Champions League

"Ein absolutes Desaster": Marciniaks verfrühter Pfiff erhitzt die Gemüter

Polnischer Referee entschuldigt sich

"Ein absolutes Desaster": Marciniaks verfrühter Pfiff erhitzt die Gemüter

Gesprächsbedarf: Matthijs de Ligt und Thomas Müller (re.) bedrängen Schiedsrichter Szymon Marciniak.

Gesprächsbedarf: Matthijs de Ligt und Thomas Müller (re.) bedrängen Schiedsrichter Szymon Marciniak. Getty Images

Münchens Gastspiel in Madrid hatte viel zu bieten, den wahrscheinlich größten Aufreger gab es jedoch unmittelbar vor Schluss. Nachdem der FC Bayern dank Alphonso Davies in Führung gegangen und Reals Joker Joselu per Doppelpack das Blatt gewendet hatte, stand Bayern vor dem Aus. In der 13. Minute der Nachspielzeit aber traf Matthijs de Ligt zum vermeintlichen 2:2, jubeln durfte der Niederländer aber nicht. Vielmehr folgten Entrüstung und Münchner Proteste.

Was war passiert? Der äußerst erfahrene polnische Schiedsrichter Szymon Marciniak (43) hatte bereits gepfiffen, noch ehe der Ball bei de Ligt angekommen war. Bei einem langen Ball von Joshua Kimmich auf Noussair Mazraoui standen womöglich Mazraoui und de Ligt im Abseits - überprüft werden konnte das aber nicht, Marciniak hatte die Partie schon unterbrochen.

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So fiel es dann auch nicht mehr ins Gewicht, dass der Ball bei Thomas Müller landete, dieser de Ligt bediente, der wiederum gekonnt flach ins linke untere Eck vollstreckte. Weil die Szene zu früh abgepfiffen worden war, konnte der VAR letztendlich auch nicht mehr klären, ob es Abseits war oder nicht. Fakt war auch: Reals Schlussmann Andriy Lunin hatte sichtlich kaum noch auf de Ligts Schuss reagiert.

Die Spielszene muss zu Ende gespielt werden, das ist die Regel.

Thomas Tuchel

Ungeachtet der Frage, ob es Abseits oder kein Abseits war, Marciniak hatte sich nicht an die Vorgaben gehalten. Bei knappen Entscheidungen sind Schiedsrichter schließlich angehalten, besagte Szenen laufen zu lassen, um auch letztendlich dem Videoassistenten die Chance zu geben, eine genaue Überprüfung vorzunehmen.

Darauf verwies dann auch ein sichtlich enttäuschter de Ligt nach Abpfiff bei DAZN. "Ich kann das nicht verstehen", sagte der 24-Jährige und haderte, dass man "immer durchspielen" müsse, "auch wenn es Abseits ist. Das ist ganz klar die Regel."

De Ligt: "Das ist dann auch Real Madrid"

"Das ist ein absolutes Desaster", schimpfte Trainer Thomas Tuchel und erläuterte: "Die Spielszene muss zu Ende gespielt werden, das ist die Regel - vor allem, wenn sie so eng am Tor ist." Am Ende bleibt, dass es bei den Unparteiischen eine Fehlerkette gegeben hatte, die am Ende spielentscheidend war. Den ersten Fehler machte der Assistent, weil er die Fahne zu früh hob, den zweiten dann Marciniak, der nicht hätte pfeifen müssen.

"Das ist dann auch Real Madrid", sagte de Ligt mit Blick auf das königliche Spielglück, das sich an diesem Abend durch den unglücklichen Schiedsrichterpfiff manifestiert hatte. Dass er einen Fehler gemacht hatte, darüber war sich Marciniak offenbar im Klaren. "Er hat sich entschuldigt", verriet de Ligt dann auch.

Es ist Halbfinale, es ist nicht der Moment für Entschuldigungen - ehrlich nicht.

Thomas Tuchel

Bei der anschließenden Pressekonferenz gab Tuchel dann zu, dass es ihm schwerfallen würde, die Entschuldigung anzunehmen. "Es ist Halbfinale, es ist nicht der Moment für Entschuldigungen - ehrlich nicht", sagte er sichtlich aufgewühlt und führte aus: "Es ist nicht der Moment für zwei so krasse Regelverstöße und danach Entschuldigungen. Alle müssen ans Limit, alle müssen leiden und alle müssen fehlerfrei spielen. Dann müssen die Schiedsrichter auf diesem Niveau das auch tun. Das hilft nicht, wenn du dich entschuldigst. Dafür bist du auf dem Feld, dafür bist du der Beste, den es da draußen gibt - und dann erwarten wird das auch. Und wenn du das nicht liefern kannst, dann hilft eine Entschuldigung nicht - auch wenn wir die als Sportsmänner annehmen."

drm

Bilder zur Partie Real Madrid gegen Bayern München