Formel 1

Der Tod im Flugzeug

Sechs Rennfahrer bezahlten mit dem Leben

Der Tod im Flugzeug

David Coulthard hatte bei seinem Jet- Absturz sagenhaftes Glück - ein Glück, das sehr viele Rennfahrer nicht hatten.

Ron Flockhart, Schotte wie Coulthard und Le-Mans-Sieger in der heroischen Ära von Jaguar, kam bei einem historischen Weltrekordflug London-Sydney ums Leben: Absturz bei Melbourne.

1975 verunglückte Graham Hill, Weltmeister 1962 und 1968, nach seinem Rücktritt Chef seines eigenen Teams, auf dem Heimflug von Testfahrten in Le Castellet im dichten Nebel in Elstree - nur wenige Kilometer von seinem Haus entfernt. Mit ihm starben sein junger Pilot Tony Brise - damals eine große englische Hoffnung wie heute Jenson Button, und einige Mechaniker. Mehrfache Tragik: Das Flugzeug war nicht versichert, weil der Hill-Buchhalter vergessen hatte, den Vertrag zu verlängern. Millionenklagen waren die Folge. Bette Hill, Grahams Witwe, musste sogar alle Pokale verkaufen und als Sekretärin jobben, um ihre Familie durchzubringen - zwei Töchter und Sohn Damon, damals 15 Jahre alt. 1996 war auch Damon Weltmeister.

Zwei Jahre nach Hill, 1977, stürzte Carlos Pace im Dschungel von Brasilien ab. Ein Rennfahrer aus der Fittipaldi-Ära, gut genug, um auch die WM zu gewinnen. Sein Tod löste in Brasilien Nationaltrauer aus. Interlagos wurde in "Autodromo Carlos Pace" umbenannt, und sein Denkmal steht heute noch nahe der Einfahrt.

Zwei Rennfahrer, die sich selbstlos für verunglückte Kameraden einsetzten, verloren ihr Leben ebenfalls bei Flugzeugabstürzen: der Engländer David Purley und der vollbärtige Deutsch-Österreicher Harald Ertl. Die TV-Bilder haben sich bei Millionen eingeprägt: Zandvoort 1973 und Nürburgring 1976. Purley war jener Rennfahrer, der in Holland aus seinem Auto sprang, zum Wrack seines Freundes Roger Williams rannte und verzweifelt versuchte, den brennenden, umgestürzten Rennwagen wieder auf die Räder zu stellen: ein Mann allein gegen ein 600-Kilo-Auto, als Einziger mit Feuerlöscher, von den Streckenposten sogar noch behindert und weggezerrt - völlig verzweifelt und gebrochen. Purley wurde für seine Heldentat mit Tapferkeitsorden überschüttet. Wenige Jahre später stürzte er in Südengland bei einem Kunstflug-Abenteuer tödlich ab.

Harald Ertl war einer jener Rennfahrer, der 1976 auf dem Nürburgring - zusammen mit Arturo Merzario, dem Vietnam-Hauptmann Brett Lunger und Guy Edwards - Niki Lauda aus seinem brennenden Ferrari retteten. "Wir haben ins Feuer gegriffen, ihn herausgeholt, das war's", schilderte Ertl seine Opfertat sachlich, unaufgeregt. Wenige Jahre später verunglückte er mit Familie auf einem privaten Ferienflug nach Sylt.

Glück hatte der zweimalige Weltmeister Emerson Fittipaldi. "Ich flog 1997 mit meinem damals sechsjährigen Sohn Luca über meine riesige Orangenplantage. Ich wollte sie ihm zeigen - weil ich so stolz darauf war!" Aus 100 Metern stürzte das Leichtflugzeug ab, der Bub blieb unverletzt. Fittipaldi brach sich einen Halswirbel. Später verriet er: "Das Überleben war ein Zeichen vom Himmel. Seither steige ich in kein Leichtflugzeug mehr - und in kein Rennauto!"

Heinz Prüller