Nationalelf

"Entscheidung war unumgänglich": DFB trennt sich von Bundestrainer Flick

Präsident Neuendorf fordert "neuen Impuls"

"Entscheidung war unumgänglich": DFB trennt sich von Bundestrainer Flick

Nicht mehr Trainer der deutschen Nationalmannschaft: Hansi Flick.

Nicht mehr Trainer der deutschen Nationalmannschaft: Hansi Flick. IMAGO/Sven Simon

Am Samstag, kurz nach dem Debakel gegen Japan, hatte sich Hansi Flick noch zuversichtlich geäußert und sich als den richtigen Trainer für die seit Monaten kriselnde Nationalmannschaft bezeichnet. Beim DFB ist man allerdings anderer Meinung - und hat nun die Trennung von 58-Jährigen bekanntgegeben.

Gesellschafterversammlung und Aufsichtsrat der DFB GmbH und Co. KG hätten am Sonntag auf Vorschlag von DFB-Präsident Bernd Neuendorf beschlossen, Flick sowie die beiden Co-Trainer Marcus Sorg und Danny Röhl mit sofortiger Wirkung von ihren Aufgaben zu entbinden.

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"Die Gremien waren sich einig, dass die A-Nationalmannschaft der Männer nach den zuletzt enttäuschenden Ergebnissen einen neuen Impuls benötigt", wird Neuendorf zitiert: "Wir brauchen mit Blick auf die Europameisterschaft im eigenen Land eine Aufbruchstimmung und Zuversicht. Für mich persönlich ist es eine der schwierigsten Entscheidungen in meiner bisherigen Amtszeit. Denn ich schätze Hansi Flick und seine Co-Trainer als Fußballexperten und Menschen. Der sportliche Erfolg hat für den DFB aber oberste Priorität. Daher war die Entscheidung unumgänglich."

Völler, Wolf und Wagner auf der Bank

Beim Länderspiel am kommenden Dienstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) in Dortmund gegen Vize-Weltmeister Frankreich werden Rudi Völler, Hannes Wolf und Sandro Wagner die Nationalelf einmalig betreuen. Ziel ist es, möglichst zeitnah die Nachfolge von Hansi Flick zu regeln.

Flick hatte in Folge des enttäuschenden WM-Aus 2022 versucht, die Wende herbeizuführen. Doch nach dem 2:0-Sieg über Peru zum Auftakt ins neue Jahr folgten fünf Spiele ohne Sieg, darunter ein spät errungenes 3:3 gegen die Ukraine und vier Niederlagen gegen Belgien (2:3), Polen (0:1), Kolumbien (0:2) und eben Japan (1:4). 

Weniger als ein Jahr vor der Europameisterschaft im eigenen Land muss der DFB damit einen neuen Bundestrainer finden - angesichts der jüngsten Darbietungen eine Mammutaufgabe für den neuen Mann. Von der vom Verband ersehnten Euphorie ist die Nationalmannschaft sowieso meilenweit entfernt. 

Flick war vor zwei Jahren die uneingeschränkte Wunschlösung

Spielbericht

Schon am Dienstag bestreitet das DFB-Team in Dortmund ein weiteres Testspiel gegen Frankreich, im Oktober und November stehen Partien gegen die USA, Mexiko und Österreich auf dem Programm.

In diesen Spielen wird Flick also nicht mehr auf der Bank sitzen. Der gebürtige Heidelberger galt vor zwei Jahren als Nachfolger von Joachim Löw als Wunschlösung des Verbandes. Nach zwei sehr erfolgreichen Jahren beim FC Bayern gab es weder beim Verband noch in der Öffentlichkeit unterschiedliche Meinungen, wer die Nationalelf übernehmen solle.

Die verkorkste WM in Katar mit dem Vorrunden-Aus, zu dem auch Flick mit falschen Personalentscheidungen beitrug, wollte man ihm nach einer Krisensitzung noch verzeihen. Die Heim-EM 2024, aber auch die Vorbereitung der DFB-Auswahl auf dieses Turnier, galt als neuer Gradmesser für Flicks Schaffen. Die bittere Erkenntnis lautet: Fünf Länderspiele nach der WM reichten aus, um das Vertrauen in den 58-Jährigen komplett zu zerstören.

Acht Siege gegen unterklassige Gegner nach seinem Amtsantritt am 1. August 2021 schürten die Hoffnung auf Besserung, doch von den zwölf Partien im WM-Jahr 2022 gab es nur zwei Siege für Flick - beim Test gegen Israel (2:0) sowie bei der wertlosen WM-Generalprobe im Oman (1:0). Die Bilanz lautete: Die Gegner wurden größer, die Ergebnisse mickriger.

Als Flick im März diesen Jahres im großen kicker-Interview die Geschehnisse nach der WM bilanzierte und auf die EM vorausblickte, sprach er viel von Entwicklung, Mentalität und Bereitschaft - Ergebnisse spielten damals eine eher untergeordnete Rolle. Im Juli erneuerte er seinen Anspruch, die Nationalmannschaft zurück in die Erfolgsspur zu lenken und gab sich selbstbewusst. Die Unfähigkeit zum Siegen wurde ihm nun jedoch zum Verhängnis.

pau, bst, msc

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