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FC 24: EA-Boykott nach TOTS-Eklat - Revolution oder Strohfeuer?

Hashtag, Deinstallation und Creator-Kritik

EA-Boykott nach FUT-Eklat: Revolution oder nur Strohfeuer?

EA SPORTS hat großen Gegenwind aus der FUT-Community erhalten.

EA SPORTS hat großen Gegenwind aus der FUT-Community erhalten. kicker eSport/EA SPORTS(2)

Stundenlang zogen Spieler von Freitagabend bis tief in die Nacht auf Samstag reihenweise herausragende TOTS-Karten der Ligue 1 aus ihren FUT-Champions-Rewards. In den sozialen Medien wimmelte es nur so vor Screenshots, auf denen Kylian Mbappé, Ousmane Dembelé oder Warren Zaire-Emery zu sehen waren. EA SPORTS reagierte schließlich und passte die Wahrscheinlichkeiten in FC 24 an - wie es der Entwickler schon bei "Messi-Gate" zu Beginn des Jahres getan hatte.

Dieser Vorgang allein brachte große Teile der FUT-Community bereits auf die Palme. Viele Spieler fühlten sich benachteiligt, da sie die Gelegenheit während der rund neun Stunden gar nicht oder ihrer Ansicht nach nicht ausreichend nutzen konnten. Als Extra-Funke ins Pulverfass diente aber das knappe Statement seitens EA SPORTS: "Wir haben ein Problem festgestellt, bei dem die Champions-Spielerwahlen unbeabsichtigte Ergebnisse lieferten. Dies wurde im Spiel korrigiert."

Aufruf gegen die "Clown-Show" - #boycottEA trendet

Schnell wurde innerhalb der Anhängerschaft ein entsprechender Rückschluss gezogen: Seien gute Rewards für starke Champions-Leistungen "unbeabsichtigt", so hätte EA SPORTS gerade öffentlich zugegeben, die Spieler ansonsten absichtlich weit schlechter als möglich zu belohnen. Diese Lesart der Community verbreitete sich wie ein virtuelles Lauffeuer - und mündete in einem reichweitenstarken Aufruf. Am Samstagnachmittag warf Content Creator Nick 'NickRTFM' Bartels die Idee zum Boykott auf.

"Bis diese Clown-Show auch nur eine verdammte Sache in Bezug auf Gameplay richtig macht, anstatt stündlich Store-Packs zu aktualisieren."

Nick 'NickRTFM' Bartels, Content Creator über den FC-24-Boykott

"Ich war noch nie ein großer Anhänger von Protesten gegen Videospiele, um sie zu verbessern. Aber egal. Scheiß drauf. Wenn sich alle zusammentun und gemeinsam aufhören, FC 24 zu streamen und zu posten, dann würde ich das auch tun. Ich meine es ernst", schrieb 'NickRTFM' auf X. "Ich habe kein Problem damit, das Spiel selbst zu löschen. Bis diese Clown-Show auch nur eine verdammte Sache in Bezug auf Gameplay richtig macht, anstatt stündlich Store-Packs zu aktualisieren."

Bartels' Aufruf erzielte weit mehr als drei Millionen Impressionen, richtete sich aber vornehmlich an andere Content Creator, deren Einfluss bei EA SPORTS für Aufmerksamkeit sorgen sollte. Ein temporärer Boykott des Publishers und seiner Fußball-Simulation könne nur erfolgreich sein, wenn alle zusammenhalten. Er sprach dabei explizit jene Influencer an, die mit dem Videospiel-Giganten kooperieren und "immer zu den Events fliegen". Damit leitete er die öffentliche Wut jedoch um.

Zahlreiche Nutzer teilten in den darauffolgenden Stunden Videos ihrer eigenen FUT-Accounts, wie sie diese entweder löschten, ihre besten Karten in SBCs versenkten oder verkauften. Auf X schaffte es #boycottEA sogar in die Trends, der Hashtag wurde von etlichen kleinen wie großen Usern verwendet. In den Fokus rückten aber auch diejenigen Content Creator, die 'NickRTFM' angesprochen hatte - und Influencer, die sich nicht oder nicht schnell genug gegen EA SPORTS aussprachen.

"Hass" gegen Content Creator - 'NickRTFM' resigniert

Prominentestes Beispiel ist wohl Jamie Bateson, besser bekannt als 'Bateson87'. Der Engländer pflegt eine Partnerschaft mit dem Publisher und wurde vor diesem Hintergrund sogar öffentlich beleidigt. "Die Leute stürzen sich bei jeder Gelegenheit auf mich", meinte 'Bateson87' auf X. "Und leider ist das auch in diesem Fall passiert, obwohl es außerhalb meiner Kontrolle liegt und ich persönlich nichts getan habe." Die Kommentare schossen in vielen Fällen weit über sachliche Kritik an Batesons FUT-Werbung hinaus.

"Ich habe versucht, die Community zu vereinen. Und bin dabei kläglich gescheitert."

Nick 'NickRTFM' Bartels, Content Creator über seinen Boykott-Aufruf

Am Tag nach dem Boykott-Aufruf ruderte 'NickRTFM' zurück und entschuldigte sich bei den Kollegen, die in den Shitstorm geraten waren. "Ich habe versucht, die Community zu vereinen. Und bin dabei kläglich gescheitert", sagte Bartels. "Ich wollte nicht, dass irgendjemand diesen Hass erfährt." Der Content Creator zeigte sich "enttäuscht" und räumte ein, die "kollektive Stimmung falsch gelesen zu haben". Statt Einigkeit im "Kampf gegen EA SPORTS" zu erzeugen, zerfleischte sich die FUT-Szene teils gegenseitig. Für den Initiator ist der Boykott-Versuch gescheitert.

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Boykott gegen die Falschen?
58:42 Minuten
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Dabei tat der Entwickler auch nach dem Ligue-1-TOTS und den Champions-Rewards noch einiges, um den Unmut der FUT-Fans weiter auf sich zu ziehen. Am frühen Samstagmorgen veröffentlichte EA SPORTS eine Icon-Spielerwahl - und erlaubte sich den nächsten Schnitzer bei den Belohnungen. Der ungewöhnliche Zeitpunkt des Releases wurde von einigen Anhängern mit versuchter Wiedergutmachung oder Ablenkung erklärt. Was eine ironisch passende Zugabe zum Eklat wäre.

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