Europa League

Eric Orie und seine Vaduzer Erinnerungslücke

Rapid trifft im Play-off auf den FC Vaduz

Eric Orie und seine Vaduzer Erinnerungslücke

Aktuell bekleidet Eric Orie beim FC Dornbirn das Amt des Sportdirektors.

Aktuell bekleidet Eric Orie beim FC Dornbirn das Amt des Sportdirektors. GEPA pictures

"Das ist schon wieder neun Jahre her", muss Eric Orie ein wenig in seinem Gedächtnis kramen, wenn er über seinen Ex-Klub FC Vaduz spricht. Dennoch ist der 54-jährige Holländer, der seit fast 30 Jahren (mit Unterbrechungen) in Österreich lebt und aktuell den Posten des Sportdirektors bei Zweitliga-Schlusslicht FC Dornbirn bekleidet, auch über die aktuelle Situation der "Residenzler" gut im Bilde. "Eigentlich sollte man sie in der Schweizer Challenge League vorne erwarten, aber sie bekommen derzeit auch die Doppelbelastung zu spüren und haben erst zwei Punkte auf dem Konto." Das reicht gerade einmal für den vorletzten Platz.

Conference League - Play-off

Der Fokus liegt nach dem Aufstieg gegen Konyaspor, der mit einem sensationellen 4:2-Erfolg in der Türkei bewerkstelligt wurde, aber ohnehin auf dem Europacup. "In meiner Zeit sind wir zwar auch einmal in die 3. Runde gekommen, aber dass sie jetzt im Play-Off der Conference League stehen, ist der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte. Und die Europacupspiele sind im Rheinpark immer ein tolles Happening", sendet Orie trotz Liga-Fehlstarts ein kleines Warnsignal Richtung Rapid. "Denn spielerisch sind sie immer noch eine gute Mannschaft", zählt er den Serben Milan Gajic, der schon bei den Young Boys Bern gespielt hat, sowie Tanahan Cicek, der mit drei Toren aktuell Topscorer des FC Vaduz ist, auf.

Österreicher-Tradition

Natürlich gibt es mit Manuel Sutter, Anes Omerovic und Kristijan Dobras, der sogar einmal Bundesliga für Rapid gespielt hat, auch die bereits traditionelle Abteilung aus Österreich. Diese war auch schon mal prominenter bestückt. "Zu meiner Zeit waren Mario Sara, Florian Sturm und Mario Kienzl da. Aber mein Kapitän Franz Burgmeier, der jetzt Sportdirektor ist, denkt mehr regional und holt eher Spieler aus Vorarlberg und Tirol." Ein gutes Verhältnis zum Vaduzer Rekordspieler (371 Spiele, 16 Trophäen) pflegt Orie immer noch, "erst jetzt hat er uns mit Elvis Ibrisimovic und Justin Ospelt zwei Leihspieler überlassen."

Das sind die Trainer der österreichischen Zweitligisten

Warum so viele Österreicher? "Es lässt sich gut leben im Ländle", lacht Orie, auch wenn das Budget des Liechtensteiner Fußball-Aushängeschildes in seiner Ära noch größer war. "Da wurde ernsthaftes Geld in den Verein gesteckt, heute ist es nicht mehr ganz so viel, für die Super League wahrscheinlich zu wenig", sieht er Vaduz in der zweiten Liga der Schweiz gut aufgehoben. "In Österreich würde ich den Verein näher an der ersten Liga sehen. Aber im unteren Bereich, so bei Altach oder Hartberg."

Der Wahnsinn von 2012

Dafür, dass der FC Vaduz dennoch Stammgast in Europa ist, sorgt der Liechtensteiner Cup, der im (meisterschaftslosen) Fürstentum seit 1945 Tradition hat und den der Klub bereits 48 Mal gewonnen hat. Zwei Titel zu diesem Weltrekord hat auch Eric Orie beigetragen, dennoch hat er den Cup-Bewerb, wie er lachend versichert, "nimma in Erinnerung". Schließlich hat er ihn nicht zur zweimal gewonnen, sondern 2012 auch verloren. Es ist die letzte Scharte in der Vaduzer Erfolgsserie. "Das war nur Wahnsinn. Weil die anderen Klubs bei weitem nicht die Qualität haben, geht der Cup zu 99 Prozent an Vaduz. Ich war leider die Ausnahme", erinnert sich Orie doch noch an einen vergeigten 2:0-Vorsprung und eine Niederlage im Elferschießen gegen Eschen/Mauren. "Wenn du diesen Pokal verlierst, bist du selber schuld. Dann hast du den Gegner unterschätzt."

Ob das auch Rapid passieren kann? Eric Orie denkt nicht. "Die beiden Mannschaften sind nicht vergleichbar." Und anders als viele Kritiker sieht der Ex-Austrianer die bisherigen Leistungen der Hütteldorfer gar nicht schlecht. "Ich habe das Spiel gegen Neftci gesehen und war beeindruckt. Auch von der Spielanlage Rapids. Sie hätten ja schon in der ersten Halbzeit drei, vier Tore machen müssen."

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Horst Hötsch