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"Die Füße brennen": Kruse gibt sein Debüt in der Kreisliga

Erste Vorlage und Gewichtsprobleme

"Die Füße brennen": Kruse gibt sein Debüt in der Kreisliga

Geht voran: Max Kruse (vorne) trug sofort die Kapitänsbinde beim BSV Al-Dersimspor II.

Geht voran: Max Kruse (vorne) trug sofort die Kapitänsbinde beim BSV Al-Dersimspor II. Funke Foto Services

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Es ist tatsächlich passiert: Max Kruse hat sein Versprechen wahrgemacht und ist am Sonntag  für die zweite Mannschaft des BSV Al-Dersimspor im Auswärtsspiel beim FSV Spandauer Kickers III in der Kreisliga A Berlin Staffel 3 aufgelaufen.

Vor dem Anpfiff musste der 36-Jährige erstmal eine kleine Enttäuschung verkraften: Ein kleiner Junge wollte partout keine Pommes mit Mayonnaise herausrücken, die der Ex-Profi so gerne auf einem Selfie mit drauf gehabt hätte.

Doch auch ohne diese nicht gerade als Sportlernahrung klassifizierte Stärkung verhalf Kruse genau ein halbes Jahr nach seinem letzten Profi-Spiel Al-Dersimspor II immerhin zum Punktgewinn bei der dritten Vertretung der Spandauer Kickers. "Das war ein ordentliches Spiel. Natürlich muss ich noch ein bisschen ins Training kommen", sagte Kruse nach dem 1:1. "Kunstrasen, ein stumpfer Platz. Die Füße brennen", gestand er.

Die Binde und ein Transparent

Mit der Rückennummer 99 hatte er sein Team aus dem Stadtteil Kreuzberg auf den Kunstrasenplatz im Westen der Hauptstadt geführt. Trainers Güven Akpolat wollte das laut Kruse so. Dabei brauche er die Binde sicher nicht. Mit seinen Mitspielern hielt er vor dem Anpfiff vor einigen hundert Zuschauern ein Transparent mit der Aufschrift "Willkommen in der Kreisliga, Max!" hoch.

Bei der Kreisliga-Premiere hielt Kruse trotz hoher Temperaturen 90 Minuten durch und schlug den Eckball zur Führung. Beim Elfmeterpfiff gegen sein Team intervenierte er beim Referee. "Quatsch nich' so viel. Dit is keene Bundesliga", schallte es im Berliner Dialekt von der Seitenlinie.

Ich spiele nicht Fußball um des Fußballs willen.

Max Kruse, der mit seinen Freunden Zeit verbringen möchte

Nach Spandau kam Kruse mit einem Motorroller und schlenderte im Freizeit-Look mit Gucci-Rucksack entspannt Richtung Umkleidekabine, vor der er seine neuen Kollegen mit Handschlag begrüßte. Total freundlich sei Kruse, berichteten diese. Ein mehrfacher Klassenunterschied - kein Thema. "Ich spiele nicht Fußball um des Fußballs willen", verriet Kruse. Er wolle einfach mit seinen Freunden Zeit verbringen. Über einen Freund sei auch der Kontakt zu Al-Dersimspor entstanden. In einem Café habe man sich einst kennengelernt, berichteten besagte Freunde im Kreise von Kruses Frau Dilara, die an der Seitenlinie Handy-Videos drehte.

Auf dem Platz nahm Kruse seine Lieblingsposition als hängende Spitze ein, wenn auch mit - wie selber eingeräumt - einigen Kilos zu viel. "Er muss halt abnehmen", gab Mitspieler und Klub-Sponsor Erdal Aksu einen gut gemeinten Rat. Zwei bis drei Jahre rechne man mit Kruses Engagement. "Ich bin nicht der Typ, der so weit vorausplant", entgegnete Kruse.

Der 14-malige Nationalspieler hatte zuletzt für den SC Paderborn in der 2. Bundesliga gespielt, seine letzte Partie für den SCP hatte er am 28. Oktober ausgerechnet bei Hertha BSC im Olympiastadion bestritten, nur rund zehn Kilometer von seinem jetzigen Comeback-Ort entfernt. Wenig später folgte die Ankündigung des Karriere-Endes.

Anschließend hatte Kruse vor allem durch verbale Auseinandersetzungen mit seinen Ex-Trainern für Schlagzeilen gesorgt. Zudem war der stets streitbare Fußballer auch Teammanager in der Kleinfeld-Liga "Baller League" und wechselte sich dort auch selbst ein. Das muss er bei Al-Dersimspor nicht machen. Er ist als Star und Kumpel gesetzt. Nur die kleinen Jungs mit der Pommes-Tüte muss Kruse noch mehr für sich gewinnen.

stw, DPA

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