WM

Sara Doorsoun - der perfekte Back-up muss auf die Bank

Doorsoun glänzt gegen Marokko

Der perfekte Back-up muss zurück auf die Bank

Sara Doorsoun spielte gegen Marokko eine gute Partie.

Sara Doorsoun spielte gegen Marokko eine gute Partie. picture alliance / ZUMAPRESS.com

Von der WM in Australien berichtet Jim Decker

Sara Doorsoun spannte auf dem Podium im deutschen Medienzentrum in Wyong die Wangenmuskulatur zu einem Lächeln an und fasste dann ihre persönliche Situation in der Nationalelf in einem Satz zusammen: "Für mich hat sich gar nichts geändert."

Dabei ereignete sich in den vergangenen Tagen viel rund um Doorsoun: Die Defensivspielerin hatte beim 6:0-Auftaktsieg gegen Marokko durchgehend auf dem Rasen gestanden und eine ziemlich gute Leistung abgeliefert (kicker-Note 2,5). Aufmerksam, schnell, mit 93 Prozent erfolgreichen Pässen, bissig in den Zweikämpfen: Es lag auch an Doorsoun, dass der erste WM-Auftritt der Nordafrikanerinnen komplett harmlos blieb.

Kabinen-DJane statt Stammspielerin

46 Länderspiele hat die 31-Jährige in ihrer Karriere bislang bestritten, ist im deutschen Team aber keine Akteurin mit Stammplatz-Ansprüchen mehr. "Wenn ich gebraucht werde, bin ich da. Und wenn ich nicht starte, definiere ich mich nicht über meine Einsatzzeit während des Turniers", sagte Doorsoun, die für das interne Klima des Teams unerlässlich ist. Nicht nur, weil sie zu den Kabinen-DJanes gehört.

Vorrundenspiele des DFB bei der WM

Doch sportlich ist das anders: Da hat das kongeniale Wolfsburger Duo aus Kathrin Hendrich und Marina Hegering die Nase vorn, die bei der EM im vergangenen Somme eine nahezu unüberwindbare Abwehr bildeten. "Marina und Kathy haben eine überragende Europameisterschaft gespielt. Das sind beides super Innenverteidigerinnen", weiß Doorsoun, die bis zu ihrem Wechsel zu Eintracht Frankfurt im vergangenen Sommer noch Klubkollegin in Niedersachsen war. "Ich möchte es beiden so schwer wie möglich machen", sagte Doorsoun zwar, schob aber gleichermaßen realistisch wie resigniert hinterher: "Einfach, um das Trainingsniveau hochzuhalten. Ich weiß um meine Rolle."

Last Woman Standing

Gegen Marokko war Doorsoun quasi "Last Woman standing", Hegering und Sjoeke Nüsken fehlten angeschlagen. Also musste die Rechtsfüßerin Doorsoun die Planstelle in der Innenverteidigung neben der Rechtsfüßerin Hendrich einnehmen. Dabei ist Doorsoun eher als Ersatz für Hendrich eingeplant. Nicht nur wegen des bevorzugten Fußes, sondern auch, weil sich beide in Sachen Zweikämpfführung und Tempo ähneln.

Das funktionierte, weil Marokko auf schnelle Konter in die Spitze setzte und das Fuß-Problem durch einen kleinen taktischen Kniff nicht auffiel: Weil die von der Außenstürmerin zur Rechtsverteidigerin umgeschulte Svenja Huth oftmals tief in der gegnerischen Hälfte stand, baute Deutschland aus einer Dreierkette heraus auf, in der Doorsoun mittig postiert war.

Die Wucht spricht für Hegering

Nun gegen Kolumbien, das nach einem Trainings-Zwischenfall um Jungstar Linda Caicedo bangt, am Sonntag (11.30 Uhr MESZ, LIVE auf kicker) erwartet die DFB-Elf aber ein deutlich körperlicherer Gegner. Es wird Wucht und Härte gefragt sein - was eher für die ins Teamtraining zurückgekehrte Hegering spricht. Vorausgesetzt, die 33-Jährige ist bis dahin rechtzeitig fit.

"Wenn ich gebraucht werde, versuche ich, das zurückzuzahlen. Alles andere entscheiden die Trainerinnen", sagte Doorsoun ganz zurückhaltend und dürfte damit der perfekte Back-up sein. In Sydney könnte das dann wieder die Bank bedeuten. Da hat Doorsoun recht: Es hat sich eben gar nichts geändert.