Nordost

Energie Cottbus: Zwischen Vorfreude und Ärger

Wollitz denkt über seine Zukunft nach

Energie Cottbus: Zwischen Vorfreude und Ärger

Äußert deutliche Kritik am Aufstiegsmodus: Claus-Dieter Wollitz, Trainer des FC Energie Cottbus

Äußert deutliche Kritik am Aufstiegsmodus: Claus-Dieter Wollitz, Trainer des FC Energie Cottbus IMAGO/Picture Point LE

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Der FC Energie Cottbus geht mit einer Mischung aus Euphorie und Wut in eine für den Verein äußerst wichtige Zeit. Mit dem Brandenburger Landespokalfinale gegen den FSV Luckenwalde am 3. Juni sowie den beiden Aufstiegsspielen am 7. und 11. Juni bestreitet der Verein drei richtungsweisende Spiele innerhalb von neun Tagen. "Das wird eine geile Woche", sagt sich FCE-Kapitän Axel Borgmann.

Wie explosiv der Lausitzer Vorfreude-Ärger-Mix allerdings ist, konnte man am Pfingstsonntag direkt nach dem Abpfiff des eigentlich bedeutungslosen Regionalligaspiels des FCE bei der BSG Chemie Leipzig (0:0) sehen. Die beiden Trainer Claus-Dieter Wollitz und Miroslav Jagatic gerieten aneinander und standen sich kurzzeitig Stirn an Stirn gegenüber. Eine Szene, die der MDR als "Hahnenkampf" bezeichnete und in Dauerschleife durch die sozialen Netzwerke schickte.

Wenig später lagen sich die beiden Übungsleiter nach der Pressekonferenz aber wieder freundschaftlich in den Armen. Jagatic hatte den Cottbusern zuvor viel Glück für die Aufstiegsspiele gewünscht und erklärt, es gehe jetzt um den ostdeutschen Fußball. "Dass die alle mal sehen, dass wir eine geile Fanbase und Tradition haben", formulierte der Leipziger Coach kämpferisch.

Das sind Zustände, die mit fairem Fußball nichts zu tun haben.

Claus-Dieter Wollitz zum Aufstiegsmodus

Der Cottbuser Trainer Wollitz offenbarte indes, wie sehr ihn die Situation rund um die Aufstiegsspiele belastet. Der 57-Jährige verdeutlichte: "Der Verlierer ist aktuell Energie Cottbus. Wir sind Meister, dürfen aber trotzdem nicht aufsteigen." Dass der Erstplatzierte der Regionalliga Bayern, die SpVgg Unterhaching, in den vergangenen Wochen ein regelrechtes Geheimnis um die Teilnahme machte, war in Cottbus ein zusätzliches Ärgernis. Am Montag teilte der Bayerische Fußball-Verband (BFV) dem DFB zwar mit, dass man "fristgerecht seinen Teilnehmer an den Aufstiegsspielen zur 3. Liga gemeldet" habe, wie ein BFV-Sprecher am Montag bestätigte. Vonseiten Unterhachings gibt es aber immer noch keine offizielle Bestätigung. Präsident Manfred Schwabl sprach im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk über "50:50-Spiele" gegen Energie, vermied aber eine klare Zusage. "Wir haben immer gesagt, dass wir mit aller Macht hochwollen - aber nicht um jeden Preis. Es gibt noch ein paar wirtschaftliche Hürden", sagte der ehemalige deutsche Nationalspieler (vier A-Länderspiele).

Für Wollitz ist dies eine Situation, die ihn sogar über seine persönliche Zukunft nachdenken lässt. Er kündigte an: "Ich werde am 11. Juni überlegen, wie es auch mit mir persönlich weitergeht. Ich kann das nicht über mich ergehen lassen. Wenn ich da Rechtsmöglichkeiten hätte, dann würde ich die komplett ausschöpfen. Das sind Zustände, die mit fairem Fußball nichts zu tun haben."

Sperre für Slamar

Die Aufstiegspiele

In Leipzig erhöhte zudem eine Gelb-Rote-Karte für Abwehrspieler Dennis Slamar den Cottbuser Frustpegel. Der 28-Jährige, der seit Wochen in guter Form spielt, ist nun im Aufstiegs-Hinspiel gesperrt. Slamar hatte in der ersten Halbzeit für ein Foul im Strafraum Gelb gesehen. Den fälligen Elfmeter parierte Ersatzkeeper Alexander Sebald gegen Dennis Mast. In der Schlussphase wollte Slamar dann nach einem Eckball einen schnellen Gegenzug verhindern und versuchte, Chemie-Keeper Benjamin Bellot am Abschlag zu hindern. Der Torhüter nahm die kurze Armbewegung von Slamar dankbar an und ging zu Boden. Slamar schlich kurz darauf fassungslos vom Feld. "Da fehlt mir das Fingerspitzengefühl des Schiedsrichters", sagte Borgmann nach dem Spiel.

Trotz des ärgerlichen Nachmittags in Leipzig wird die Aufstiegs-Euphorie in der Lausitz immer größer. Noch bis Mittwoch läuft die erste Phase des Vorverkaufs der Tickets für das Hinspiel. Viele Karten werden danach wohl nicht mehr in den freien Verkauf gehen, das Stadion der Freundschaft dürfte am 7. Juni ausverkauft sein. Zuvor steht aber am Samstag das Landespokal-Finale an. Borgmann betont: "Wir wollen gewinnen und in der nächsten Saison im DFB-Pokal spielen. Dabei holen wir uns das nötige Selbstvertrauen für die Relegation."

Jan Lehmann, Frank Noack

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