Rückkehr verbunden waren. Publikumsliebling Artur Mergel geht zu Ligarivale Chemnitzer FC, Torjäger Romarjo Hajrulla probiert bei Drittliga-Aufsteiger Energie Cottbus sein Glück im Profibereich, dem langjährigen Kapitän Andrej Startsev werden Kontakte zum Südwest-Regionalligisten Stuttgarters Kickers nachgesagt.

Etat-Kürzung setzt Grenzen

Weil bei Erfurt zwei wichtige Sponsoren weggebrochen sind, muss der Etat zur neuen Spielzeit wohl reduziert werden. Im Moment geht der Klub von 800.000 Euro für den Spielbetrieb der ersten Mannschaft aus, wobei Nebenkosten wie die Stadionmiete darin nicht enthalten sind. Damit stünden 100.000 Euro weniger als in der abgelaufenen Saison zur Verfügung. „Einen Unterschiedsspieler werden wir uns jedenfalls nicht leisten können", sagte Trainer Gerber. Dennoch ist das Interesse in Erfurt und Umgebung nach wie vor groß. Trotz der sportlichen Misere kamen mehr als 94.000 Zuschauer zu den Heimspielen ins Steigerwaldstadion, was einen Schnitt von fast 5.600 Besuchern ausmacht.

Bislang einzige Neuzugänge der Erfurter sind Torhüter Lorenz Otto (23) von Zweitliga-Aufsteiger SSV Ulm und Andy Trübenbach, der vom Ligarivalen ZFC Meuselwitz kommt. Der 32 Jahre alte Angreifer soll den Kader mit seiner Erfahrung bereichern. Verteidiger Ben-Luca Moritz, der nach überstandenem Kreuzbandriss im kommenden Spieljahr wieder zu den Stützen im Erfurter Aufgebot gehören soll, nimmt seine künftigen Mitspieler schon mal in die Pflicht: „Ich hoffe, dass jeder weiß, wenn er zu Rot-Weiß kommt, dass man dafür brennt und seine Seele gibt."

Axel Lukacsek

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