Als U-21-Nationalcoach Stefan Kuntz nach dem 3:1-Sieg in Lettland vom kicker auf den zweimaligen Bankplatz Mboms angesprochen wurde, ließ er zunächst Raum für Spekulationen: "Er fühlte sich nicht in der Lage". Auf nochmalige Nachfrage erklärte der 58-Jährige dann: "Es war eine gemeinschaftliche Absprache, dass wir auf einen Einsatz verzichten."
Dass Mbom als einziger Feldspieler gar keine Spielzeit bekam, war einigermaßen verwunderlich, wurde der Bremer doch von Kuntz bereits im vergangenen Zyklus mehrmals zur U 21 eingeladen und in zwei Spielen eingesetzt. Zudem verfügt der Mittelfeldspieler bereits über die Erfahrung von 21 Bundesligapartien, auf diese Anzahl kommen auch nicht allzu viele aktuelle Mitspieler.
Veränderte FIFA-Regel - siehe Borna Sosa
Eine Verletzung spielte bei der Entscheidung jedenfalls keine Rolle, sondern nach kicker-Informationen eine geänderte FIFA-Regel, die auch schon andere Spieler ins Grübeln brachte oder Wirbel verursachte, etwa bei Borna Sosa. Der kroatische Profi des VfB Stuttgart wollte nach seiner Einbürgerung für Deutschland spielen, war bei seinem letzten Pflichtspieleinsatz für die U 21 Kroatiens Ende November 2020 aber bereits 22 Jahre alt gewesen.
In den FIFA-Bestimmungen heißt es seit September 2020 unter "III Spielberechtigung für Verbandsmannschaften, Artikel 9 Punkt 2 b", dass einem Antrag auf Verbandswechsel nur unter folgenden Voraussetzungen stattgegeben werde: "Der Spieler war zum Zeitpunkt seines letzten Einsatzes in einem Spiel eines offiziellen Wettbewerbs irgendeiner Fußballsparte für seinen jetzigen Verband noch nicht 21 Jahre alt." Früher durfte man als Spieler altersunabhängig den Verband wechseln, solange man noch kein Pflichtländerspiel für eine A-Nationalmannschaft absolviert hatte. So debütierte etwa Hoffenheims Kevin Akpoguma mit 25 Jahren für die nigerianische A-Nationalmannschaft, nachdem er bei seinem letzten Pflichtspieleinsatz für die deutsche U21 im Oktober 2016 bereits älter als 21 Jahre gewesen war.
Mboms Verbandswechsel zu Kamerun steht im Raum
Aufgrund der kamerunischen Herkunft seines Vaters möchte sich Mbom allem Anschein nach also das Spielrecht für die A-Nationalmannschaft des westafrikanischen Landes offenhalten. Ärgerlich für den DFB nur, dass der seit dem 24. Februar 2021 21 Jahre alte Werder-Profi offenbar erst während des jüngsten Länderspiel-Lehrgangs darauf aufmerksam wurde.
Einen ähnlichen Fall gab es zuletzt bereits beim Stuttgarter Mateo Klimowicz, der im Juni mit der DFB-U-21 Europameister wurde, seit seinem 21. Geburtstag am 6. Juli jedoch so lange auf Einsätze verzichten will, bis er sich grundsätzlich zwischen Argentinien und Deutschland entschieden hat. Anders als Mbom hatte der Offensivspieler das den DFB-Verantwortlichen vor der Nominierung mitgeteilt.
DFB nun am Zug
Zu Beginn des aktuellen Lehrgangs sagte Kuntz: "Ich fand die alte Regelung nicht schlecht, weil man einen Zyklus mit der U 21 abschließen konnte, aber das muss man im Einzelfall beurteilen. Klimowicz hätte wahrscheinlich in diesem Jahr noch sechs Länderspiele gemacht, was ihm sicherlich gutgetan hätte."
Man darf gespannt sein, wie der DFB mit Mbom umgeht, ob und wann der Bremer Profi wieder für eine Nationalmannschaft aufläuft und welches Verbandslogo dann sein Trikot ziert.